Kommentar zum ErzbistumKardinal Woelki ist in Köln jetzt Erzbischof auf Abruf

Lesezeit 2 Minuten
Dunkle Wolken Kölner Dom dpa

Dunkle Wolken ziehen am Kölner Dom vorbei. (Archivbild)

Von einem reifen, modernen und demokratisch informierten Umgang mit Führung ist die katholische Kirche im 21. Jahrhundert immer noch erschreckend weit entfernt. Selbst ein so hochrangiger Funktionsträger wie der Kölner Kardinal Rainer Woelki kann nicht etwa aus eigener Einsicht entscheiden, ob er auf sein Amt verzichtet und den Weg für einen Neuanfang freimacht. Er muss sich und sein Schicksal stattdessen in die Hand des Heiligen Vaters legen. Das hat buchstäblich etwas Kindisches, Unerwachsenes.

Selbst der Papst kann niemanden zwingen, weiterzumachen

Verantwortung lässt sich einerseits nicht delegieren. Und andererseits kann selbst der Papst niemanden zwingen, weiterzumachen. Woelkis Rückkehr nach Köln ist somit ein Akt willkommener Fremdbestimmung: „Ich wär’ ja gegangen, aber Papa hat’s mir nicht erlaubt.“ Würdevoll geht anders.

Zudem ist die scheinbare Ergebenheits- und Demutsgeste Ausdruck eines überkommenen Systems der Machtzuweisung und -verteilung, dessen Kehrseite eine strukturelle Verachtung für diejenigen ist, ohne die es – auch in der Kirche – überhaupt keine Leitung gäbe: die Gläubigen. Nach Woelkis Wunsch und Wille sollen sie ihm nun eine zweite Chance geben. Nur: Zu bestimmen haben sie am Ende nichts. Das ist Kuschelkompetenz, keine echte Beteiligung.

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

Das könnte Sie auch interessieren:

Richtig ist Woelkis Bemerkung, dass seine Abwesenheit im Erzbistum kein Problem gelöst hat, zumindest keines mit ihm. Insofern bleibt nach der päpstlichen Anweisung zur Anwesenheit gar nichts anderes übrig, als es miteinander zu versuchen. Es ist die berühmte „Probezeit“, von der Bistumsverwalter Rolf Steinhäuser gesprochen hatte.

Die Zumutung liegt im Appell an die Versöhnungsbereitschaft der Gläubigen. Ihr müsste die Bereitschaft des Kardinals zu Veränderungen entsprechen, die sich im Führungsstil, aber auch in konkreten Reformschritten niederschlägt. Da ist Woelki in der Bringschuld als Erzbischof auf Abruf.   

KStA abonnieren