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HauptverwaltungLufthansa will länger bleiben

Lesezeit 3 Minuten

Der Mietvertrag für das Lufthansa-Gebäude in Deutz läuft 2017 aus. Denkbar ist ein Umzug in andere Räumlichkeiten.

Leichtes Aufatmen in Deutz: Die Hauptverwaltung der Deutschen Lufthansa bleibt nun doch länger als ursprünglich geplant in Köln. Erst Ende 2019 statt schon im Herbst 2017 soll der Standort in Deutz geschlossen werden. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat.

Ein erster Umzug von Mitarbeitern werde frühestens Mitte 2017 beginnen, bestätigte ein Lufthansa-Sprecher. Wohin der Firmensitz verlegt werden soll, ist nach Angaben des Unternehmens derzeit noch unklar. Bislang war immer von einem Standort im Rhein-Main-Gebiet die Rede.

Erleichterung bei Mitarbeitern

„Es schmerzt zwar immer noch, dass Köln dicht gemacht wird, aber trotzdem bin ich ein Stück weit erleichtert“, sagt ein Mitarbeiter, der seit vielen Jahren im Unternehmen tätig ist und überlegt an den Standort Frankfurt zu wechseln. „Jetzt können meine Frau und ich besser planen und müssen nicht so schnell die Koffer packen.“ So wie er dürften manche Mitarbeiter in der Deutzer Zentrale denken – zumal durch die Terminverschiebung bis 2019 noch mehr ältere Lufthanseaten die angebotenen Altersteilzeitverträge annehmen könnten. Bis zur endgültigen Schließung hat sich die Lufthansa zudem bereit erklärt, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

„Die unternehmerische Entscheidung ließ sich nicht umkippen, was wir nach wie vor bedauern, da wir ein Alternativkonzept vorgelegt haben. Aber wir hoffen, für alle Betroffenen einen respektablen Ausgleich gefunden zu haben“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Sabine Wuttke.

Insgesamt 150 der noch vor wenigen Jahren ehemals rund 500 Beschäftigten am Standort haben bereits eine Abfindung angenommen. Weitere etwa 80 Angestellte, deren Arbeit im Laufe des Jahres entfällt, wird über eine Abfindung hinaus eine Vermittlung und Qualifizierung angeboten. Wer im Konzern nichts findet, dem soll auch bei Vermittlung zu anderen Unternehmen geholfen werden. Die Geschäftsbuchhaltung mit etwa 160 Vollzeitbeschäftigungsplätzen des Dax-Konzerns wird wie von der Geschäftsleitung geplant ins polnische Krakau ausgelagert. Die Abteilung für Konzernbilanzen und Konzernsteuern werden nach Frankfurt verlagert.

Mietvertrag läuft 2017 aus

Seit 2012 setzt die Deutsche Traditionsairline massiv den Rotstift an. Im Rahmen des Sparprogramms Score, das der ehemalige Vorstandsvorsitzende Christoph Franz ins Leben gerufen hat, sollen die Personalkosten weltweit um 500 Millionen Euro sinken. Bis Ende 2015 soll das Ergebnis um 1,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Im Rahmen dessen zieht auch die Lufthansa-Tochter Cityline mit der bislang am Flughafen Köln/Bonn angesiedelten Verwaltung nach München. Im zweiten Halbjahr 2014 soll der Umzug stattfinden. Den rund 340 Mitarbeitern bietet das Unternehmen einen Job an der Isar an, räumt jedoch ein, dass ein Umzug für einige sicher keine realistische Option sei. „Dass die Hauptverwaltung nun doch bis 2019 in Köln bleibt, ist eine gute Nachricht für den Standort, aber insbesondere auch für die Mitarbeiter“, sagt Wirtschaftsdezernentin Ute Berg. Damit hat Köln neben Lanxess für die nächsten fünf Jahre einen zweiten Dax-Konzern, dessen Gewerbesteuer in die Stadtkasse fließt.

Der Mietvertrag für das Gebäude in Deutz läuft zwar schon 2017 aus. Allerdings gibt es derzeit Überlegungen, für die bis zum Schluss verbleibenden Mitarbeiter Räume anzumieten. Denkbar wäre auch ein Umzug in ein anderes Gebäude. Dem Vernehmen nach hat das Rechnungswesen der Douglas-Holding Interesse, neuer Mieter in Deutz zu werden.

Die Lufthansa wurde nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet. 1953 wurde sie als „Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf“ aus der Taufe gehoben. In Köln gelang der Traditionsairline der Neustart. 1955 nahm sie den Linienverkehr auf.

1970 zog sie in das neue Lufthansa-Hochhaus direkt am Rhein, dann 2007 in die neue, schmucklose Hauptverwaltung in Deutz. Heimatflughafen der Lufthansa ist Frankfurt. Hauptverwaltung und juristischen Sitz hatte das Unternehmen bislang in Köln.