Kölner Drach-ProzessSpoho-Professor verteidigt „Watschelgang“-Analyse – Anwalt blafft Richter an

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Reemtsma-Entführer Thomas Drach beim Prozess im Kölner Landgericht mit Maske.

Thomas Drach werden vor dem Kölner Landgericht vier Raubüberfälle auf Geldtransporter vorgeworfen.

Nachdem der „Watschelgang“ von Thomas Drach erneut Thema im Prozess war, kam es zu einem weiteren Konflikt zwischen Richter und Verteidiger.

Ein renommierter Professor der Kölner Sporthochschule hat seine Video-Analyse im Strafverfahren gegen Thomas Drach am Montag im Landgericht gegen kritische Fragen der Anwälte verteidigt. Auch der Reemtsma-Entführer selbst hatte sich zu Wort gemeldet und sein Unverständnis geäußert. Thema war wieder einmal Drachs sogenannter „Watschelgang“.

Kölner Professor: Körpermerkmale stimmen überein

Im Dezember hatte Prof. Wolfgang Potthast sein Gutachten erstattet. Verglichen wurden heimliche Aufnahmen von Thomas Drach, den die Ermittler in einem Baumarkt observiert hatten, und die Überwachungsbilder dreier Tatorte. Besonders gute Bilder lieferten die Kameras bei IKEA in Frankfurt am Main. Hier wurde im November 2019 ein Geldbote angeschossen.

Potthast sah hier eine weit überwiegende, bis an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit der Übereinstimmung von Körpermerkmalen, etwa bei den Fuß- und Fersenaufsätzen, sowie den X-Beinen von Drach und Täter. Verteidiger Andreas Kerkhof wollte am Montag wissen, auf wie viel Prozent Wahrscheinlichkeit man es beziffern könnte, dass Drach und Räuber die gleiche Person seien.

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Eine genaue Zahl konnte der Professor nicht nennen. Aber: „Dass ich jemanden finde, der die gleichen Merkmale hat, das wäre ein großer Zufall.“ Drach schüttelte den Kopf und sagte: „Hier widersprechen sich Gutachter am laufenden Band. Wem soll man denn jetzt glauben?“ So sei auch mal ein ganz anderer Tatverdächtiger ermittelt worden. Der gilt aber mittlerweile als entlastet.

Wieder Zwist zwischen Richter und Verteidigung

Auch der 61. Verhandlungstag war nicht frei von Konflikten. Als der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern eine Anmerkung machte, blaffte Verteidiger Dirk Kruse, dieser solle nicht „dazwischen quatschen“, denn er sei gerade dabei, den Sachverständigen zu befragen. Bern fühlte sich angegriffen und entgegnete: „Ich quatsche nicht dazwischen, allenfalls rede ich dazwischen.“

Der Prozess wird fortgesetzt. Drach werden insgesamt vier Überfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main und Limburg an der Lahn mit einer Beute von rund 230 000 Euro vorgeworfen. Ein Bündel aus Indizien belastet den Reemtsma-Entführer, neben der Video-Analyse auch eine DNA-Mischspur an einem Fluchtauto, abgehörte Telefonate, sowie ein ehemaliger Mithäftling.

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