Streit um Fort XBezirksvertretung lehnt Direktvergabe an Kölner Karnevalsverein ab

Lesezeit 4 Minuten
FortX

Das marode Festungsbauwerk muss saniert werden.

Köln – Ist das Nippeser Fort X ein Objekt von Klüngel und Mauschelei? Wird das romantisch überwucherte preußische Befestigungswerk von der Stadt per Direktvergabe für 99 Jahre der Nippeser Bürgerwehr übergeben? Der Vorwurf steht im Raum, seit im April eine Beschlussvorlage für den nicht-öffentlichen Teil des Liegenschaftsausschusses bekannt wurde, wonach der Karnevalsgesellschaft das Fort in Erbpacht überlassen werden soll. Der Ausschuss traf keine Entscheidung, reichte die Vorlage ohne Votum an die Bezirksvertretung Innenstadt weiter – wo sie abgelehnt wurde.

„In 20 Jahren ehrenamtlicher Bezirksvertretung habe ich eine so rasante zeitliche Vergabe-Taktung nicht erlebt“, sagt Andreas Hupke (Grüne), Bezirksbürgermeister der Innenstadt. „Wir lehnen eine Direktvergabe ab und ich denke, sie ist durch die öffentliche Diskussion auch für den Stadtrat vom Tisch.“ Eine öffentliche Ausschreibung müsse aber noch durch den Liegenschaftsausschuss auf den Weg gebracht werden. Die grüne Ratsfraktion „kann sich keine Direktvergabe leisten“, sagte Hupke dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch Bernd Petelkau, Fraktionschef des Bündnispartners  CDU, habe sich für eine einvernehmliche Lösung ausgesprochen. 

„Wir haben nicht gemauschelt"

Bleibt der Klüngel-Vorwurf. „Wir haben nicht gemauschelt“, wehrt sich Michael Gerhold, Präsident der Bürgerwehr. Nein, der einflussreiche Traditionsverein wolle sich kein Vereinsheim durch die Hintertür sichern. Die „Appelsinefunke“ hätten auch erst die Initiative ergriffen, nachdem sie dringend darum gebeten worden seien. „Ein Mieter des Fort X ist an uns herangetreten mit der Sorge, das Fort werde wegen Baufälligkeit unbewohnbar. Könnt ihr euch vorstellen, das zu übernehmen?“ 

Alles zum Thema Bernd Petelkau

Im ersten Moment habe man zurückgezuckt, zu groß, zu teuer als Vereinsheim. „Dann haben wir Kontakt mit der Stadt aufgenommen und uns an das gehalten, was uns gesagt wurde: Macht ein grobes Nutzungskonzept, geht nicht in die Öffentlichkeit, sondern wartet, bis die Politik sich darüber eine Meinung gebildet hat.“ 

Das Konzept der Karnevalisten sieht ein „offenes, erlebbares Fort“ vor, so Gerhold. Das 2400 Quadratmeter große Areal solle nicht nur Jecken offenstehen, sondern allen Kölnern. „Unser Nutzen wäre relativ überschaubar“, meint Gerhold. Die Bürgerwehr will nur den „Mantel“ bilden für die Vereine, die teilweise schon 30, 40 Jahre im Fort residieren wie die Pfadfinder, der Kölner Jugendring, De Höppemötzjer, die KG Urgemütlich. „Die wollen wir nicht rausschmeißen, sondern mitnehmen und es gemeinsam sanieren.“ Das Fort solle offen sein für historische Führungen und Kulturveranstaltungen, ein Café oder Bistro lade nach dem Besuch von Rosengarten oder Spielplatz ein. 

Das könnte Sie auch interessieren:

Schon 2016 hatte der Rat die Stadt beauftragt, Maßnahmen für die Sanierung von Dach und Mauerwerk des Forts einzuleiten. Ein inzwischen zwei Jahre altes Gutachten schätzt, es brauche rund 4,5 Millionen Euro, um das Gebäude wieder verkehrssicher zu machen. Dazu kämen dann die Kosten für den Innenausbau. Die Bürgerwehr schätzt den Gesamtaufwand auf rund acht Millionen Euro. 

„Aber je mehr Zeit vergeht, desto teurer wird die Sanierung“, gibt Karnevalist Gerhold zu Bedenken. „Wir fürchten nicht die öffentliche Ausschreibung und den Ideenwettbewerb. Unser Konzept wird Bestand haben, davon bin ich überzeugt. Wir fürchten nur die Dauer der Verfahren, die sich drei, vier Jahre in die Länge ziehen können. Die Frage ist: Wie kann man so etwas fair verkürzen?“

Bürgerbeteiligung gefordert

Hupke will kein „verkürztes“  Verfahren, sondern eine Bürgerbeteiligung wie beim Ebertplatz. Es gäbe auch andere sozial tätige Vereine, die am Fort X Interesse hätten und die der Investitionsaufwand nicht schrecke. „Die Sanierungskosten werden doch so wie bei der Eigelsteintorburg zu über 80 Prozent über öffentliche Zuschüsse und Sponsorenmittel wieder reingeholt“, erklärt Hupke. „Am Ende bezahlt es der Steuerzahler.“

Im Übrigen sei das Fort X im Bebauungsplan als Grünfläche eingetragen. Deshalb müsse auch erst geprüft werden, ob  eine gastronomische Bewirtschaftung möglich sei. In jedem Fall müsse diskutiert werden, ob das Fort nicht auch eine Adresse für die freie Kulturszene sein könne. Michael Gerhold, Präsident der Bürgerwehr, erklärt diplomatisch: „Wenn wir es am Ende nur geschafft hätten, das Bauwerk zum Wohle aller zu erhalten, dann hätten wir unser Ziel auch erreicht, selbst wenn wir nur Gast im Fort wären.“ 

KStA abonnieren