Stadt warnt vor LeichtsinnDiese Corona-Lockerungen gelten ab Montag in Köln

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Blick auf den Rathenauplatz in Köln (Archivfoto)

Köln – Die Stimmung auf dem Podium bei der wöchentlichen Pressekonferenz zur Kölner Corona-Lage im Rathaus war so entspannt wie lange nicht. Andrea Blome sprach vom „positiven Spirit im Krisenstab“, dem sie vorsteht. Gesundheitsamtsleiter Johannes Nießen verkündete: „Die dritte Welle ist gebrochen.“ Feuerwehrchef Christian Miller berichtete von einer weiteren Entspannung auf den Intensivstationen. Sinkende Inzidenz und Infektionszahlen, konkrete Aussichten auf gelockerte Corona-Beschränkungen, Erfolge bei der Impfstrategie, die drei hatten einige gute Nachrichten zu überbringen. Jedoch warnten sie ebenso einhellig wie deutlich, die erfreulichen Entwicklungen nun nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. „Die Pandemie ist keineswegs überwunden“, warnte Blome. Ein Überblick.

Wie ist die aktuelle Lage?

Die Inzidenz in Köln liegt über dem Landes- und Bundesdurchschnitt, sinkt aber und steht am Freitag bei 51,8, am frühen Samstagmorgen nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 42,7. In den vergangenen sieben Tagen waren 4,8 Prozent der Coronatest-Abstriche positive, Tendenz fallend. Die Testzentren sind zu gut 40 Prozent ausgelastet, sie könnten täglich 134.560 Tests vornehmen. Der Trend der Neuinfektionen ist rückläufig. Bei Menschen über 65 Jahren gibt es die wenigsten Infektionen, die 19- bis 64-Jährigen sind am häufigsten betroffen. Der R-Wert, der bemisst, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt, liegt bei 0,71. Das bedeutet, dass die Pandemie zurückgeht. Die zurzeit besonders gefürchtete indische Virusvariante breitet sich kaum aus, bislang wurden 13 Fälle gemeldet.

Welche Lockerungen gelten ab Montag?

Da die Inzidenz in Köln fünf Tage in Folge unter 100 geblieben ist, tritt ab kommenden Montag, 0 Uhr, also in der Nacht von Sonntag auf Montag, in Köln die NRW-Coronaschutzverordnung in Kraft. Das heißt aber auch: Über das Wochenende gelten noch die strengeren Bestimmungen. Ab Montag also könnten sich im öffentlichen Raum eine unbegrenzte Zahl Menschen aus zwei Haushalten treffen. Mit Test- und Platzpflicht öffnet die Außengastronomie und es können Kulturveranstaltungen draußen mit bis 500, innen (also etwa Theater, Konzerte oder Kinos) mit bis 250 Personen stattfinden.

Die städtischen Museen können ohne Test, ab er mit Voranmeldung besucht werden. Mit Test könnten kleine Einrichtungen wie Kletterparks und Minigolfanlagen sowie Freibäder (die Liegewiesen bleiben tabu) öffnen. Shoppen wäre ohne Test möglich, jedoch mit beschränkter Kundenzahl in den Ladenlokalen. Campingplätze und Hotels könnten mit Test, aber ohne Innengastronomie öffnen, Schiffs- und Bus-Touren wären wieder gestattet. Der städtische Krisenstab hat jedoch beschlossen, dass das Alkohol- und Verweilverbot an Hotspots wie den Promenaden am Rhein bis auf weiteres bestehen bleibt.

Wie geht es mit den Impfungen voran?

Blome erwartet, dass am Freitag in Köln die 500.000 Person eine Erstimpfung erhalten wird. 53 Prozent der Kölnerinnen und Kölner wurden im Impfzentrum in der Messe versorgt, die anderen vor allem in Arztpraxen. Nach Worten von Feuerwehrchef Miller werden insgesamt bis zu 12.000 Menschen pro Tag geimpft. Wenn das so bliebe, könnten im kommenden September 75 Prozent eine Injektion erhalten haben, was einer Herdenimmunität entspräche.

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Dieses hohe Impftempo sei jedoch in Gefahr, warnt Miller: „Wir erwarten im Juni deutlich weniger Impfstoff-Lieferungen vom Land.“ In den kommenden Wochen könnten deshalb im Impfzentrum weiterhin keinerlei Erstimpfungen verabreicht werden. „Ich appelliere dringend an das Land, mehr Impfdosen bereitzustellen. Nicht nur für Köln, auch für die anderen Kommunen“, sagte Blome.

Werden die Impfungen in Brennpunkten fortgesetzt?

Ja. Bis einschließlich Montag werden mobile Impfteams weiter in Kalk Spritzen setzen. „Der Andrang ist groß, die Menschen dort sind absolut glücklich mit ihrer Impfung“, berichtete Miller. Ab kommendem Dienstag soll es in Vingst weitergehen – vorausgesetzt, es gibt noch Impfstoff. Das Sonderkontingent vom Land, 5500 Dosen, sei nach den Aktionen in Chorweiler, Meschenich, Finkenberg und Kalk bald erschöpft, sagte Blome.

Wie geht es in den Schulen weiter?

Bleibt die Inzidenz unter 100, kehren alle Schulen ab dem kommenden Montag zum Präsenzunterricht zurück. Die Masken-und Testpflicht bleibt bestehen. Laut Blome hat die Stadt das Testangebot des Landes um ein eigenes erweitert. Deshalb seien pro Kind drei Tests in einer Woche möglich.

Wie ist die Situation in den Krankenhäusern?

Die Lage in den Krankenhäusern entspannt sich weiter. Am Freitag mussten 162 Personen stationär wegen einer Corona-Erkrankung betreut werden, zehn Tage zuvor waren es noch 310. Auf den Intensivstationen lagen 69 Covid-Patienten, 58 müssen beatmet werden. Anfang des Monats verzeichneten die Krankenhäuser fast 130 Intensivpatienten.

Was passiert, wenn die Inzidenz weiter sinkt?

„Ich wage die Prognose, dass die Inzidenz am Wochenende unter 50 fällt“, sagte Gesunheitsamtsleiter Johannes Nießen. Wenn das ab kommendem Samstag bis Freitag so bleibt, könnte ab Sonntag, 6. Juni, die nächste Lockerungsstufe der NRW-Coronaschutzverordnung in Kraft treten, die für Inzidenzen zwischen 35 und 50 gilt. Denn weiterhin gilt, dass die Inzidenz an fünf aufeinander folgenden Werktagen den Grenzwert unterschreiten muss, damit am übernächsten Tag gelockert werden kann – der Feiertag Fronleichnam am kommenden Donnerstag wird in diesem Fall nicht mitgerechnet. Bei einer stabilen Inzidenz von unter 50 wären unter anderem Treffen von drei Haushalten mit unbegrenzter Personenzahl erlaubt. Für die Außengastronomie wäre kein Test mehr nötig, die Innengastronomie könnte mit Test öffnen.

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Hallenbäder und Saunen könnten mit Test besucht werden. Sportveranstaltungen unter freien Himmel könnten je nach Stadiongröße bis zu 1000 Menschen ohne Test verfolgen. Händler dürften wieder etwas mehr Kunden in ihre Läden lassen.

Die Warnung vor Leichtsinn

Die voraussichtlichen Lockerungen seien „ein kleiner Schritt in Richtung Normalität“, jedoch „befinden wir uns immer noch mitten in der Pandemie“, sagte Blome. Miller warnte gar vor einer „vierten Welle“, die sich andeute und im Herbst kommen könnte, wenn die Menschen nun leichtsinnig werden würden. Deshalb ergehe die eindringliche Mahnung, die geltenden Abstands- und Hygieneregeln weiterhin unbedingt einzuhalten und Rücksicht aufeinander zu nehmen. Wenn das gelinge, „können wir uns auf einen wunderbaren Sommer freuen“, sagte Blome.

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