Kölner HausärzteWas bedeutet die neue Impf-Regelung – und ist sie rechtmäßig?

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Symbolbild

Köln – Mit einem Wert von 235,7 hat die Sieben-Tage-Inzidenz in Köln am Freitag einen neuen Höchststand erreicht. Am Samstag lag der Wert sogar bei 239,7. Der bisherige Höchststand war zuvor eine Inzidenz von 227,8 am 30. Oktober im vergangenen Jahr. Unterdessen meldet die Stadt einen weiteren Todesfall: Eine 84-jährige, mehrfach vorerkrankte Frau ist im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Die Zahl der Todesfälle steigt somit auf 621 an.

Aktuell sind stadtweit 4084 Personen akut und bestätigt mit dem Virus infiziert. 373 dieser infizierten Personen müssen mit einem schwereren Krankheitsverlauf in einer Klinik behandelt werden – davon 135 auf der Intensivstation. „Die Lage in den Krankenhäusern ist weiterhin sehr angespannt. Eine medizinische Versorgung ist aktuell nur durch das aufwendige Umverteilen von Patienten bis ins weitere Umland zu gewährleisten“, sagt Prof. Alex Lechleuthner, Leiter des Kölner Rettungsdienstes.

Stadt Köln bleibt bei Regelungen

Die Ausgangssperre beginnt in Köln weiterhin um 21 Uhr. Obwohl die bundesweite Notbremse eine Ausgangssperre erst ab 22 Uhr vorsieht, hält der städtische Krisenstab an der aktuell geltenden, strengeren Regelung fest. „Wir haben heute im Krisenstab ausgiebig über das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes diskutiert. Dabei sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass die bedrohliche Lage in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen eine Lockerung der Regelungen aktuell nicht hergibt“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Und das so lange, bis das Land Nordrhein-Westfalen Gegenteiliges signalisiere. Daher appelliert Reker am Freitag noch einmal an alle Bürgerinnen und Bürger, sich auch am Wochenende an die Regelungen zu halten, „auch wenn es schwer fällt“. „Nur gemeinsam können wir die Ansteckungen reduzieren“, so Reker.

Alles zum Thema Henriette Reker

Das könnte Sie auch interessieren:

Zudem sollen Stadtteile mit einem hohen Infektionsrisiko künftig ein Sonderkontingent an Impfdosen erhalten. Ziel sei es, in betroffenen Stadtteilen mit einem hohen Inzidenzwert ein erweitertes Impfangebot aufzubauen, um „Personen in besonderen Sozialstrukturen vorzeitig zu impfen“, so ein Sprecher der Stadt. Kölner Stadtteile mit einem Hochinzidenzrisiko sind derzeit etwa Libur (Inzidenz 714,9), Lind (581,2) und Roggendorf/Thenhoven (528,8).

Corona-Impfungen bei Hausärzten angepasst

Kölner Hausärztinnen und Hausärzte wurden am Donnerstag von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) gebeten, die Reihenfolge der Impfungen „unter Relativierung der derzeitigen Erlasslage“ zu entscheiden. Das bedeutet keineswegs, dass jede Kölnerin und jeder Kölner ab sofort Chancen auf eine Impfung hat. Allerdings kann in Absprache mit dem eigenen Hausarzt inzwischen ein erhöhtes Übertragungsrisiko ausreichen, um die Chance auf eine Impfung zu erhalten.Das bedeutet: Wer jung und gesund ist, aber in einem Corona-Hotspot der Stadt lebt oder in einem Beruf arbeitet, in dem viele Kontakte unausweichlich sind, darf sich impfen lassen. Die neue Vorgabe der KV lautet: „Die Umsetzung der Priorisierung sollte in den Arztpraxen dem ärztlichen Sachverstand überlassen werden.“

Die geänderte Vorgabe dürfte bestehen bleiben, da sie den Vorgaben des zuständigen Bundesgesundheitsministeriums, das den Hausärzten bei der Priorisierung explizit Freiheiten einräumt, entspricht. Für Restbestände aus Impfzentren, die in den Praxen verimpft werden, ist hingegen das Land zuständig. Doch auch das NRW-Gesundheitsministerium hat mit dem Kölner Weg offenbar keine Probleme. Die Abgabe von Impfdosen an Arztpraxen, die eine flexible Priorisierung vornehmen, sei zwar „nicht durch die Erlasslage des Landes gedeckt, aber dem Verwurf von Restimpfdosen grundsätzlich vorzuziehen und wird vom Land daher auch nicht beanstandet“, wie eine Sprecherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag sagte.

KStA abonnieren