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Nach legendärem Köln-KonzertWolf Biermann kehrt in die Stadt zurück, die sein Schicksal wurde

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Wolf Biermann spielt in der Sporthalle

Wolf Biermanns Auftritt in der Kölner Sporthalle 1976 hatte seine Ausbürgerung aus der DDR zur Folge.

Wolf Biermann gibt am 1. November in Köln ein Konzert mit Freunden. Hintergrund ist ein Auftritt vor 49 Jahren, der zu seiner Ausbürgerung aus der DDR führte.

Zunächst war es nur ein Konzert. Dann wurde der Abend des 13. November 1976 in der Kölner Sporthalle zu einem Ereignis, das für den auftretenden Künstler existenzielle Folgen hatte: Drei Tage später beschloss das Politbüro des Zentralkomitees der SED seine Ausbürgerung aus der DDR. Der Auftritt des heute des 89-jährigen Liedermachers gilt nicht nur als Symbol für den Kampf um Meinungsfreiheit und gegen politische Unterdrückung. Biermanns Ausbürgerung trug zur wachsenden Unzufriedenheit in Ostdeutschland bei und markiert für viele Historiker den Anfang vom Ende der DDR. 

Am 1. November kehrt Biermann nun zurück in jene Stadt, die eine so wichtige Rolle in seinem Leben gespielt hat. Im Theater am Tanzbrunnen findet am 1. November ein besonderer Konzertabend statt. Dieser wird nach Worten der Veranstalter „ein lebendiger Baustein in einer großen filmischen Erzählung“: Der Auftritt soll Teil eines Dokumentarfilms sein, der 2026 zu Biermanns 90. Geburtstag in die Kinos kommt. 

Wolf Biermann tritt im Theater im Tanzbrunnen auf

Unter dem Titel „Warte nicht auf bessre Zeiten“ werden im Theater am Tanzbrunnen auch Freunde von Wolf Biermann auftreten. Wolfgang Niedecken etwa hat seine Zusage gegeben, der auf dem Cover-Album „Re:imagined“ im Jahr 2024 mit dem Biermann-Lied „Und als wir ans Ufer kamen“ zu hören ist. Er singe es, so Niedecken, „weil ich spüre, dass es tief empfunden ist. Ein Lied über unser Land und den Menschen darin, der politischen Zerrissenheit, die sich zwar gewandelt hat, aber in den letzten Jahren furchterregende Blüten treibt.“ Biermanns Poesie sei konkret, nie verstiegen und noch immer relevant.

Ähnlich äußern sich die Musiker der Ulmer Rockband Van Holzen: „Wenige Songs haben uns in den letzten Jahren so sehr in ihren Bann gezogen wie Wolf Biermanns ,Wann ist denn endlich Frieden'. Nicht nur, weil das, was damals galt und von Wolf so treffend formuliert wurde, noch heute Gewicht hat, sondern auch, weil die Frage ,Wann ist denn endlich Frieden in dieser irren Zeit?' seither unbeantwortet geblieben ist.“

Außerdem dabei sind Biermanns Frau Pamela, die Gitarristin Nora Buschmann sowie der Jazzmusiker Uli Gumpert: Er habe 1964 in Weimar zum ersten Mal Wolf Biermann gehört und ist mit ihm ebenso befreundet wie Schlagzeuger Günter Sommer, der ebenfalls zugesagt hat: „Die Ausbürgerung Biermanns wirkte wie ein Lackmustest: Wer bekennt sich zu welcher Seite? Ulrich Gumpert und ich unterschrieben die Protestresolution. Wir unterschrieben nicht nur für unseren Freund, der in den Westen verbannt war. Wir unterschrieben vor allen Dingen für uns selbst, denn wir unterschrieben für die Freiheit.“

Knapp 7.000 Menschen waren 1976 in die Sporthalle gekommen, um den DDR-Liedermacher zu hören. Das Konzert glich einer Sensation: Nach elf Jahren Auftrittsverbot in der DDR hatte die Regierung in Ost-Berlin das Konzert beim Klassenfeind genehmigt. Geplant waren zwei Stunden, am Ende wurden es vier. „Man hat mich so viele Jahre gebeten, nicht zu singen, dass man mich nun bitten muss, mit dem Singen aufzuhören“, sagte Biermann damals. Der Vorverkauf für das Konzert im Theater im Tanzbrunnen ist am Montag gestartet. Karten gibt es unter anderem bei www.koelnticket.de