Der 30-Jährige muss sich wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht verantworten.
Wahlloses OpferStudent schubst Mann am Zülpicher Platz vor KVB-Bahn – Prozessauftakt in Köln

Der Angeklagte mit seinen Verteidigern beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht
Copyright: Hendrik Pusch
Ein Lehramt-Student muss sich seit Donnerstag wegen versuchten Mordes vor dem Kölner Landgericht verantworten. Dem 30-Jährigen wird vorgeworfen, einen Mann am Zülpicher Platz vor eine einfahrende Straßenbahn geschubst zu haben. Nur die schnelle Reaktion des Bahnfahrers verhinderte einen wahrscheinlich tödlichen Ausgang.
Köln: Mann am Zülpicher Platz vor einfahrende Bahn gestoßen
Der geschädigte Koch stand am Mittag des 28. November vergangenen Jahres an der Haltestelle der Linie 9 in Richtung Sülz. „Als die Bahn mit fünf bis zehn Stundenkilometern einfuhr, trat er näher an die Bahnsteigkante“, so heißt es in der Anklageschrift. Der Mann sei völlig arglos gewesen, als der Angeklagte sich plötzlich von hinten genähert habe.
Von einem DM-Geschäft kommend sei der 30-Jährige auf den Geschädigten zugestürmt, habe dabei noch einen Bogen gemacht – der Bahnsteig soll zu diesem Zeitpunkt voll von Menschen gewesen sein – und ihm dann die Schulter in den Rücken gerammt. Als der Mann auf die Gleise stürzte, sei die Bahn nur noch drei bis vier Meter entfernt gewesen.
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Köln: Fahrer verhindert Tragödie mit Notbremsung
„Der Angeklagte nahm mögliche tödliche Verletzungen billigend in Kauf“, sagte der Staatsanwalt. Nur die durch den Bahnfahrer unverzüglich vorgenommene Gefahrenbremsung habe eine Kollision der Bahn mit dem auf den Gleisen liegenden Mann verhindert, heißt es in der Anklage. Die Linie 9 sei nur etwa einen Meter vor ihm zum Stehen gekommen.
Ein Zeuge schilderte im Gerichtssaal, dass der Angeklagte sich danach vorne in die Bahn gesetzt habe. „Ich habe ihn beobachtet, er ist dann in den hinteren Waggon gegangen“, schilderte der Zeuge. Als sich die Bahn nicht bewegte, sei der Mann wieder ausgestiegen und letztlich über den Mauritiuswall geflohen. „Lass mich in Ruhe“, soll der Angeklagte dem Zeugen zugerufen und mit einem Messerangriff gedroht haben.
Köln: Angeklagter spricht von Blackout nach Drogenkonsum
Der beschuldigte Student stellte das Geschehen nicht in Abrede, sprach aber von einem völligen Blackout. Die Trennung von seiner Freundin habe ihn psychisch sehr stark belastet. Zum Tatzeitpunkt habe er viel Alkohol konsumiert und sich am Friesenplatz täglich Drogen besorgt. Er müsse an jenem Tag gerade auf dem Rückweg gewesen sein.
Erklären konnte sich der Angeklagte die Attacke am Bahnsteig nicht. Nie habe er in der Vergangenheit Tötungsfantasien gehabt. Nach einer Entlassung aus dem Gefängnis wolle er sein Leben ordnen, eine Familie gründen. Lehrer wolle er nicht mehr unbedingt werden, sondern eher eine Ausbildung im Apothekenbereich machen. Der Prozess wird fortgesetzt.