Auf 150 QuadratmeterKölner Kindergartenfreundinnen eröffnen Secondhand-Laden am Hansaring

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Soulsisters_v.l. Marielu Schaller, Emelie Schaller, Lucia Baierl und Eva Petry(c)Rika Kulschewski 2

Marielu Schaller, Emelie Schaller, Lucia Baierl und Eva Petry haben gemeinsam einen Secondhand-Laden am Hansaring eröffnet.

Lucia Baierl, Eva Petry, Marielu und Emelie Schaller erfüllen sich mit „Soulsisters Second Hand“ ihren gemeinsamen Traum.

„Es fühlt sich komisch an, sie als Freundinnen zu bezeichnen“, sagt Lucia Baierl, „eigentlich sind wir eher Familie, wir gehören zusammen.“ Wenn die 22-Jährige über Eva Petry, Marielu und Emelie Schaller spricht, grinst sie breit, ihre Augen leuchten. Die vier sind gemeinsam in Köln aufgewachsen und tief verbunden. Dass sie nun aufgeregt in ihrem Secondhand-Laden „Soulsisters“ sitzen, scheint nur angemessen. Auch wenn sie den Namen eher aus Alternativlosigkeit gewählt hätten, trifft er recht passend den Kern des neuen Geschäfts am Hansaring 135.

Schon lange hätten sie von einem gemeinsamen Laden geträumt. Die Liebe zur Mode, besonders zur Secondhand-Kleidung ziehe sich durch ihre Freundschaft. Ihre Faszination gehe über den Nachhaltigkeitsgedanken hinaus. „Ich glaube, dass es die besten Klamotten schon gibt, man muss sie nur finden“, erklärt Marielu. Auch Unikate zu tragen, reize die Kölnerinnen. „Das Erlebnis im Laden ist aufregend“, ergänzt Emelie, „man weiß vorher nie, was man für alte Schätze findet.“

Köln: Neuer Secondhand-Laden „Soulsisters“ am Hansaring

Vor gut vier Jahren fassten die Freundinnen deshalb den Entschluss, gemeinsam ein Geschäft in Köln aufzubauen. Sie einigten sich auf einen Betrag, den sie bereit waren, in das Projekt zu stecken. Danach gingen sie erstmal ihre eigenen Wege, reisten, zogen in andere Städte, fingen an zu studieren und arbeiteten nebenbei, um Geld anzusparen.

Vergangenes Jahr zogen sie dann alle wieder nach Köln, drei von ihnen in eine gemeinsame WG, um den Traum anzugehen. Um ihre Freundschaft machen sie sich keine Sorgen. Für ihr Herzensprojekt seien sie alle bereit, Kompromisse einzugehen.

Soulsisters Rika Kulschewski

Im Keller des Ladens „Soulsisters“ hängen die meisten Kleidungsstücke.

Ein gutes Jahr suchten sie nach dem richtigen Ort, bis sie die Räume am Hansaring fanden. Einige Vermieter hielten die Freundinnen – alle 22 oder 23 Jahre alt – für zu jung für ein solches Projekt. Davon ließen sie sich nicht abschrecken. Sie renovierten gut zwei Monate mit Familie und Bekannten. Die meisten Möbel sind gebraucht gekauft oder von den Großeltern geschenkt, andere haben sie selbst gebaut oder aufgepimpt.

Kölner Freundinnen erfüllen sich gemeinsamen Traum

Das Ergebnis ist ein cleaner, aufgeräumter Laden über 150 Quadratmeter mit viel Holz und rosa Akzenten. Der Eingang führt zum Tresen vor einer rosa Küchenzeile. Die Freundinnen verkaufen neben Kleidung auch Kaffee von Heilandt. Ein kleiner Tisch lädt zum Verweilen ein, auch ein Kickertisch steht in dem großen Raum, an dessen Wänden Kleiderstangen hängen. „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem man gerne länger Zeit verbringt“, sagt Marielu.

Eine rosafarbene Wendeltreppe führt in den Keller, in dem die meiste Kleidung hängt.  Die Kleiderständer sind nicht besonders voll – eine bewusste Entscheidung. „Wir wollen, dass die Leute bei uns stressfrei einkaufen können“, erzählt Eva, „sie sollen nicht von Klamottenmengen erschlagen werden“. Die Freundinnen lassen ihre eigenen Erfahrungen als Secondhand-Liebhaberinnen einfließen.

„Soulsisters“ möchte so nachhaltig wie möglich sein

Einige Klamotten stammen aus ihren eigenen Garderoben oder wurden gespendet. Lange hätten sie nach einem Großhändler gesucht, mit dem sie sich wohlfühlen. „Wir haben den Anspruch, so nachhaltig wie möglich zu sein“, erklärt Lucia, „da können wir nicht günstig Massen kaufen, von denen wir mehr als die Hälfte nicht brauchbar finden“. Schlussendlich ist es ein Großhändler in Berlin geworden, bei dem sie selbst sortieren können.

„Jedes Kleidungsstück hier hatte mindestens eine von uns schonmal in den Händen, um es auszusuchen“, sagt Lucia. In Zukunft würden sie auch gerne Kleidung von Leuten aus Köln verkaufen. Kunst und Schmuck von Freundinnen gibt es bereits bei „Soulsisters“. „Wir wollen junge Leute wie uns unterstützen“, erklärt Eva.

Die Preise versuchen sie so günstig wie möglich zu halten. Sie sind sich bewusst, so zumindest am Anfang wenig Gewinn zu machen, hoffen aber, dass sich der Laden irgendwann selbst trägt. Deshalb haben sie alle weiter Nebenjobs und ihre Studiengänge erstmal hinten angestellt. „Es gibt nichts, das ich gerade lieber machen würde“, sagt Eva, während ihre drei Freundinnen nicken.


Soulsisters Second Hand,Hansaring 135, 50670 Köln, https://www.instagram.com/soulsisters.secondhand Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 11 bis 19 Uhr Samstag: 10 bis 19 Uhr

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