Kommentar zu WoelkiKölner Erzbistum muss Verantwortung übernehmen

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Woelki dpa

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln

  • Im Missbrauchsskandal des Kölner Erzbistums kommen immer mehr Zweifel an Kardinal Woelkis Interesse an Transparenz.
  • Ein Kommentar.

Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist im Erzbistum Köln in ein juristisches Dickicht von Gutachten, Gegengutachten und Ersatzgutachten geraten. Dafür trägt Kardinal Rainer Woelki, der sich auf den Rat seiner Anwälte beruft, die Verantwortung. Er will nun am 18. März ein „rechtssicheres“ Gutachten vorlegen, verwehrt es aber einer Münchner Kanzlei, deren vom Erzbistum kassierte Arbeit auf eigenes Risiko offenzulegen. Damit bleiben Zweifel an der Ernsthaftigkeit des von Woelki bekundeten Willens der Transparenz bestehen.

Eine Erklärung des „Synodalen Wegs“, der gemeinsamen Reform-Initiative von katholischen Bischöfen und Laien, hat dies zurecht als das zentrale Ärgernis und den eigentlichen Grund der aktuellen Krise ausgemacht. Die Glaubwürdigkeit der Kirche ist erschüttert, Vertrauen wurde verspielt. Wenigstens das hat Woelki eingestanden, ohne dass die von ihm eingeräumten Fehler den Kern des Problems träfen.

Versprechen der Bischöfe steht seit mehr als Jahren im Raum

Seit mehr als zehn Jahren steht das Versprechen der Bischöfe im Raum, den Missbrauchsskandal aufzuarbeiten und die Ursachen für Missbrauch in der Kirche zu bekämpfen. Das ist unbedingt notwendig – zuerst und vor allem im Sinne der Opfer, aber auch als Dienst an den ungezählten Menschen, die sich von der Kirche Orientierung, Halt und Trost erwarten. Für sie ist entscheidend, dass sie der Kirche und ihren Vertretern vertrauen können. Deshalb sind die aktuellen Vorgänge im Erzbistum Köln so schlimm. Deshalb stößt der Kardinal auf so scharfe Kritik. Und deshalb rufen Pfarrgemeinden, katholische Verbände und auch Teile der Kirchenleitung nach Konsequenzen.

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Dafür bräuchte kein Verantwortlicher mehr auf Gutachten zu warten. Es ist längst klar, dass in Köln – wie auch andernorts – der Täter- und Institutionenschutz den Vorrang vor Opferschutz hatte. Wer dafür jetzt persönlich einstehen, um Verzeihung bitten und mit einem Verzicht auf Ämter und Würden auch ein Zeichen der Umkehr setzen würde, der hätte – trotz aller Verfehlungen in der Vergangenheit – Respekt verdient. Und geht es zurzeit nicht auch darum: Respekt für Kirchenvertreter, deren Reden und Handeln im Einklang steht?

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Man muss selbst kein Christ sein, um darin einen Schatz für die ganze Gesellschaft zu erkennen. Der Ruf nach Aufklärung ist deshalb nicht nur eine Erwartung an die Kirche, sondern im Grunde auch Ausdruck einer Hoffnung auf die Kirche. Eine Kirche, die für andere da ist.

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