Kölner ZentralbibliothekFörderverein bezeichnet möglichen Neubau als Bankrotterklärung

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Das Bild zeigt die Zentralbibliothek von außen, auch Fahrräder und Autos sind darauf zu sehen.

Sanierung oder doch Neubau? Weiterhin ist unklar, was mit der Zentralbibliothek passiert.

Der Förderverein der Zentralbibliothek setzt sich für die Sanierung des Hauses ein – und greift Teile der Politik verbal scharf an.

Der Förderverein der Kölner Zentralbibliothek lehnt einen Abriss samt Neubau des Gebäudes ab und spricht sich vehement für die geplante Sanierung am Neumarkt aus. In einem offenen Brief schreibt der Erste Vorsitzende, der Kölner Bauunternehmer Anton Bausinger: „Anstatt nun also dieses Element des Zusammenlebens (die Zentralbibliothek, Anmerkung der Redaktion), das Teilhabe und Gemeinschaft ermöglicht, schnell und sicher in eine neue Zukunft zu führen, macht die Politik einen völlig undefinierten neuen Abgrund auf und schlägt einen Abriss und Neubau, möglicherweise sogar an anderer Stelle, vor.“

Bausinger setzt sich dafür ein, dass die Bibliothek am Neumarkt bleiben muss. Zuletzt hatte sich unter anderem die Kölner CDU für den Neubau ausgesprochen, weil eine Sanierung des Gebäudes von 1979 viele Risiken habe. Sie kann sich sogar einen neuen Standort vorstellen. Grüne und SPD sind noch zurückhaltend, die FDP will ebenfalls den Neubau.

Es kann und darf auf keinen Fall das Zukunftsmodell werden, Gebäude, die erst 45 Jahre alt sind, abzubrechen und durch Neubauten zu ersetzen.
Anton Bausinger, Vorsitzender des Fördervereins der Kölner Zentralbibliothek

Der Förderverein verfolgt diese Diskussion „mit großem Unverständnis“, Bausinger schreibt: „Die Stadtverwaltung sollte die Herausforderung annehmen, eine beschlossene Sanierung durchzuführen und den Bürgerinnen und Bürgern zu beweisen, dass sie handlungsfähig ist. Wenn dies bei einem Gebäude mit derart geringer Komplexität wie der Stadtbibliothek nicht gelingt, ist das eine Bankrotterklärung – ökologischer, ökonomischer, sozialer und demokratischer Natur.“

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Laut Bausinger gibt es aus statischen oder konstruktiven Gründen keine Notwendigkeit zum Abriss. „Es kann und darf auf keinen Fall das Zukunftsmodell werden, Gebäude, die erst 45 Jahre alt sind, abzubrechen und durch Neubauten zu ersetzen.“

Kölner Zentralbibliothek: Annahmen der Stadt sind überholt

Im Jahr 2018 hatte der Rat den Bau beschlossen, damals sollte die Sanierung im laufenden Betrieb umgesetzt werden und bis September 2024 für rund 59 Millionen Euro abgeschlossen sein. Den nun diskutierten Neubau mit neuem Konzept veranschlagte die Stadt damals mit 146 Millionen Euro, das Projekt hätte im April 2028 fertig sein sollen. Nichts davon hat heute noch Bestand.

Aktuell geht die Stadt von rund 81 Millionen Euro Kosten aus, doch die Summe gilt als überholt. Und die Sanierung soll nicht im Betrieb stattfinden, stattdessen kommt die Bibliothek in einem Geschäftshaus auf der Hohe Straße unter, das aber erst 2024 als Interim eröffnet. Die Sanierung soll Ende 2026 abgeschlossen sein, doch auch das gilt als überholt.

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