Musikalisch trennen die beiden Welten, möchte man meinen. Jetzt haben Wolfgang Petry und Jürgen Zeltinger einen gemeinsamen Song aufgenommen.
„Karneval der Stars“Wolfgang Petry und Jürgen Zeltinger überraschen mit gemeinsamem Song

Wolfgang Petry und Jürgen Zeltinger trafen sich am Freitag, 10. Oktober, zur Videoproduktion.
Copyright: Andreas Fröhlich
Das Video ist 37 Sekunden kurz. Wir sehen zwei Herren, die op Kölsch ein Zwiegespräch führen, das an die legendären Hans Süper und Hans Zimmermann vom Colonia-Duett erinnert. „So, Jürjen fang an!“ – „Ich weiß jar nit, wodrüm et jeiht ...“ – „Dat jeiht doch um dat Leed, wat mer jesunge han!“ – „Öm dat Leed?“ So beginnt der Dialog zwischen Kölschrocker Jürgen Zeltinger und Schlager-Ikone Wolfgang Petry. Kurz darauf fällt Zeltinger wieder ein, was die beiden vor kurzem im Tonstudio veranstaltet haben: „Mer han e Leedche jesunge, dä Petry un ich ... Folgt man den beiden weiter, so heißt das Werk „Ich wor ens ovve“, das auf dem neuen Sampler „Karneval der Stars 55“ zu hören sein wird.
Köln: Wolfgang Petry und Jürgen Zeltinger machen gemeinsame Sache
Das Werk aus dem Hause Pavement wird am 31. Oktober veröffentlicht und überrascht nicht nur Petry- wie Zeltinger-Fans: Statt Stadion-Schlager und Punkrock handelt es sich bei dem Song um eine ruhige Nummer mit einer sanft-warmen Zeltinger-Stimme.
So außergewöhnlich das Duett klingen mag, so kommt die Zusammenarbeit nicht von ungefähr: Zeltinger wuchs in der Südstadt und in Longerich auf, Petry in Raderthal. Beide kennen sich aus der Kölner Musikszene seit Jahrzehnten. „Es muss mindestens 55 bis 60 Jahre hersein, und ich glaube es war vor der Rolltreppe am Rudolfplatz“, sagt Petry. Zeltinger erinnert sich ebenfalls: „Rolltreppe hieß damals ein Imbiss dort. Da haben wir Straßenmusik gemacht, zu der Zeit kannte uns ja noch keiner. Und Wolfgang habe ich oft nach Gitarren-Akkorden von bekannten Rock und Popsongs gefragt, die er mir dann beigebracht hat. Das weiß ich noch.“
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Bei Zeltingers 76. Geburtstag Ende Mai dieses Jahres feierte Petry im Kreise anderer Weggefährten wie Arno Steffen oder Produzent Reiner Hömig. „Jürgen ist ja sehr krank gewesen. Ich habe mich sehr gefreut, ihn wiederzusehen“, erzählt Petry und wie ihm auf dem Rückweg die Idee zu dem Song kam. Ein paar Tage später habe er seinen alten Freund angerufen und gesagt: „Ich habe ein Lied über dich verfasst.“ Zeltinger habe nur geantwortet: „Schick einfach vorbei.“ Petry weiter: „20 Minuten später rief er zurück und meinte nur: ,Müsse mir opnemme'.“
Zeltinger-Gitarrist Dennis Kleimann: „Sofort Gänsehaut“
Zeltinger spielte den Song auch seinem Gitarristen Dennis Kleimann vor: „Wir hatten beide direkt Gänsehaut. Ein Wahnsinns-Song“, sagt Kleimann. Das Lied beschreibt Zeltingers Leben „mit allen Ups und Downs“, beschreibt Petry. „Und beim Aufnehmen des Songs kam mir die Idee, dass er auch ein bisschen von meinem Leben erzählt. So habe ich mich im Nachhinein auch mit eingebracht.“ Am Freitag trafen sich die beiden Freunde mit der Zeltinger-Band zur Videoproduktion von „Ich wor ens ovve“ wieder.
Petry wurde 1975 bei einem Auftritt in der Forsbacher Disco „Whisky Bill“ entdeckt, in der auch zahlreiche andere Kölner Musiker, wie etwa Hannes Schöner (Ex-Höhner) oder Klaus „Major“ Heuser (Ex-BAP) spielten. Zeltinger feierte seinen Durchbruch nur wenige Jahre später im Kölner „Roxy“. Während er als Erfinder des Kölschrock gilt, hob Petry den deutschen Schlager auf eine neue Stufe, indem er mit einer Rockband live auftrat.
Neuer Song wird auf „Karneval der Stars“ veröffentlicht
Dass die beiden demnächst auch live zusammen singen, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn die Zeltinger-Band verlauten lässt: „Eigentlich geht Wolfgang auf keine Bühne mehr. Aber mal sehen, was sich ergibt.“ Zunächst einmal ist Jürgen Zeltinger nur eines wichtig, wie er im Video betont: „Jonn schnell en CD kaufen, dat mer wigger esse künne.“
In den sozialen Netzwerken kommt der gemeinsame Song bestens an: „Zeltinger und Petry... ich wusste nicht, dass wir das brauchten, aber wir brauchten es“, heißt es da unter anderem. Und bezogen auf das Video wird festgestellt: „Die Zwei sin top, ävver beklopp“. Einziger Streitpunkt ist das korrekte Kölsch. Muss das Lied nicht „Ich wor ens bovve“, statt „ovve“ heißen? Zeltinger liefert die Antwort: „Man kann beides sagen. Außerdem hätte sich bovve nicht gut angehört.“ Kurzum: Dä eine säht esu – dä andere esu.