Neue IdeeKann die Hohenzollernbrücke mit historischem Bauteil ausgebaut werden?

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Berühmtes Stadtbild: Der Blick auf den Dom und die Hohenzollernbrücke.

Berühmtes Stadtbild: Der Blick auf den Dom und die Hohenzollernbrücke.

1949 gab die Stadt Köln einen Teil der Hohenzollernbrücke nach Duisburg. Dort wird das Bauwerk nicht mehr gebraucht. Kann Köln es nutzen?

Während in Köln die Diskussion um die südliche Erweiterung der Hohenzollernbrücke am Welterbe Dom läuft, brechen in Duisburg diese Woche Arbeiter einen historischen Brückenbogen ab, der mal Teil der originalen Hohenzollernbrücke war. Im Jahr 1949 hatte die Stadt Köln das Bauwerk nach Duisburg verkauft, dort ist es Teil des OB-Karl-Lehr-Brückenzuges über die Ruhr und war auch in früheren „Schimanski“-Tatorten zu sehen.

Bis 2025 wird der Brückenzug ausgetauscht, die Demontage des Brückenzuges hat laut einer Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg am Montag begonnen und soll Ende der Woche beendet sein. Die Sprecherin teilte mit: „Der Brückenbogen wird von einem Unternehmen zerlegt und dann entsorgt beziehungsweise weiter verwertet.“ 

Früher Teil der Kölner Hohenzollernbrücke, heute steht sie Duisburg. In dieser Woche wird sie abgebrochen.

Früher Teil der Kölner Hohenzollernbrücke, heute steht sie Duisburg. In dieser Woche wird sie abgebrochen. Wohl rund um die Jahrtausendwende wurde sie wie weitere Duisburger Brücken farbig angestrichen.

Doch die Stadt Köln hat kein Interesse, den Brückenbogen aus Duisburg für die Erweiterung der Hohenzollernbrücke zu nutzen. Das zuständige Dezernat für Mobilität teilte mit: „Der Verwaltung ist der vorgesehene Rückbau der ursprünglich aus Köln stammenden Brücke – ein Bogen von der im Krieg zerstörten Hohenzollernbrücke mit drei Bögen – in Duisburg bekannt.“

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Denkmalschützerin hatte Integration des Duisburger Brückenteils in Köln vorgeschlagen

Sie weist darauf hin, dass laut der Stadt Duisburg die Strombrücke älter als hundert Jahre alt ist und sie die vorgesehene Nutzungsdauer erreicht hat. „Eine Nutzung für den Bestandsbogen wird aufgrund der maroden Bestandssituation nicht gesehen“, teilte die Stadt Köln mit.

Die zerstörte Hohenzollernbrücke am 7. April 1945.

Die zerstörte Hohenzollernbrücke am 7. April 1945.

Doch beispielsweise eine Mitarbeiterin des Denkmalschutzes der Bezirksregierung Köln hatte den Duisburger Brückenbogen im Jahr 2019 in einer ersten Einschätzung vorgeschlagen. In der Stellungnahme heißt es über die Analyse der Mitarbeiterin: „Sie regte an, die Integration dieses Brückenstückes in die Neugestaltung zu erwägen und befürwortete eine Gestaltung der Brücke in Anlehnung an den historischen Bestand nach Vorbild der Erweiterung der 1980er-Jahre.“

Diese fünf Varianten zum Ausbau der Hohenzollernbrücke hat die Stadt Köln unter verschiedenen Gesichtspunkten geprüft.

Diese fünf Varianten zum Ausbau der Hohenzollernbrücke hat die Stadt Köln unter verschiedenen Gesichtspunkten geprüft.

Seit Monaten bereitet die Verwaltung die Pläne für die Erweiterung um elf Meter für Fußgänger und Radler vor. Doch wie dieser Ausbau für 62,5 Millionen Euro aussehen soll, ist umstritten. Die Verwaltung spricht sich unter mehreren Varianten für einen schmalen Brückenbogen aus, er weicht damit von der Optik der drei bestehenden Fachwerkbögen der Hohenzollernbrücke ab. Zuletzt hatte sie die ersten Visualisierungen präsentiert.

Dombaumeister kritisiert Pläne für die Hohenzollernbrücke

Das kritisierte unter anderem Dombaumeister Peter Füssenich, er sagte im Vorjahr: „Aus meiner persönlichen Sicht ist es völlig ausgeschlossen, diesem ikonischen Ensemble einen Brückenbogen anderer Form vorzusetzen, der diese Ansicht des Rheinpanoramas zerstören wird.“ Er forderte eine Prüfung durch die Berater-Organisation Icomos, sie prüft für die Kulturorganisation Unesco, ob Bauvorhaben den Welterbe-Status, beispielsweise des Doms, gefährden.

Diese Visualisierung zeigt, wie die Stadt sich die Brückenerweiterung vorstellt.

Diese Visualisierung zeigt, wie die Stadt sich die Brückenerweiterung vorstellt.

Die denkmalgeschützte Hohenzollernbrücke ist 26,20 Meter breit und 409,19 Meter lang und verfügt derzeit über sechs Bahngleise. Sie gehört der Deutschen Bahn, für den Ausbau für Radler und Fußgänger ist die Stadt verantwortlich. Die erste Brücke wurde zwischen 1907 und 1911 erbaut, im März 1945 sprengten die deutschen Truppen sie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der erste Brückenzug laut Stadt zwischen 1946 und 1948 wieder aufgebaut, in den Jahren 1956 bis 1959 folgte der zweite – und damals wurden im Gegensatz zu heute Originalteile eingebaut. Im städtischen Denkmallistenblatt heißt es: „In beide Brückenzüge konnten wiederverwendungsfähige Originalteile eingebaut werden (…).“

Diese Visualisierung zeigt, wie die Stadt sich die Brückenerweiterung vorstellt.

Diese Visualisierung zeigt, wie die Stadt sich die Brückenerweiterung vorstellt.

Von 1986 bis 1987 wurde der dritte Fachwerkbogen hinzugefügt. Im Denkmallistenblatt heißt es: „Bei der Angliederung eines dritten Bogenzuges hatte die Bundesbahn bewusst aus (stadt-)gestalterischen Gründen die Form der vorhandenen eisernen Konstruktionen für das neue Tragwerk übernommen.“

Die Stadtverwaltung Köln lehnt diese Vorgehensweise ab. Sie begründet die Ablehnung mit mehreren Gründen. Erstens: Der Blick von der Brücke auf den Dom wäre laut Verwaltung aufgrund der Querstreben „stark eingeschränkt“.

Diese Variante lehnt die Stadt ab, unter anderem weil sie den Domblick erschwere.

Diese Variante lehnt die Stadt ab, unter anderem weil sie den Domblick erschwere.

Zweitens: Die Mehrkosten sollen wegen des Stahlpreises rund 27,4 Millionen Euro betragen und die Stahlproduktion verursacht demnach rund 6900 Tonnen CO₂. Und drittens: Diese Variante soll laut Stadt neun Monate länger dauern. Zur Einordnung: Anfang 2020 hatte die Stadt geplant, dass der Rat die erweiterten Pläne für den Ausbau Anfang 2022 behandelt, das geschieht nun zwei Jahre später. Im März soll er die Pläne genehmigen.

Die Denkmalschutzstellen der Stadt, des Landschaftsverbandes Rheinland und der Bezirksregierung haben für die Politik eine gemeinsame Stellungnahme verfasst, darin heißt es unter anderem: „Das neue Bauwerk muss sich anpassen, unterordnen und im geringstmöglichen Maße in die charakteristische Gestalt der Hohenzollernbrücke eingreifen, die das ikonische Stadtbild mit Dom und Altstadtpanorama entscheidend mitprägt.“ Der Rat soll den finalen Baubeschluss 2026 treffen.

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