„Katastrophale Kommunikation“Kölner Wirte kämpfen für Außengastro auf Aachener Straße

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Außengastro mit zwei Reihen

Wird der Beschluss umgesetzt, blieben zwei Tischreihen.

Köln – In Sachen Aachener Straße und Außengastronomie ist das letzte Wort noch längst nicht gesprochen. Am Mittwochmorgen haben die Wirte zwischen Brabanter Straße und dem Eisenbahnring ihre Tische und Bänke so auf den Gehweg gestellt, dass die im Beschluss der Bezirksvertretung geforderten vier Meter Platz bleibt. Zwei Tischreihen bleiben den Wirten dann.

Zuvor hatte es für Gastronomie, Fußweg und Radweg jeweils zwei Meter Platz auf dem insgesamt sechs Meter breiten Weg gegeben. Durch die Verlegung des Radweges auf die Aachener Straße wurden also zwei Meter mehr Raum geschaffen, der dem Beschluss zufolge vollständig den Fußgängern zugutekommen soll. Das Problem: „Da wir den Abstand zur Lieferzone einhalten müssen, würden für die Gastronomie ungefähr 1,50 Meter bleiben“, erklärt Gabi Mantscheff vom Café Bauturm.

„Das würde für einen Verlust von fünfzig bis sechzig Prozent für alle sorgen.“ Die Rechnung, für die Wirte bliebe alles wie zuvor, geht demnach nicht auf. Ein Heranrücken der Tische an die Häuserwand sei auch keine Lösung, da die Eingänge zu den Lokalen, aber auch den Wohnhäusern frei bleiben müssten und bei dieser Option noch mehr Außenplätze wegfielen.

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Proteste der IG Aachener Straße – Zuversicht bei den Wirten

Dieser Wegfall von Außengastronomie würde massive Umsatzeinbußen bedeuten – was für die durch Corona und Energiepreissteigerungen belasteten Wirte das Aus bedeuten könnte. „Nachdem dieser Beschluss der Bezirksvertretung, der still und heimlich gefasst wurde, bekannt wurde, hat es massive Proteste der IG Aachener Straße gegeben. Das hat Politik und Verwaltung auf der Plan gerufen“, sagt Michael Schmidt, juristischer Berater der IG. Inzwischen keimt Hoffnung auf.

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„Ich glaube, dass die Politik verstanden hat, was sie da beschlossen hat und dass es wahrscheinlich nicht das ist, was sie wollte.“ Der Beschluss ist zwar schon rechtskräftig, doch Schmidt ist positiv gestimmt, was eine erneute Aufnahme der Diskussion angeht. Am Donnerstag, 25. August, soll es zu dem Thema um 16 Uhr eine Aktuelle Stunde der Bezirksvertretung im Quäker Nachbarschaftsheim, Kreutzerstraße 5-9, geben, zu der auch Wirte und die Verwaltung eingeladen ist. 

Die Zeichen jedenfalls stehen vorerst gut. „Das Ordnungsamt sieht, so wie wir es verstanden haben, nicht die Notwendigkeit, dass diese vier Meter entstehen müssen“, sagt Dirk Mecky, Betreiber vom Salon Schmitz. „Das ist eine politische Entscheidung gewesen, die getroffen worden ist, ohne uns zu fragen.“ Der Abstand von vier Metern sei schlicht zu groß, findet Mecky. Neben dem nicht stimmigen Bild sei diese Fläche auch unmöglich zu kontrollieren, sagt er. Die Wirte befürchten, dass ein so breiter Bereich zum Verweilen einlädt und der Durchgang so blockiert wird.

Der Kompromissvorschlag der IG Aachener Straße: 2,80 Meter statt vier Meter reiner Fußweg. Das haben die Betreiber bei ihrer Aktion praktisch demonstriert: Eine Tischreihe würde so gewonnen werden. Grundsätzlich, sagt Dirk Mecky, hätten die Wirte der Aachener Straße überhaupt nichts gegen die Umstrukturierung. Im Gegenteil, der neue Radstreifen sorge für mehr Sicherheit. Er betont auch, dass die Wirte weder „Biertrinkern, die auf der Straße verweilen“ einen Vorwurf machten, noch ein „Grünen-Bashing“ betrieben, wie es ihnen auf Sozialen Medien vorgeworfen worden sei.

Andreas Hupke: „Ein Ergebnis katastrophaler Kommunikation“

Wenn doch aber keiner der Beteiligten die Absicht hegt, die Außengastronomie zu verdrängen, wie ist es dann überhaupt zu dieser Situation gekommen? „Das ist ganz einfach“, meint Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. „Das ist ein Ergebnis katastrophaler Kommunikation. Wenn wir das, so wie es vom Fachamt ausgelegt worden ist, gewollt hätten, hätten wir das auch klarer kommuniziert.“

Seit 20 Jahren mache er sich für die Gastronomie stark, so Hupke von den Grünen. Da passe ein vermeintlicher Sinneswandel überhaupt nicht. „Da hätte ich mir einen Anruf von dem Fachamt gewünscht: ‚Was ist da beschlossen worden?‘ Dann wäre das alles gar nicht entstanden.“

Die Stadt sah wenig Interpretationsspielraum bei dem Beschluss, der von den Grünen einstimmig beschlossen worden war. „Drei Juristen, fünf Meinungen. Auch, wenn es keinen Interpretationsspielraum gab – wir sind nicht danach gefragt worden“, sagt Hupke. Es gehe jetzt aber auch nicht darum, jemanden „ans Kreuz zu nageln. Wir müssen nach vorne gucken. Das ist extrem unglücklich gelaufen. Das darf auch nicht nochmal passieren.“

Ein Sprecher der Stadt Köln wies am Mittwoch aber darauf hin, dass die Verwaltung sich öffentlich noch nicht zu dem Thema geäußert hat. „Wir warten ab, bis die Bezirksvertretung weiß, was sie wirklich will.“

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