Modeatelier Kolle-Kuntz in der Südstadt„Wie schön, Sie haben nur schwarz!“

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Christiane Kuntz in ihrem Schneideratelier im hinteren Teil des Showrooms an der Severinstraße.

Köln – Es gibt Geschäfte, die man kurz nach Betreten direkt wieder verlassen möchte, weil so viele Farbreize auf das Auge einströmen, dass das Hirn aufgrund von Reizüberflutung streikt. Eine solche Gefahr besteht bei Kolle-Kuntz nicht. Auch das, was in Modezeitschriften gern als Mustermix bezeichnet wird, kommt in dem Südstadt-Atelier nicht vor und dürfte in Christiane Kuntz’ Sprachgebrauch ebenfalls ein Fremdwort sein.

Wenn die 55-Jährige davon spricht, dass in ihrer Kollektion „auch mal ein bisschen Farbe dazwischen“ ist, darf man nichts wirklich Buntes erwarten, höchstens ein wenig Blau, und das auch nicht in verschiedenen Nuancen, sondern lediglich in einem einzigen Ton. Ansonsten gibt es Schwarz und ein Wollweiß im Winter, und der Sommer schimmert in Form von weißen und kreidefarbenen Stücken durch. Kuntz spricht in dem Zusammenhang von „lichteren Akzenten, die wir setzen“. Und wenn ihr mal ein schönes Grau über den Weg laufe oder ein schönes Grün, „kommt es auch in die Kollektion“. Allerdings kämen immer wieder Kunden rein, die feststellten: „Wie schön, Sie haben nur schwarz!“

Es muss ein lebendiges Schwarz sein

Ähnlich wie der durch seine monochrom-schwarzen Bilder berühmt gewordene Künstler Günter Umberg hat Christiane Kuntz einen sehr scharfen Blick für diese Farbe. Danach befragt, wie ein Schwarz beschaffen sein muss, damit es schmeichelt, sagt sie: „Die Farbe muss lebendig sein, und das gibt es auch bei Schwarz.“

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Die Farbe müsse nicht notgedrungen Glanz haben, aber sie müsse „das Licht reflektieren und Tiefe haben“. Selbstverständlich komme es darüber hinaus auf die Schnittführung an. Und davon versteht die gebürtige Hamburgerin etwas. 

Beginn als Kindermädchen bei Modedesignerin Gesine Moritz

Sie sei mit sechs Jahren nach Köln gekommen und habe mit 15 angefangen zu nähen, erzählt sie. Weichenstellend für ihre berufliche Laufbahn war der Umstand, dass sie zunächst eine Anstellung als Kindermädchen bei der Kölner Modedesignerin Gesine Moritz fand. In den Ferien sei sie runter in den Keller und dort mit dem Handwerk und mit besonderen Stoffen in Berührung gekommen. 

Kuntz lernte Schnitte zu machen, absolvierte eine Schneiderlehre, kehrte zurück ins Atelier von Gesine Moritz und machte dann noch eine Ausbildung als Schnittdirektrice in der renommierten Firma M. Müller & Sohn. Noch heute sind Schnitte ihre eigentliche Leidenschaft. 1995 gründete sie das Label „Quasimodo“, das 15 Jahre existierte, und im April 2017 machte sie sich – zunächst mit einer Geschäftspartnerin – an der Severinstraße selbstständig. Inzwischen vertritt sie das Label „Kolle-Kuntz“ allein und hat im vergangenen Jahr sogar mit einer Herrenkollektion angefangen, „die noch wächst“.

Zeitlose Kleidungsstücke

Das ist jedoch nicht so zu verstehen, dass Kuntz zweimal im Jahr die Mode neu erfindet. Sowohl ihre Männer- als auch die Frauenlinie besteht aus zeitlosen Kleidungsstücken überwiegend aus Biobaumwolle, die man als Avantgarde bezeichnen könnte, die aber nicht laut sind.

Modeatelier

Modeatelier Kolle-Kuntz Severinstraße 128, 50678 Köln Telefon: 0221/34664020 Öffnungszeiten: mittwochs und freitags 14-18, donnerstags 12-19 und samstags 12-16 Uhr

www.kolle-kuntz.de  

Die Designerin selber spricht von gut kombinierbaren Stücken, die die Persönlichkeit unterstreichen. „Es sind Kleidungsstücke, die auffallen, ohne auffällig zu sein.“ Ihre Kundinnen sind in ihren Augen nicht unbedingt die extrovertierten Frauen, sondern eher die, „die sich gerne besonders kleiden und dabei zu langlebigen Stücken greifen, die man liebt“.

Der langgezogene, auffallend schmale Showroom mit dem kleinen Schneideratelier im Hinterraum dürfte bisher selten mit High Heels in Berührung gekommen sein. Christiane Kuntz, die Röcke und Kleider durchaus selbst liebt, würde auch selber keine tragen. Sie ist wahrscheinlich auch eine der ganz wenigen Frauen in der Branche, die komplett auf Schminke verzichten. Aber Sängerin Alicia Keys zeigt ja auch: Es geht ohne.  

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