Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Mangel an Verantwortung“Studierende beklagen schlechte Zustände in einem Kölner Wohnheim

3 min
Auch die Hygiene in den Waschräumen sei mangelhaft, befinden die Studierende.

Auch die Hygiene in den Waschräumen sei mangelhaft, befinden die Studierende.

In einem privaten Studentenwohnheim war die Warmwasserversorgung für lange Zeit ausgefallen. 

„Ein Desaster“, „absolut frustrierend“ – so beschreiben Bewohnerinnen und Bewohner eines privaten Studentenwohnheims in der Gebrüder-Coblenz-Straße in Deutz Zustände, die noch bis vor einigen Tagen anhielten. Denn knapp drei Wochen war die Warmwasserversorgung unterbrochen oder sogar ganz ausgefallen. Die Folge: Aus den Hähnen kam wochenlang eiskaltes Wasser.

„Und es ist ja nicht einfach nur kalt. Es fühlte sich an, als käme es direkt aus dem Whirlpool eines Eisbären“, beschreibt es ein Student, der das Wohnheim bewohnt, namentlich aber nicht genannt werden möchte.

Niemand fühlt sich verantwortlich
Federica, Studentin und Bewohnerin

Anrufe und E-Mails, in denen die 120 Bewohner ihre Beschwerden mitteilten, wurden nur sporadisch beantwortet. Diese E-Mails liegen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. In ihnen wird die Unterbrechung der Warmwasserversorgung, aber auch eine unzureichende Kommunikation bemängelt. Zudem werden Hygienemängel in dem Gebäude beschrieben: verschmutzte Flure, Kakerlaken und ein übel riechender Wäscheraum, dessen Wände und Flure verschimmelt sind. „Dieses Gebäude fällt auseinander“, liest man dazu in der Whatsapp-Gruppe der Studenten.

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

„Wir haben seit Wochen kein warmes Wasser gehabt, das Gebäude ist dreckig und voll mit Insekten, aber niemand fühlt sich dafür verantwortlich“, sagt Federica. In dem Deutzer Wohnheim lebt sie seit 2023. Solche Missstände habe es zuvor nicht gegeben. Mittlerweile häuften sie sich allerdings, was Federica als nicht hinnehmbar und ermüdend empfindet.

In dem Wohnheim wurden auch Kakerlaken gesichtet.

In dem Wohnheim wurden auch Kakerlaken gesichtet.

Ähnliches beschreibt auch Shreyansh, der mehrere E-Mails an die Verwaltung geschickt hatte; die erste am 26. Juni. Aussagekräftige Antworten mit Erklärungen seien aber erst am 7. Juli eingegangen.

Dabei war die Versorgung bereits seit dem 5. Juni immer wieder unterbrochen, bis sie am 12. Juli schließlich wieder funktionierte. Besonders frustrierend und erschütternd ist es laut Shreyansh, dass die Bewohner seit Wochen mit eiskaltem Wasser duschen mussten, obwohl die morgendlichen Temperaturen in Köln in dieser Zeit auf 12 bis 14 Grad gefallen waren. Für ihn ein „Mangel an Verantwortung“.

Ursache der Einschränkung war ein defektes Bauteil

Das Wohnheim wird von Talyo Property Services geführt, einem Unternehmen, das sich auf die Verwaltung von Wohnungen und Mikro-Appartments spezialisiert hat und in zahlreichen deutschen Städten vertreten ist. Ursache der temporären Einschränkung in der Warmwasserversorgung sei eine defekte Baugruppe der zentralen Heizungsanlage gewesen, erklärt eine Sprecherin. Das betroffene Bauteil sei verschleißbedingt ausgefallen. Daraufhin habe man kurzfristig einen Notbetrieb eingerichtet, der die Grundversorgung sicherstellen sollte, so die Sprecherin weiter. Man habe zudem ein neues Bauteil bestellt, doch aufgrund von Lieferengpässen habe sich die Beschaffungszeit verzögert. 

Die Versorgung von Warmwasser zählt zur Grundausstattung einer Wohnung. Bleibt das Wasser kalt, handelt es sich um einen Mangel, der behoben werden muss. Natürlich könne nicht erwartet werden, dass das von heute auf morgen passiere, sagt Hans Jörg Depel, Geschäftsführer des Mietvereins Köln. „Drei Wochen sind aber einfach zu lang.“ 

Studenten beschreiben die Zustände des Wohnheims als frustrierend.

Studenten beschreiben die Zustände des Wohnheims als frustrierend.

Wie die Sprecherin von Talyo betont, sei eine transparente und zeitnahe Kommunikation dem Unternehmen wichtig. „Die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner wurden durch Aushänge im Objekt sowie über die zuständige Verwaltung regelmäßig über den Stand der Dinge informiert.“ Diese Aushänge sucht man in dem Wohnheim allerdings vergeblich. Auch eine Erklärung, wie es zu dem Schaden kommen konnte und wie der Stand der Reparatur sei, erfolgte erst am 7. Juli. Beinahe einen Monat, nachdem die Versorgung unterbrochen war.

Hinweise auf technische Störungen und hygienische Missstände nehme Talyo sehr ernst, heißt es weiter. „Parallel zur technischen Instandsetzung werden die Reinigungsintervalle in den gemeinschaftlich genutzten Bereichen derzeit überprüft und bei Bedarf angepasst.“ Zudem werde an einer Optimierung der Betriebsabläufe gearbeitet, betont die Sprecherin. 

Mittlerweile funktioniert die Warmwasserversorgung in dem Deutzer Wohnheim wieder. Dennoch hoffen viele Studierende auf eine bessere Kommunikation, sollten in Zukunft weitere Schäden auftreten.