Auch die Kölner Grünen wollen das Zürcher Modell für Köln. Außerdem brauche es ein neues Angebot für Crack-Konsumenten – doch dafür ist viel Geld nötig.
Kölner DrogenszeneGrüne wollen Kleinhandel tolerieren und neue Einrichtung für Konsumenten am Neumarkt

Kann das Zürcher Modell eine Lösung für die Drogenprobleme am Neumarkt sein? (Archivbild)
Copyright: Arton Krasniqi
Auch die Kölner Grünen sprechen sich für das Zürcher Modell und die Tolerierung des Drogenkleinhandels in Konsumräumen aus. „Wir sind davon überzeugt, dass das nicht nur suchtkranken Menschen helfen würde, sondern auch die Öffentlichkeit an Plätzen wie dem Neumarkt entlastet“, sagte Ralf Unna (Grüne), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses. Seine Partei setze sich schon seit Jahren für eine Tolerierung des Kleinhandels in den Konsumräumen ein.
Doch auch er verwies wie zuvor schon mehrere andere Parteien, Stadt und Land auf das Gesetz: „Mit der aktuellen Gesetzeslage ist das nicht vereinbar.“ Umso mehr irritiere Unna, dass sich die Kölner CDU nun öffentlich für die Tolerierung des Kleinhandels ausspricht: „Wenn Herr Petelkau sich nun wirklich für das Zürcher Modell einsetzen will, sind wir natürlich gesprächsbereit. Aber dann muss er auch auf seine Parteikollegen in den Ministerien auf Landes- und Bundesebene einwirken, um die Gesetzeslage zu ändern. Oder aber er muss sich dazu bekennen, dass wir in Köln gültiges Recht brechen würden.“
Neues Angebot für Crack-Konsumenten am Neumarkt?
Mechthild Böll, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, machte außerdem auf die veränderte Bedarfslage durch die Zunahme des Crack-Konsums in der Szene aufmerksam. „Daher wollen wir am Neumarkt ein zusätzliches Angebot speziell für Crack-Konsumentinnen und -Konsumenten aufbauen.“ Dieses müsse bis spät in den Abend geöffnet sein und unter anderem mit Aufenthaltsmöglichkeiten, einer Essensausgabe und sozialarbeiterischen Angeboten ausgestattet sein. Dazu sei allerdings viel Geld nötig. „In den Kölner Haushalt haben wir bereits eine sechsstellige Summe dafür eingestellt. Aber es wird mehr als eine Million pro Jahr brauchen, um der Bedarfslage tatsächlich gerecht werden zu können.“
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In einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte Florian Meyer, Leiter der Abteilung „Schadensminderung für illegale Substanzen“ in Zürich das Modell vorgestellt. Es sieht neben mehreren Konsumräumen mit unterschiedlichen Öffnungszeiten vor, dass in den Einrichtungen der Kleinhandel zwischen Konsumenten toleriert wird. So habe Zürich es geschafft, die Szene von öffentlichen Plätzen in die Einrichtungen zu verlagern und eine der größten Drogenszenen Europas zum Verschwinden gebracht.
Als Reaktion darauf gab es viel Zustimmung aus der Politik, unter anderem befürwortete Bernd Petelkau, Vorsitzender der Kölner CDU-Fraktion, das Modell – auch die Tolerierung des Kleinhandels. Allerdings müsse „die Zulassung des Kleinhandels in den Räumen zwingend im Sinne einer Null-Toleranz-Strategie mit einer kompletten Zerschlagung des Drogenhandels im öffentlichen Raum einhergehen“, sagte er.