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Forderung der BV InnenstadtErstaufnahmeeinrichtung im Agnesviertel soll auch anderweitig genutzt werden

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Außenansicht der ehemaligen Oberfinanzdirektion und Generalzolldirektion an der Riehler Straße

Die ehemalige Oberfinanzdirektion an der Riehler Straße soll zu einer Erstaufnahmeeinrichtung für rund 500 Geflüchtete umgebaut werden.

Die Bezirksvertretung möchte die Immobilie nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für Studenten oder wohnungslose Menschen zur Verfügung stellen.

Die Stadt Köln soll sich bei der Bezirksregierung dafür einsetzen, dass geprüft wird, ob die frühere Oberfinanzdirektion an der Riehler Straße auch zur Unterbringung von Studierenden oder wohnungslosen Menschen genutzt werden kann. Das soll gegebenenfalls parallel zur geplanten Nutzung als Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete möglich sein. So hat es die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt auf Antrag von Grünen, SPD, Klimafreunden und der Partei einstimmig beschlossen.

Wegen des Wohnungsmangels sei es sinnvoll, Teile der Immobilie nicht nur für Flüchtlinge bereitzustellen, wenn die Kapazitäten nicht ausgelastet seien, heißt es in der Begründung des Antrags. Ziel sei es, „vorhandene Ressourcen effizient einzusetzen“, auch übergangsweise. Die Unterbringung von Wohnungslosen könne dem „Housing First“-Ansatz folgen. Dieser sieht vor, Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht oder bereits betroffen sind, ohne Vorbedingungen den Zugang zu einer festen eigenen Wohnung zu bieten.

Erstaufnahmeeinrichtung soll Anfang 2026 in Betrieb genommen werden

Nach dem Willen der BV soll zudem frühzeitig ein Konzept für die Zeit nach der Nutzung als Flüchtlingsunterkunft entwickelt werden, das dem Bedarf der Stadt Köln entspricht. „Auch hier bieten sich studentisches Wohnen und Housing-First-Konzepte an, um dem angespannten Wohnungsmarkt entgegenzuwirken.“

Die Bezirksregierung Köln ist vom Land NRW, dessen Bau- und Liegenschaftsbetrieb die ehemalige Oberfinanzdirektion gehört, mit deren Umbau beauftragt. Er soll im August beginnen. Der Betrieb als Erstaufnahmeeinrichtung für rund 500 Geflüchtete ist für zehn Jahre geplant. In solchen Übergangsunterkünften werden die Menschen registriert, medizinisch untersucht und können einen Antrag auf Asyl stellen.

Bei der Anwohnerschaft regt sich seit langem Widerstand

Nach einigen Wochen wechseln sie in sogenannte Zentrale Unterbringungseinrichtungen. Das Gebäudeensemble in der Nähe des Ebertplatzes, das seit 2021 leer steht und sei Jahrzehnten nicht grundlegend saniert worden ist, besteht aus drei Teilen. Für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge sollen nur der denkmalgeschützte Altbau und die Kantine genutzt werden, wegen des ungeeigneten Zuschnitts der Büroräume aber nicht das Hochhaus.

In der Anwohnerschaft rund um den Reichenspergerplatz regt sich seit langem Widerstand gegen die Erstaufnahmeeinrichtung. Deswegen bittet die BV mit demselben Beschluss darum, dass die Bezirksregierung sowohl die innerstädtischen Bezirksvertreter als auch die Anwohner und Anwohnerinnen „zeitnah“, das heißt vor Beginn der Bauarbeiten, über die aktuelle Planung informiert, etwa über das Nutzungskonzept und die Betreiberauswahl.

„Die Absicht der Bezirksregierung, weitere Formate wie ein Fachgespräch oder eine Bürgerinformation erst nach Beginn der Bauarbeiten bzw. der Eröffnung der Einrichtung durchzuführen, ist aus unserer Sicht nicht zielführend“, ist in der Antragsbegründung zu lesen. „Entsprechende Formate sollten deswegen vor diesen beiden Zeitpunkten durchgeführt werden, um die Bevölkerung mitzunehmen und die Aufnahmebereitschaft sicherzustellen.“

Die Zahlen der Asylanträge in Deutschland waren zuletzt stark gesunken – von rund 132.000 im ersten Halbjahr 2024 auf knapp 73.000 im ersten Halbjahr 2025. Auswirkungen auf die Pläne für die Einrichtung an der Riehler Straße hat diese Entwicklung nicht, wie die Bezirksregierung mitteilt. „Nach derzeitigen Planungsstand erfolgt die Inbetriebnahme der Einrichtung im Sommer 2026“, heißt es auf Anfrage.