„Realität ins Auge sehen“SPD will Budgeterhöhungen für Kölner Oper nicht mittragen

Lesezeit 3 Minuten
Kölner Oper

Außenaufnahme von dem Opern- und Schauspielhaus der Bühnen der Stadt Köln

Köln – Ohne uns, sagt die SPD. Dass sie die erneute Kostensteigerung bei der Sanierung der Oper nicht mehr mittragen will, verkündeten die Sozialdemokraten bereits am Wochenende auf ihrer Facebook-Seite. Nun legt Fraktionschef Christian Joisten nach – und zweifelt die aktuellen Sanierungsplanungen, die Bernd Streitberger, der technische Betriebsleiter der Bühnen, in der vergangenen Woche vorgestellt hatte, grundlegend an. „Wir brauchen eine seriöse Aufstellung, ob eine Vollendung der Sanierung möglich ist, was sie kostet und was alternative Szenarien bedeuten“, sagte Joisten dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Vor etwa einer Woche hatte Streitberger zusammen mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker den jüngsten Zeit- und Kostenplan offengelegt. Danach soll das fertig sanierte Opernquartier am Offenbachplatz (Opernhaus, Schauspielhaus und die weitgehend neu gebaute Kinderoper) frühestens im März 2021 schlüsselfertig übergeben werden.

Hier lesen Sie mehr: Kommentar zur Oper – Bis heute hat niemand Verantwortung für das Desaster übernommen

Alles zum Thema Henriette Reker

„Sicher, dass wir das hinbekommen“

Die Gesamtkosten erhöhen sich bis dahin im schlechtesten Fall auf 644 Millionen Euro. Alternative Szenarien gibt es von Seiten der Stadt keine. Es lasse sich eben nicht immer alles bis zum letzten My planen, hatte Streitberger dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt: „Die Befähigung und die Erfahrung unseres Objektüberwachungsteams machen mich aber sicher, dass wir das hinbekommen.“

Was aber soll aus den Gebäuden am Offenbachplatz werden, wenn man der SPD folgen würde und die weitere Finanzierung der Sanierungsarbeiten einstellt? Das könne aktuell niemand sagen, so Christian Joisten. „Aber gerade das spricht ja dafür, nicht blind immer mehr Geld in diese Baustelle zu werfen, von der niemand weiß, ob sie je vollendet wird, ob sie überhaupt vollendet werden kann, und, wenn doch, wie viel das am Ende kosten wird.“ Unter diesen Umständen könne man es doch nicht rechtfertigen, dass das Projekt – koste es, was es wolle – bis zum Ende durchgepeitscht werden soll, beklagt Joisten. Zudem, so der SPD-Fraktionschef, werde „jeglicher legitimer Zweifel diskreditiert.“

Seit 2012 dauern die Bauarbeiten am Offenbachplatz nun schon an. Ursprünglich hatte der Stadtrat 253 Millionen Euro für die Sanierung bewilligt. Inzwischen sind bereits 389 Millionen ausgegeben (etwa für die komplette, hochkomplexe Bühnentechnik), für weitere rund 100 Millionen Euro bestehen Verpflichtungserklärungen.

Stoppt man weitere Zahlungen, wäre dieses Geld in jedem Fall verloren. Macht nichts, sagt die SPD: „Das schlechteste Argument, ein Projekt weiterzuführen, ist immer das, dass da schon zu viel Geld hineingeflossen ist“, so Joisten. „Wir müssen der Realität ins Auge sehen: Dieses Geld ist bereits weg.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Wo aber sollen Oper und Schauspiel, Kinderoper und Tanz künftig stattfinden? An dieser Stelle bleibt der SPD-Fraktionschef eher vage: „Alle Optionen müssen auf den Tisch – und dann muss diskutiert und entschieden werden.“ Was die SPD aber klar sagen könne: „Interimstandorte von Oper und Schauspiel auf der Schäl Sick sind ein großer kultureller Gewinn für unsere Stadt.“ Daher wolle man, dass die Bühnen mit mindestens einer Spielstätte auf der rechten Rheinseite bleiben.

Der Stadtrat muss über die aktuelle Baukostenerhöhung abstimmen, das wird mutmaßlich vor der Sommerpause geschehen. Eine Mehrheit für die Haltung der SPD ist nach heutigem Stand allerdings unrealistisch.

KStA abonnieren