Köln – Frau Völlmecke, Sie sind Grundschullehrerin an der Martinusschule in Esch und arbeiten seit sieben Jahren im stadtweiten Lehrerarbeitskreis „Kölsch Levve, Sproch un Tön“ mit. Warum ist Kölsch eigentlich immer noch kein richtiges Unterrichtsfach?
Eva Völlmecke: Da gibt es wohl keinen Bedarf. Das ist schon schade, aber den Eltern ist Deutsch und Mathe und seit einigen Jahren verstärkt auch Englisch wichtiger. Es gibt ja auch kaum noch Leute, die richtiges Kölsch sprechen können. Als gesprochene Sprache hat es anscheinend eher wenig Zukunft.
Hat die Mundart in der gesungenen Version mehr Chancen?
Völlmecke: Auf jeden Fall. Dank Höhner und Bläck Fööss werden die kölschen Lieder an den Schulen fleißig gesungen. Es haben ja auch einige Mitglieder der Fööss mit den Lehrern Workshops und Fortbildungen veranstaltet. Wenn im Sachunterricht das Thema Zoo ansteht, setzte ich immer das Lied „Ene Besoch em Zoo“ ein. Das ist doch schon ein musikalischer Rundgang durch den Zoo. Auch im Fach Musik kann man die Mundart wunderbar integrieren und weiter pflegen. So fließt über den Musikunterricht das Kölsche ja doch irgendwie in die Schulalltag ein. Und die Lieder werden auch von Kindern mit Migrationshintergrund ganz begeistert mitgesungen. Ich hatte schon einige türkische Mädchen in der Klasse, die feinstes Kölsch singen konnten.
Zu Hause können die sich ja mit keinem in der Mundart unterhalten.
Völlmecke: Aber dass können viele deutsche Kinder ja auch nicht. Und auch nur die wenigsten Lehrer. Schließlich ist ein Lehrerjob in Köln weit über die Stadtgrenzen hinaus gefragt. In den Lehrerkollegien sitzen sehr viele Imis, auch aus anderen
Bundesländern. Unsere Rektorin beispielsweise stammt aus Hessen. Der mussten wir erst einmal beibringen, dass es hier Karneval und Fastelovend und nicht Fasching heißt. Aber sie übt fleißig und kann inzwischen schon „Bei uns em Veedel“ mitsingen.
Gibt es eigentlich noch Karnevalssitzungen an den Schulen? Da war die Tendenz doch rückläufig.
Völlmecke: Das hat sich in den letzten zwei, drei Jahren wieder geändert. An vielen Grundschulen aber auch an den weiterführenden Schulen wir Gymnasien und Gesamtschulen wird Karneval gefeiert. Und das mit Programm. Auch bei der großen gemeinsamen Sitzung der Kölner Schulen ist das Interesse gewachsen. In der bevorstehenden Session sind sicher drei, vier Schulen mit im Programm, die zuvor noch nie mitgemacht haben.
Das Gespräch führte Norbert Ramme