Kommentar zu Menschenmassen in KölnCorona – war da was?

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Bierkasten Zülpicher gepixelt

Maskenpflicht, Alkohlverbot, Kontaktbeschränkungen: Viele Kölner nehmen das derzeit nicht so genau.

Wer die Bilder sieht, könnte meinen, es wäre nie anders gewesen: Menschenmassen unterwegs im Kölner Grüngürtel, Schlangen vor den Bars auf der Zülpicher und der Schaafenstraße. Gruppen, Bier, Musik, weit und breit keine Masken. „Hallo Köln. Willkommen zurück“, stand zu Wochenbeginn am Himmel über der Stadt geschrieben. Am Mittwochabend war das am Boden die Devise für Tausende. Aber war da nicht noch was?

Viele scheinen erfolgreich auszublenden, wie flüchtig die aktuellen Freiheiten sind, die sie sich mühsam mit Monaten des Verzichts zurückerobert haben. 56 Patienten liegen in Köln aktuell mit Covid-19 auf den Intensivstationen. Am Donnerstag hat das Robert-Koch-Institut zwei weitere Todefälle gemeldet. 946 Kölnerinnen und Kölner sind mit Stand vom Donnerstagmorgen nachweislich mit Corona infiziert. Der Inzidenzwert ist an Fronleichnam am zweiten Tag infolge wieder leicht nach oben geklettert.

Diese trockenen Zahlen bedeuten nicht, dass sich die Kölner nicht darüber freuen dürfen, dass sie endlich wieder ein wenig loslassen können. Aber zwischen Vereinsamung auf dem heimischen Sofa und Party im Park mit 100 Freunden gibt es jede Menge Raum zu erkunden.

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Ja, es tut unfassbar gut, wieder mal an einem Tisch zu sitzen und ein eiskaltes Getränk vor die Nase gesetzt zu bekommen. Es ist fast absurder Luxus, einen Teller Pasta nicht lauwarm aus dem Lieferando-Rucksack serviert zu kriegen. Mit Tischnachbarn ins Gespräch kommen, Menschen beobachten: Normalität, wir erinnern uns dunkel, ja, irgendwie so hat sie sich angefühlt. Und wir sollten uns glücklich schätzen, dass wir all das wieder genießen können, denn der Preis dafür war hoch.

Ein bisschen zusammenreißen: Das sollte nicht schwer fallen

Eine Maske aufsetzen, nicht zu Dutzenden auf einem Haufen hocken, uns noch ein wenig zusammenreißen: Wenn das wirklich alles ist, was wir jetzt noch tun müssen, damit in einer Woche nicht wieder die Ladentheken schließen und damit wir in ein paar Monaten nicht nur gefühlt wieder in der Normalität ankommen können, dann sollte uns das nicht so schwer fallen.

Die Hälfte der Kölner hat bereits die erste Impfung erhalten. Wenn wir es ohne größere Ausbrüche durch die kommenden Monate schaffen, können wir am Ende des Sommers vielleicht tatsächlich wieder im Park feiern, ohne andere oder uns selbst einem Risiko auszusetzen – und ohne über die Schulter gucken zu müssen, ob da gerade das Ordnungsamt vorbei kommt.

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