Kölns OB Reker über ihre Erkrankung„Die akute Gefahr ist vorbei“

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Reker IV

Oberbürgermeisterin Henriette Reker

  • Am 30. Dezember 2020 wurde bekannt, dass Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker aufgrund einer akuten Diagnose stationär in der Uniklinik behandelt werden musste.
  • Den Jahreswechsel verbrachte sie im Krankenhaus.
  • Im Interview spricht Reker über ihre Erkrankung, den Impf-Ärger und neue Corona-Hilfen.

Köln – Frau Reker, schön, dass es Ihnen wieder gut geht!  Danke sehr. Nach Ihrem Klinikaufenthalt haben Sie die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen … Ja, teilweise per Videokonferenzen von zu Hause. Heute werde ich die Sitzung des Corona-Krisenstabes leiten, im Anschluss freue ich mich auf die Aufzeichnung der Prinzenproklamation. Die findet ja leider in diesem Jahr nicht im Gürzenich, sondern in ganz kleinem Rahmen statt.

Können Sie uns sagen, welche genaue Diagnose am zweiten Weihnachtstag bei Ihnen gestellt wurde und was in der Uniklinik dagegen unternommen wurde?

Es wurde eine venöse Thrombose festgestellt, nicht im Bein, sondern im Kopf und Hals, was viel seltener vorkommt. Es sitzt ein Blutgerinnsel in einer Vene, die Blut vom Kopf abführt. Dieser Thrombus ist noch nicht komplett aufgelöst, aber die akute Gefahr ist vorbei. Ich muss jetzt noch einige Wochen blutverdünnende Mittel nehmen und soll keinen Leistungssport machen – was für mich nicht das Schlimmste ist (lacht).

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Wie gehen Sie jetzt mit der Situation um?

Ich werde vielleicht in den nächsten Monaten noch ein bisschen vorsichtiger sein. Einmal in der Woche kontrollieren die Ärzte in der Uniklinik die Fortschritte der Behandlung. Ich bin – bis auf den Thrombus – völlig gesund.

Große Umfrage: Wie hat Corona Ihren Alltag und Ihr Verhalten verändert?

Sie waren mehrere Tage auf der Intensivstation, mitten in der Corona-Pandemie …

Ja, und ich habe miterlebt, wie angespannt die Situation durch Corona ist. Es ist bemerkenswert, was dort geleistet wird. Ich möchte mich bei allen Ärztinnen und Ärzten und dem Pflegepersonal auf der neurologischen Intensivstation bedanken. Alle, die dort arbeiten, haben meine Hochachtung. Sie sind so zugewandt und optimistisch, das tut allen Patientinnen und Patienten gut.

Die Silvesternacht, die Sie noch im Krankenhaus verbringen mussten, scheint in Köln ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen zu sein. Wie lautet Ihr Fazit?

Es hat alles sehr gut funktioniert. Die Kölnerinnen und Kölner haben sich wie schon am 11. 11. an die Vorgaben gehalten und diszipliniert mitgemacht. Ich bin sehr froh, dass alles ruhig geblieben ist. Bisher haben wir auch keine Hinweise auf größere Partys im privaten Bereich. Aber da müssen wir die nächsten Tage noch abwarten, erst dann wissen wir, ob es ein Infektionsgeschehen gab.

Lassen sich aus der Silvesternacht Schlussfolgerungen für die Karnevalstage ziehen? Wie wird sich die Stadt da präsentieren?

Dass Karneval in diesem Jahr anders sein wird, ist uns ja schon lange bewusst. Der Runde Tisch von Stadt und Festkomitee hat sich frühzeitig mit dem Thema befasst, wir sind gut vorbereitet. Ich freue mich auf den Miniatur-Rosenmontagszug, das ist doch eine tolle Idee! Aber Feiern auf der Straße und in den Kneipen wird es definitiv nicht geben.

Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten haben beschlossen, den Lockdown bis Ende Januar zu verlängern. Was bedeutet das für Köln und die Wirtschaftsunternehmen der Stadt?

Wir müssen jetzt alle gemeinsam durchhalten. Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir schon vieles getan: Vom Gebührenverzicht für die Außengastronomie über die Kulturförderung bis zu konkreten Hilfsprogrammen der Wirtschaftsförderung.

Hier lesen Sie mehr: Henriette Reker aus Krankenhaus entlassen

Ich denke derzeit insbesondere an die Gastronomiebetriebe und Brauhäuser, die bisher noch durch das Raster der Entschädigung fallen. Ich werde mich bei der Landesregierung für zusätzliche Hilfen einsetzen. Die kölsche Brauhaus-Kultur darf nicht verschwinden.

In Winterberg und in der Eifel gab es einen Ansturm auf die Schneegebiete. Können Sie die Menschen verstehen?

Ich kann verstehen, dass man den Schnee erleben möchte, erst recht mit Kindern. Viele Familien, die keinen Garten und keinen Balkon haben, leben seit Wochen auf engstem Raum zusammen.

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Trotzdem ist es unvernünftig. Ich bitte die Kölnerinnen und Kölner, am Wochenende die Schneegebiete zu meiden. Ein Winterspaziergang kann auch in Köln sehr schön sein.

Bei der Bereitstellung des Impfstoffes knirscht es: Es gibt Kritik, das Impf-Szenario sei vom Land schlecht vorbereitet und lückenhaft kommuniziert worden. Zudem gebe es viel zu wenig Impfstoff, um alle Menschen schnellstmöglich zu immunisieren.

Ich bin erst einmal froh, dass es jetzt schon zwei Impfstoffe gibt. Keiner konnte im Sommer wissen, welches Vakzin zuerst zugelassen wird. Es war aus meiner Sicht richtig, dass die Bundesregierung verschiedene Impfstoffe bestellt und nicht nur auf ein Pferd gesetzt hat. Es war auch richtig, aus europäischer Sicht solidarisch zu handeln.

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Wäre es besser gewesen, die Impf-Organisation in großen Städten wie Köln den Krisenstäben aus Gesundheitsämtern und Feuerwehren zu überlassen?

Ich hätte mir gewünscht, dass wir als Stadt beim Impfen von vorneherein stärker eingebunden worden wären. Der Krisenstab hat schon beim Kontaktpersonenmanagement bewiesen, dass er effizient und hochprofessionell arbeitet. Es ist jetzt klargeworden, dass wir als Stadt es übernehmen sollen, alle Über-80-Jährigen anzuschreiben, um Sie auf die Impfmöglichkeit hinzuweisen. Ich kann mir vorstellen, dass wir diejenigen Senioren, die nicht mobil sind und keine Hilfe haben, mit dem Taxi zu Hause abholen lassen und ihnen dann am Impfzentrum eine Assistenz zur Verfügung stellen. Dafür müssen aber die städtischen Krisenstäbe noch stärker in die Impf-Organisation eingebunden werden. Um eine gute Lösung zu entwickeln, ist es noch nicht zu spät.

Biontech-Gründer Ugur Sahin, der gemeinsam mit seiner Frau den ersten Impfstoff entwickelte, hat Kölner Wurzeln, sein Vater arbeitete bei Ford. Wie wäre es mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt?

Ich habe ihn schon persönlich angeschrieben. Es wäre für Köln eine große Ehre, wenn er sich ins Goldene Buch einträgt. Er und seine Frau sind beeindruckende Persönlichkeiten. Es wäre doch wunderbar, wenn die Bewältigung der Corona-Pandemie später auch mit einem Forscher in Verbindung gebracht wird, der in Köln aufgewachsen ist. 

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