LandtagswahlKölner CDU erleidet derbe Schlappe – Petelkau verliert krachend

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Erst gab es viel zu Jubeln für Bernd Petelkau, später dann nicht mehr.

Köln – Dem unbändigen Jubel über das Ergebnis der CDU im Land folgte ein tiefer Fall ins Tal der Ernüchterung. In Köln hat die Union zwar nur wenige Prozentpunkte im Vergleich zur vergangenen Landtagswahl verloren. Aber der klare Wahlsieger sind die Grünen. Drei der sieben Wahlkreise gewann die CDU 2017 direkt, nun setzte sich lediglich Florian Braun im Kölner Südosten durch. Die Kölner Union geht mit sich hart ins Gericht. Oliver Kehrl, der im Südwesten Kölns ebenfalls sein Landtagsmandat verlor, sagte: „In der Stadt Konrad Adenauers ist das ein peinliches Ergebnis.“

Wie schon bei den vergangenen Wahlen – der Europawahl, der Kommunalwahl und der Bundestagswahl – konnte die CDU dem steilen Aufstieg der Grünen nur tatenlos zusehen. „Der Trend der Grünen hat sich fortgesetzt, wir konnten ihn nicht brechen“, sagte Parteichef Bernd Petelkau. Während die Grünen mit gut 30 Prozent ihr Ergebnis fast verdreifachten, verharrt die Union bei knapp 25 Prozent. Wenigstens konnte diesmal die SPD knapp geschlagen werden, doch das dürfte dem Anspruch der CDU kaum genügen. Es seien die bekannten Probleme der CDU in Großstädten, analysiert Petelkau. Er werde auch den „Diskurs in der Bundes-CDU suchen“, denn die Partei könne durchaus Großstadt, sie müsse nur „ihr Profil schärfen“, so Petelkau. 

Petelkau will in die Wirtschaft

Der Parteichef hat selbst eine derbe Niederlage erlitten. In seinem Wahlkreis im Kölner Westen unterlag er Frank Jablonski krachend.

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Jablonski ist Co-Chef der Kölner Grünen, jedoch tritt er, wie bei den Grünen üblich, sonst kaum in Erscheinung. Petelkaus Landtagsmandat, das er 2017 errang, ist weg und damit sein Job als Berufspolitiker. „Ich werde in die freie Wirtschaft zurückkehren“, sagte Petelkau. Auch der Ratsfraktion werde er weiter vorstehen und ebenso der Kölner CDU, als deren Parteichef er bis 2023 gewählt ist.

Ob es tatsächlich so kommt, muss sich erst noch zeigen. Für Petelkau ist das schlechte Kölner Landtagsergebnis eine weiter Schwächung, nachdem er sich zuletzt nur mit Mühe einer innerparteilichen Revolte erwehren konnte, die die Partei bis heute in zwei Lager gespalten hat.

Oliver Kehrl über Kölner CDU: „Der Fisch stinkt vom Kopf her“

Oliver Kehrl sagt es so: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“ Die CDU habe ein „Akzeptanzproblem“ struktureller Art in der Stadt. Dieses Problem liege womöglich nicht an den politischen Inhalten, „das könnte auch mit den handelnden Personen zu tun haben“, sagte Kehrl andeutungsweise.

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Konkreter wolle er nach der noch frischen Wahlschlappe nicht werden. „Ich habe selbst verloren, deshalb möchte ich jetzt nicht mit dem Finger auf andere zeigen.“ Kehrl konnte zwar sein Ergebnis im Wahlkreis sogar leicht steigern. Am Ende unterlag er aber seiner vollkommen unbekannten grünen Kontrahentin Eileen Woestmann deutlich. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird.“

Außer im Südosten und in Chorweiler hatte die CDU keinerlei Chance, einen Wahlkreis zu holen. In Ehrenfeld und Nippes, in dem es die CDU traditionell schwer hat, hat der grüne Landtagsabgeordnete Arndt Klocke mit mehr als 41 Prozent der Erststimmen den CDU-Bewerber, den einflussreichen Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei, Natanael Liminski, mit seinen knapp 14 Prozent deutlich distanziert.

Zwar hat Liminski einen der besten Landeslistenplätze der Kölner Unionskandidaten. Jedoch hat die CDU in anderen Orten Nordrhein-Westfalens möglicherweise viele Direktmandate geholt, sodass die Landesliste erst gar nicht greift. Dann wären außer Florian Braun, der in sein Direktmandat wohl verteidigt, alle Kölner CDU-Leute raus.

Auch wenn das Kölner Abschneiden eine neuerliche Schlappe für die CDU war, „wir freuen uns trotzdem über das Ergebnis im Land und von Hendrik Wüst“, sagte ein Gast im Consilium. Das Restaurant neben dem Rathaus, in dem vier Stunden zuvor noch lauthals gefeiert wurde, hatte sich schnell merklich geleert. Auch Oliver Kehrl fuhr zurück in seinen Stadtteil Rodenkirchen, als sich das Kölner Debakel abzeichnete. „Ich gehe jetzt schlafen“, sagte er.

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