Mehrere Kundgebungen in KölnPolizei setzt Schlagstöcke ein – sieben Strafanzeigen nach Demo-Tag in Köln

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Der „Marsch für das Leben“ wurde von Gegendemonstranten mehrfach gestoppt. Das Bild zeigt Polizeikräfte, die Gegendemonstranten gegenüber stehen.

Der „Marsch für das Leben“ wurde von Gegendemonstranten mehrfach gestoppt. Das Bild zeigt Polizeikräfte, die Gegendemonstranten gegenüber stehen.

„Marsch für das Leben“, Iran-Demos, 1. FC Köln: Die Polizei hatte allerhand zu tun. So lief der Samstag in Köln.

In Köln liefen am Samstag gleich mehrere Demonstrationen, die Polizei musste beim „Marsch für das Leben“ sogar zu Schlagstöcken greifen. Am Sonntag erklärte die Polizei, dass im Rahmen der Demonstrationen sieben Strafanzeigen gestellt worden seien, unter anderem wegen Körperverletzung, Widerstand und Diebstahl. Eine Person sei zur Verhinderung von Straftaten in Gewahrsam gekommen. Ein Überblick.

Für die Kölner Polizei war es ein außergewöhnlicher Samstag: Zahlreiche Demonstrationen inklusive Protestmärschen und Kundgebungen waren in der Innenstadt geplant, zudem bestritt der 1. FC Köln sein Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim.

„Marsch für das Leben“: So lief die Demonstration der Abtreibungsgegner in Köln

Um 12.45 Uhr startete eine Demo von radikalen Abtreibungsgegnern am Heumarkt. Für den „Marsch für das Leben“ waren laut Polizei rund 1000 Teilnehmende angemeldet, am Ende kamen sogar rund 1.500. Da die Demonstration von großem Protest begleitet wurde, mussten die Beamten einschreiten und die Route des „Marsch für das Leben“ ändern.

Eine Gruppe von Gegendemonstranten hatte sich im Bereich der Pippinstraße niedergelassen, um den Abtreibungsgegnern den Weg zu versperren. Dem Aufruf der Kölner Polizei, den Straßenraum zu verlassen, leisteten sie laut Polizeisprecher Christoph Gilles keine Folge.

Um eine Konfrontation zu vermeiden, entschied sich die Einsatzleitung, den umstrittenen „Marsch für das Leben“, der auch von der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Vorfeld kritisiert worden war, umzuleiten.

Gegendemonstranten bringen „Marsch für das Leben“ in Köln zum Stoppen

Über die Trankgasse ging es unter dem Maritim-Hotel für die Demonstranten des „Marsch für das Leben“ weiter, doch am Elogiusplatz musste der Protestmarsch erneut unterbrochen werden. Nahe der Augustinerstraße hatte sich abermals „eine größere Gruppe“ von Gegendemonstranten positioniert, um den Marsch zu stoppen.

Die gelang auch, es ging nicht weiter. „Momentan steht alles“, so Gilles um kurz nach 16 Uhr. Die Kölner Polizei beriet über das weitere Vorgehen. „Eine weitere Ausweichroute oder der Umbau auf eine Standkundgebung“, werden diskutiert, so Polizeisprecher Gilles am Nachmittag auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Schließlich fiel die Entscheidung nach Rücksprache mit den Organisatoren des Marsches: Die Abtreibungsgegner mussten zurück zum Heumarkt, wo entgegen der ursprünglichen Planung die Abschlusskundgebung stattfand. Auch hier mussten die Polizisten Gegendemonstranten zurückdrängen, berichtet Polizeisprecher Christoph Gilles dieser Zeitung am Samstagabend. Gegen 17.45 Uhr war die Veranstaltung dann beendet.

Polizei und Gegendemonstranten geraten in Köln aneinander – 40-Jährige in Gewahrsam genommen

Zuvor war es an der Blockade am Elogiusplatz zu Auseinandersetzungen zwischen den Gegendemonstranten und der Polizei gekommen. Bilder, die auf X (vormals Twitter) hochgeladen wurden, zeigen das Aufeinandertreffen von Polizei und Blockierern. Dabei wurden seitens der Polizei auch Schlagstöcke eingesetzt, weil die Polizisten von den Gegendemonstranten mit „Schlägen und Tritten angegriffen“ worden seien, so die Polizei in einem Post auf X.

Das Recherche-Antifabündnis gegen Antisemitismus widerspricht dieser Darstellung. Es sei keine Gewalt in Richtung Polizei ausgegangen, Tritte oder Schläge könne man als unbeteiligte Zeugen des Vorfalls nicht bestätigen, so das Bündnis in einer Stellungnahme gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unabhängig von den Blockaden kam es „Am Malzbüchel“ zu einem Vorfall, an dessen Ende eine 40-jährige Frau in Gewahrsam genommen wurde. Sie hatte laut Polizei massiv gestört und die Abtreibungsgegner auch infolge eines ausgesprochenen Platzverweises verbal beleidigt.

Zwei Iran-Kundgebungen in Köln bleiben bislang ruhig

Ganz anders verliefen am Samstag bislang gleich mehrere Aktionen mit Iran-Bezug. Die Initiative „Frauen Leben Freiheit“ traf sich mit angemeldeten 400 Teilnehmenden am Ottoplatz in Deutz, von wo sie Richtung Innenstadt ziehen wollten. Dies allerdings verhinderte die Polizei aufgrund der Blockade beim „Marsch für das Leben“. „Wir konnten die Gruppe wegen der Blockade nicht über die Brücke lassen, da die Demonstranten der verschiedenen Kundgebungen sonst kollidiert wären“, so Gilles. Mit den Organisatoren der Kundgebung am Ottoplatz sei einvernehmlich entschieden worden, dass der Aufzug rechtsrheinisch bleibe.

Am Samstag jährte sich erstmals der Tod der Protestikone Jina Mahsa Amini, der im Herbst 2022 die schwersten Aufstände im Iran seit Jahrzehnten ausgelöst hatte. Islamische Sittenwächter hatten die damals 22-Jährige wegen eines angeblich nicht richtig getragenen Kopftuchs festgenommen. Was genau danach geschah, ist bis heute ungeklärt – letztlich fiel die junge Frau ins Koma und starb in einem Krankenhaus.

Bei der Kundgebung am Ottoplatz blieb es laut Polizei ebenso „absolut ruhig“ wie bei der Demonstration, die am Aachener Weiher startete. Auch dort wurde am Samstag für Demokratie im Iran demonstriert. Ab 15.30 Uhr trafen sich hier die Teilnehmer und Teilnehmerinnen für einen Protestzug in Richtung Innenstadt und zurück an den Aachener Weiher.

Auch im Vorfeld des Bundesligaspiels des 1. FC Köln gegen die TSG Hoffenheim kam es bis zum Anpfiff um 15:30 Uhr im RheinEnergie-Stadion zu keinerlei Vorfällen, berichtet die Kölner Polizei.

(mit dpa)

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