Abo

JubiläumKölner Dom feiert ein Jahrhundert „Decke Pitter“ – Glocken werden live gegossen

Lesezeit 3 Minuten
Vor dem Kölner Dom wird am Freitagabend eine Glocke gegossen.

Vor dem Kölner Dom wird am Freitagabend eine Glocke gegossen.

Vor 100 Jahren wurde die größte Glocke des Kölner Doms gegossen. Das wird mit Ausstellungen, Konzerten, Vorträgen und Gottesdiensten gefeiert.

Der „Decke Pitter“ ist Herzenssache. Die 24 Tonnen schwere Glocke mit einem Durchmesser von 3,22 Meter ist nicht nur die größte Glocke des Kölner Doms, sondern zählt zu größten freischwingenden Glocken der Welt. Sie wurde am 5. Mai 1923 gegossen, also vor genau 100 Jahren. Zu diesem besonderen Jubiläum läuteten an diesem Freitag um 20 Uhr alle zwölf Kölner Domglocken zu einem einstündigen Konzert. Dem „Decke Pitter“ zu Ehren findet bis Sonntag ein vielfältiges Programm in Köln statt.

Decker Pitter: Das Glockenkonzert zum Nachhören

Am Freitag stand das einstündige öffentliche Glockenkonzert im Mittelpunkt der Festlichkeiten. Beim Konzert war auch die Klaraglocke zu hören, die seit März als zwölfte Glocke des Doms erklingt. Bereits im 19. Jahrhundert hing die Klaraglocke im Dom, wurde aber später unter anderem als Alarmglocke an der Außenseite des Südquerhochdachs genutzt. Das gesamte Konzert wurde vom Domradio im Internet auch als Livestream übertragen.

Auf dem Kölner Roncalliplatz werden Glocken gegossen

Anschließend wurden auf dem Roncalliplatz öffentlich mehrere Glocken gegossen. Diakon und Büttenclown Willibert Pauels präsentierte seinen eigens als Geburtstagsständchen komponierten Song „Decke Pitter – Du Kölsches Klangjewitter“ erstmals öffentlich.

Alles zum Thema Kölner Dom

Am Samstag bietet das Deutsche Glockenmuseum einen ganztägigen Glockenspaziergang an, welcher im Historischen Rathaus endet. Auch dieser Tag wird musikalisch mit einem Konzert der Dommusik um 20 Uhr im Kölner Dom enden.

„Decke Pitter“: Ein langer Weg bis in den Kölner Dom

Der „Decke Pitter“ wurde 1923 aus 24 Tonnen Bronze im thüringischen Apolda gegossen und 1924 in einem dreiwöchigen Prozess in den Glockenstuhl des Kölner Doms eingebaut. Dazu wurde sogar kurzzeitig der Mittelpfeiler des Hauptportals inklusive Marienstatue demontiert – ansonsten hätte das schwere Teil nicht durch die Tür gepasst.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die berühmte Glocke vor dem Einschmelzen gerettet, mit dem Argument, man brauche die Glocke schließlich noch zum Einläuten des „Endsiegs“. Der blieb bekanntlich aus. Abgesehen von einem Riss in den 1950er Jahren, der geschweißt werden musste und dem 2011 abgerissenen Klöppel, der ersetzt werden musste, hat der „Decke Pitter“ bis heute ohne größere Schäden überdauert.

Kölner Petersglocke läutet nur sehr selten

„Die Menschen bleiben stehen, der Alltag bricht auf, der Dom hat das Wort“ – so beschreibt Dompropst Guido Assmann den Moment, wenn die Petersglocke im Dom erklingt. Diese Anlässe sind jedoch begrenzt und in der Läuteordnung des Doms genau festgelegt. Der Decke Pitter wird unter anderem zu den höchsten christlichen Feiertagen geläutet sowie zum Tod und der Wahl des Papstes – insgesamt sind es nur noch acht Gelegenheiten im Jahr. So soll die Petersglocke auch noch viele zukünftige Generationen von Kölnern und Kölnerinnen erfreuen.

Zum Jubiläum des Gusstags der Petersglocke findet der 4. Europäische Glockentag dieses Jahr in Köln statt. „Ziel des Glockentages 2023 ist es, das Interesse in der Bevölkerung für den allgegenwärtigen Glockenklang zu wecken und sich damit in verschiedener Weise auseinanderzusetzen“, erklärt Andreas Philipp, Mitglied des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen.

Köln: Europäischer Glockentag mit viertägigem Programm

Am Sonntag, dem letzten Tag des Glocken-Programms, bietet das Glockenmuseum eine Exkursion ins Bergische Land an, wo verschiedene historische Geläute besichtigt werden. Unter der E-Mail-Adresse deutsches@glockenmuseum.de werden noch Anmeldungen entgegengenommen. Das genaue Programm für das Wochenende ist unter www.glockentag.eu zu finden.

KStA abonnieren