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Stauchaos an der Lanxess-Arena„Wenn Tausende stundenlang festsitzen, ist die positive Stimmung schnell verflogen“

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Staufalle: Weil die Ampeln an dieser Kreuzung nicht auf den Arena-Modus schalteten, dauerte die Ausfahrt aus den Parkhäusern bis zu zweieinhalb Stunden. Foto: Arton Krasniqi

Veraltete Steuerungstechnik bei den Ampeln an der Lanxess-Arena haben zuletzt mehrfach zu einem Stauchaos geführt. Besucher mussten teils Stunden ausharren.

Die Lanxess-Arena ist mit Höhepunkten in die zweite Jahreshälfte gestartet. Erst sorgte Rap-Superstar Drake für drei ausverkaufte und gefeierte Shows. Dann erzeugten die Basketball-Nationalmannschaften von Deutschland und Spanien vor 18.517 begeisterten Fans Gänsehaut-Atmosphäre in Deutz.

Die Abende waren echte Sternstunden für die Stadt und sorgten einmal mehr für erkennbare wirtschaftliche Impulse für Köln. Die Musik- und Sport-Highlights wurden jedoch von mehreren Problemen bei der Infrastruktur rund um Deutschlands größte Multifunktionsarena überschattet.

Nach den Drake-Konzerten am 15., 16. und 18. August erlebten die Besucherinnen und Besucher einen absoluten Parkhaus-Horror. Stellenweise dauerte es bis zu zweieinhalb Stunden, ehe alle mit ihren Autos die Arena-Stellflächen verlassen konnten. Die Folge war ein wildes Hupkonzert bis weit nach zwei Uhr in der Nacht und blankliegende Nerven.

Hupkonzert bis zwei Uhr nachts

In den sozialen Medien wurden Videos gepostet, die zeigten, wie die Autos Stoßstange an Stoßstange standen. „Die gute Laune vom Konzert war nach zwei Stunden Stillstand im Parkhaus verschwunden. Wir haben das Erlebte wie eine Freiheitsberaubung empfunden“, schilderte ein wütender Besucher die Situation. Das Parkhaus P1 bietet Platz für 1748 Fahrzeuge, das Ausfahren im Tunnel ging stadteinwärts auf der Opladener Straße Richtung Messe nicht einmal im Schritttempo voran.

An den Ampelanlagen im Umfeld der Parkhäuser der Lanxess-Arena sollen nach Ende der Veranstaltungen eigentlich spezielle Arena-Entleerungsprogramme geschaltet werden, die ein möglichst zügiges Verlassen der Parkhäuser erlauben. Auf Nachfrage teilte die Stadt Köln mit, dass die Programme aufgrund einer technischen Störung an diesen Tagen nicht gefahren wurden.

Davon seien neben den beiden Ampelanlagen an der Arena auch die Kreuzung Gummersbacher Straße/Walter-Pauli-Ring und am ehemaligen Odysseum betroffen gewesen. Diese sei nun aber wieder behoben. Gleichwohl räumte man ein, dass ältere Steuergeräte noch nicht mit der neuesten Technik an den Verkehrsrechner angeschlossen seien. Das soll so schnell wie möglich geschehen. Zurzeit werde auch geprüft, ob die beiden Arena-Ampelanlagen bis dahin während der Veranstaltungen „speziell überwacht werden können“.

Konsequenzen für Arena und Stadt befürchtet

Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher telefonierte nach den Drake-Konzerten bis tief in die Nacht mit den zuständigen Stellen, um Lösungen für die Probleme zu finden und traf auf Hilfsbereitschaft. Dennoch: „Gästezufriedenheit ist für uns das A und O. Wenn Tausende nach einer phänomenalen Veranstaltung euphorisiert nach Hause wollen und stundenlang festsitzen, ist die positive Stimmung schnell verflogen.“

Gäste, die solch unzumutbare Wartezeiten erleben und in den Parkhäusern festsitzen, werden nicht noch einmal nach Köln kommen
Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena

Löcher fürchtet, dass solche Erlebnisse Konsequenzen für die Arena und somit auch für die Stadt haben werden. „Gäste, die solch unzumutbare Wartezeiten erleben und dort in den Parkhäusern festsitzen, sind verlorene Kundinnen und Kunden. Sie werden nicht noch einmal zu einer Veranstaltung nach Köln kommen“, sagte er und hat diese Bedenken in einem Brief an die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung auch mitgeteilt.

Auch aus den Parkhäusern P3/P4, wo es für die Vip- und Businesskundschaft 789 Stellplätze gibt, stockte zuletzt massiv der Verkehr. An der Gummersbacher Straße laufen die Bauarbeiten für den beschlossenen Fahrradweg sowie die Errichtung einer neuen Ampel und sorgen so für ein Nadelöhr. Eigentlich sollten die Maßnahmen im veranstaltungsfreien Juli durchgeführt werden, verzögerten sich aber.

Probleme auch beim Basketball-Länderspiel

Beim Aufbau für das Basketball-Länderspiel kam es deshalb zu erheblichen Problemen, weil Lkw mit dem benötigten Hallenboden nicht durch Tor 4 zum sogenannten „Loading Dock“ einfahren konnten. Selbst die Teambusse der Nationalmannschaften mussten zunächst rangieren, um die Zufahrt zu schaffen.

Angesichts des Chaos‘, das beim Abfluss nach den Mega-Events schon jetzt herrscht, dürften die Probleme auf der Gummersbacher Straße nach Fertigstellung der neuen Ampelanlage am Fahrradweg noch größer werden, fürchtet der Arena-Chef.

In Richtung Deutz ist ein kombinierter Fahrstreifen vorgesehen, der außerhalb von Großveranstaltungen nur von Radfahrern genutzt werden kann, beim Arena-Betrieb an rund 50 Abenden pro Jahr aber auch für Autos freigegeben ist. Dieser Kompromiss war nach langen Diskussionen zwischen dem Verkehrsdezernat und der Arena-Geschäftsführung vereinbart worden. In Richtung Kalk ist ein 2,50 Meter breiter Radstreifen geplant. Der Abschnitt ist Teil einer Radpendlerroute zwischen Köln und Bergisch Gladbach.

Vorgesehen ist, dass Mitarbeitende der Lanxess-Arena die Straßenschilder rund drei Stunden vor Beginn der Großveranstaltung selbst umklappen, sodass diese zu Autostreifen umfunktioniert werden.

Neuer Fahrradstreifen in Bau

Die Stadt Köln teilte auf unsere Anfrage mit, dass sie weiterhin plant, die gesamte Baumaßnahme an der Ausfahrt der Parkhäuser bis Ende Oktober 2025 fertigzustellen. Parallel würden auch noch Sinkkästen für die Straßenentwässerung optimiert. Erste Markierungen für den Radverkehr sollen ab Anfang September erfolgen, anschließend stehen die anderen baulichen Veränderungen entlang der Gummersbacher Straße an.

„Die Probleme bei den Drake-Konzerten waren kein Einzelfall. Wir hinterlegen unseren Missmut deshalb regelmäßig bei der Stadt. Uns fehlt die Fantasie, wie die schnelle Entleerung der Parkhäuser über die Gummersbacher Straße funktionieren soll, wenn die anderen Ampeln immer wieder für Probleme sorgen“, sagt Löcher. „Wir brauchen dringend verlässliche Lösungen und modernste Technik, damit die Prozesse rund um den Betrieb der Arena funktionieren.“