De-Noël-Platz in SülzWas den kölschen Platz so einzigartig macht

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Viel Grün und ein Spielplatz: 1904 wurde der De-Noël-Platz angelegt.

Viel Grün und ein Spielplatz: 1904 wurde der De-Noël-Platz angelegt.

Köln-Sülz – Es ist die gelungene Mischung zwischen urbaner Lebendigkeit und lauschigem Grün, zwischen Jung und Alt, Alteingesessenen und Zugezogenen: Wenn man die Bürgermeisterin des Stadtbezirks Lindenthal fragt, warum sie sich so gerne am De-Noël-Platz in Sülz aufhält, fällt ihr die Antwort nicht schwer. „Ich finde es unheimlich schön, dass sich hier die Schüler des benachbarten Schiller- und des Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasiums treffen, aber auch Studenten der Universität unterwegs sind und sich unter die Anwohner mischen, die jungen Familien mit den kleinen Kindern, die den Spielplatz bevölkern und die Älteren, die hier teilweise schon sehr lange leben“, sagt Helga Blömer-Frerker.

Helga Blömer-Frerker vor dem Café Lokal.

Helga Blömer-Frerker vor dem Café Lokal.

Wenn sie unter den hochgewachsenen Bäumen in einem der Cafés am Platz sitzt, beflügelt das muntere Treiben ihre Fantasie. „Ich stelle mir vor, dass die Schüler sich in der Pause auf dem Spielplatz treffen und die älteren von ihnen ihre Freistunden im Café verbringen.“ Das habe sie früher auch so gemacht. „Ich komme aus Dinklage im Südoldenburger Land und habe in Quakenbrück die Schule besucht“, sagt Blömer-Frerker. „Das ist eine Stadt mit wunderschönen alten Fachwerkhäusern. Dort habe ich als Schülerin einige Zeit in Cafés verbracht und fahre heute manchmal noch dorthin.“

Solche Erlebnisse in jungen Jahren blieben den jungen Menschen immer in Erinnerung. „Weil ich nicht in Köln aufgewachsen bin, habe ich keine besondere emotionale Bindung zu einem Ort. Ich habe eigentlich keinen Lieblingsplatz, kenne aber viele, die ich sehr mag.“

Cafés und Kultkneipe

Mit dem De-Noel-Platz verbindet sie immerhin eine besondere Erfahrung. „Als ich nach Köln gezogen bin, habe ich hier in einer Kneipe mein erstes Kölsch getrunken“, sagt die CDU-Politikerin. „Das war in den 70er Jahren.“ Das Lokal gibt es schon lange nicht mehr. Dafür säumen heute gleich mehrere Gastronomiebetriebe den Platz, die auch jenseits der Veedelsgrenze beliebt sind, wie beispielsweise die Kultkneipe Wundertüte.

Blömer-Frerker schätzt den Freizeitwert des De-Noël-Platzes: „Es ist wirklich eine grüne Oase in der Stadt. Der Platz ist im Jahr 1904 gestaltet worden und immer noch ein Vorbild. Damals verstanden die Stadtplaner ihr Werk.“

Gerade heute in Zeiten des Klimawandels sei es wichtig, in den immer heißer werdenden Sommern in den Städten für Stadtgrün zu sorgen und das vorhandene zu erhalten. Am De-Noël-Platz sorgt der alte Baumbestand für reichlich Schatten und die Anwohner für dessen Wohlergehen.

Für Matthias Joseph de Noël spielte das Kölner Brauchtum eine große Rolle

„Hier leben viele Menschen, die sich um Baumscheiben kümmern“, sagt Blömer-Frerker. Von manchen der Baumfreunde weiß sie, dass sie schon lange dort wohnen. Sie schätzt nicht nur die gewachsene Nachbarschaft sondern auch den alten Gebäudebestand, die Patina, die sich über die Jahre auf die Altbaufassaden gelegt hat, den wildromantischen Look des grün bewucherten Platzes.

„Ich mag es, dass hier noch nicht jedes Gebäude luxussaniert ist und der De-Noël-Platz nicht so geleckt wirkt.“ Das würde auch gar nicht passen zu dem Ort, der nach einem Mann benannt ist, für den das Kölner Brauchtum eine große Rolle spielte: Der 1782 in Köln geborene Künstler Matthias Joseph de Noël veröffentlichte Gedichte, Schwänke, Puppenspiele für das Hänneschen-Theater und setzte sich für den Erhalt der Kölner Mundart ein.

1823 förderte er als Mitglied des neu gegründeten Festausschusses des Kölner Karnevals die Wiedergeburt des Volksfests, das an seiner Zügellosigkeit zugrunde zu gehen drohte. De Noël leitete den von ihm mit aus der Taufe gehobenen Rosenmontagszug.

Der nach ihm benannte Platz befindet sich nach Meinung der Bezirksbürgermeisterin heute am rechten Ort. „Der Veedelszug am Karnevalsdienstag hier in Sülz ist besonders schön und lebt von den tollen Beiträgen der Schulen, die jedes Jahr dort mitlaufen“, so Helga Blömer-Frerker.

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