Kölner DLRGWer Regeln einhält, kann durchaus im Fühlinger See schwimmen

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Alexander Lustig ist stellvertretender Bezirksleiter der DLRG Köln.

Köln – Herr Lustig die Stadt Köln erhöht den Druck auf Schwimmer im Fühlinger See, die außerhalb des Blackfoot Beaches ins Wasser gehen. Dafür werden hohe Geldstrafen angedroht. Warum ist das so?

Nach den zwei Ertrinkungsfällen in diesem Jahr hat man wohl gedacht, ein wenig Ordnung in das Seegebiet bringen zu müssen. Die Sorge ist, dass es in dem relativ großen Gewässer dauerhaft zu Unfällen kommt. Wie der Stadt-Anzeiger bereits berichtet hat, besteht das Schwimmverbot zudem ja schon seit 35 Jahren.

Ist es nicht leider so, dass überwiegend alkoholisierte Schwimmer und nicht beaufsichtigte Kleinkinder verunglücken?

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Ja, und die fehlende Schwimmfähigkeit spielt eine Rolle. Dass Leute sich überschätzen. In diesem Jahr gab es auch Fälle von Erwachsenen, die nicht schwimmen konnten. Die sich auf ihre Luftmatratze verlassen haben und ins Wasser gefallen sind. Oder ein Schlauchboot, das gekentert ist, mit Mutter und zwei Kindern darin, die alle drei nicht schwimmen konnten. Das sind alles so Sachen, wo viel Selbstüberschätzung eine Rolle spielt. Was uns immer wieder Sorgen macht, das sind vor allem die Brückenspringer. Deshalb hat die Stadt jetzt Bauzäune auf den Brücken aufgestellt, um das ein wenig einzuschränken.

Zur Person

Alexander Lustig, stellvertretender Bezirksleiter der DLRG in Köln, ist schon mit elf Jahren in die DLRG eingetreten. Der heute 51-Järige arbeitet gelegentlich auch als Rettungsschwimmer oder Bootsführer am Fühlinger See.

Ist der See denn gefährlich?

Starke Strömungen, das ist sicher nicht so der Fall. Strömungseffekte gibt es allenfalls bei starkem Wind. Dass die Leute beispielsweise auf der Luftmatratze sitzen und abgetrieben werden. Aber ansonsten ist der See ein stehendes Gewässer, das nur durch Grundwasser gespeist wird. Was durchaus sein kann, dass die Leute durch plötzliche Temperaturänderungen im Wasser geschockt sind und ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Aber das kann natürlich auch im Freibad-Gelände geschehen. Der Fühlinger See ist sicherlich nicht vergleichbar mit dem Rhein, wo wir als DLRG grundsätzlich vom Schwimmen abraten. Außerhalb des Freibades jedenfalls ist im See das Schwimmen nicht mit einer besonders hohen Gefahr verbunden. Wenn man die Baderegeln einhält: Sich abkühlt beispielsweise, nicht überhitzt ins Wasser geht. Und nicht weit rausschwimmt oder auch die Wettersituation beachtet. Dann kann man durchaus im See schwimmen.

Worauf sollten Schwimmer am Fühlinger See denn besonders achten?

Man sollte nicht alleine ins Wasser gehen. Wer nicht schwimmen kann, sollte im Flachbereich bleiben. Ob das jetzt ein generelles Schwimmverbot sein muss? Ich weiß nicht. Die Stadt jedenfalls hat es über viele Jahre nicht durchgesetzt. An heißen Tagen sind im Sommer oft tausende, wenn nicht zehntausende Menschen im See. Die können wir bei weitem nicht alle am Blackfoot Beach unterbringen, das ist Fakt.

Könnte man dann nicht weitere kleinere Areale mit Bojen markieren, in denen Schwimmen erlaubt, weil verhältnismäßig risikolos ist? Es gibt doch eine Reihe von Stellen, die sehr flach sind, und an denen Familien mit Kindern schwimmen könnten. Oder?

Ja. Aber es kommt eben auch drauf an. Der See ist abhängig vom Grundwasser. Wenn es also eine Hochwasserphase am Rhein gibt, steigt der See deutlich an. Vormals flache Stellen werden dann natürlich tiefer. Dann müssten also die Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Bojen je nach Wetter immer wieder versetzen.

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Aber das Hochwasser gibt es doch nicht in der warmen Jahreszeit, wenn der See überrannt wird.

Ja, das stimmt. Die Schwankungen gibt es natürlich nicht täglich, sondern nur im Jahresverlauf. Die Frage, die sich für uns als DLRG daraus ergibt, lautet: Brauche ich für eine solche Badestätte immer auch eine Aufsicht?

Und?

Ich denke, das müsste schon sein. Das ist dann eine Frage der Haftung. Ob das personell aber zu leisten ist, da bin ich skeptisch. Wir als DLRG Köln jedenfalls würden das vermutlich nicht schaffen, vor allem in der Woche.

Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Wie ist Ihre Meinung zur Petition gegen das Badeverbot? Soll an den Kölner Badeseen weiterhin stillschweigend mehr oder weniger geduldet werden, dass dort an nicht genehmigten Stellen geschwommen wird? Oder soll die Verwaltung ab dem nächsten Sommen hart gegen „Wildschwimmer“ vorgehen? Schreiben Sie uns eine E-Mail an: ksta-community@dumont.de

Angesichts der Beliebtheit des Sees: Würde die Suche nach weiteren erlaubten Badeflächen, die Suche also nach einem Kompromiss statt eines reinen Verbots, denn nicht Sinn machen?

Als Idee ist das sicher gut. Denn jede bewachte Badestelle ist besser als eine unbewachte. Aber vermutlich kann eine Stadt das dann nur machen, wenn Eintritt genommen wird.

Und wenn es nichts kosten würde?

Das muss die Stadt entscheiden. Ohne Eintritt müssten im städtischen Haushalt dann eben Gelder zur Verfügung gestellt werden.

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