Kölns Dauer-Baustelle OperWie realistisch ist der neue Termin zur Fertigstellung?

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Die Sanierung des Opern- und Schauspielhaus der Bühnen der Stadt Köln macht Fortschritte.

Köln – Der neue Termin steht: Am 22. März 2024 soll nach knapp zwölf Jahren die Sanierung der Kölner Bühnen beendet sein – aber ist der taggenaue Termin wirklich realistisch angesichts der langen Vorgeschichte voller wiederkehrender Verzögerungen, Baumängeln, Prozessen mit Firmen und Risiken wie Corona sowie gestörten Lieferketten? Chef-Sanierer Bernd Streitberger sagt: Ja, ist er, auch knapp zwei Jahre vorher lasse sich das schon sagen.

Erst 2015, dann 2022, später 2023, jetzt März 2024: Die Sanierung von Oper und Co. hat bislang die gesetzten Termine gerissen. Ändert sich das jetzt? Ein hochrangiger Mitarbeiter aus dem Rathaus sagt: „Das ist ambitioniert, es ist noch viel zu tun.“ Es sei aber gut, einen Termin zur Orientierung zu haben. Ein anderer sagt: „Da kann noch viel passieren.“

„Ich gehe davon aus, dass der gesetzte Termin sicher ist“

Streitberger hatte die Veröffentlichung eines fixen Termins voriges Jahr angekündigt und lieferte jetzt, trotz aller Risiken. Kölns Problem-Baustelle Nummer eins und ihre Überprüfbarkeit haben sich damit verändert, aus dem ersten Quartal 2024 ist nun ein fester Tag geworden, das Großbauprojekt hat damit ein Stück mehr Verbindlichkeit. Die Messlatte liegt.

Projektmanager Klaus Grewe hat den Bau der Anlagen der Olympischen Spiele in London 2012 betreut, ebenso den Bau des Berliner Hauptbahnhofs, er sagt dazu: „Ich gehe davon aus, dass der gesetzte Termin sicher ist. Politisch gesetzte Termine gibt es nicht mehr. Wenn die Kollegen das tun würden, wäre es Harakiri.”

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Grewe gehörte zur Reformkommission Großbauprojekte der Bundesregierung, sie hatte 2015 untersucht, warum Großbauprojekte wie etwa die Bühnen-Sanierung oft länger dauern und viel mehr kosten. Eine Empfehlung des Gremiums lautete damals: „Die Projektkosten und Fertigstellungstermine sollten gegenüber der Öffentlichkeit erst dann kommuniziert werden, wenn eine hinreichend belastbare und von den zuständigen Stellen geprüfte Unterlage vorliegt und die Finanzierung gesichert ist.“

Der Termin schafft nun laut Streitberger Planungssicherheit für die Sparten wie Oper, Schauspiel und Tanz und ihre Ideen für die Spielzeit 2024/2025. Am 22. März 2024 will Streitberger die Schlüssel zu den vier Häusern (Oper, Schauspiel, Kleines Haus, Kinderoper) an die Intendanten übergeben, die Kulturschaffenden kehren dann nach und nach aus den Interimsspielstätten im rechtsrheinischen Staatenhaus und Depot zurück, bevor sie wieder am Offenbachplatz spielen.

Kölner Bühnen: Termin für Großprojekt erhöht den Druck

Doch laut des Berliner Architekten und Großbau-Experten Hans-Peter Achatzi wird auch der Druck steigen. Achatzi hat Großbauprojekte wie den Neubau der Fußball-Akademie des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt beraten, er hatte an der Technischen Hochschule Köln eine Professur für Projektentwicklung. Er sagt allgemein über die Verkündung solcher Termine: „Großbauprojekte brauchen solche Termine, wenn sie seriös kalkuliert sind. Da hängt ja viel von ab für die Planungen. Aber ja, es erhöht den Druck.“

Zwischen März 2024 und der angedachten Eröffnung zur Spielzeit 2024/2025 ist nicht sehr viel Zeit, falls es neue Probleme gibt. FDP-Fraktionschef Ralph Sterck sagt: „Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass es jetzt funktioniert mit der Sanierung. Ich drücke die Daumen, aber es bleiben vielen Risiken.“

Sanierung könnte am Ende mehr als eine Milliarde Euro kosten

Mittlerweile haben die Bühnen-Chefs aufgrund der Risiken teils ihr Vorgehen geändert, kaufen mehr Material im Vorgriff ein, so wollen sie die Probleme mit den gestörten Lieferketten reduzieren. Trotzdem gibt es Sorgen, beispielsweise zwei Rügen von Firmen bei der Neuausschreibung der Baulogistik. Die sind aber auch nicht ungewöhnlich bei Großbauprojekten.

Die Kosten für die einst auf drei Jahre angelegte Sanierung ist von anfangs grob geschätzten 253 Millionen Euro auf 621 bis 644 Millionen Euro explodiert, je nachdem, wie viele Risiken eintreten. Dazu kommen rund 130 Millionen Euro für die Interimsspielstätten und 239 Millionen Euro für die Kredite. Die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude könnte also mehr als eine Milliarde Euro kosten. 

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