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Kölner GrüngürtelOB Reker geht auf Distanz zu Geißbockheim-Ausbau

Lesezeit 4 Minuten
Das Trainingszentrum am Geißbockheim (Bildmitte) soll um weitere Plätze (links) erweitert werden.

Das Trainingszentrum am Geißbockheim (Bildmitte) soll um weitere Plätze (links) erweitert werden.

  • Seit Jahren wird über die Erweiterung des Trainingsgeländes des 1. FC Köln diskutiert.
  • Die Geschäftsführung des Bundesligisten geht davon aus, dass die eigenen Pläne in naher Zukunft genehmigt werden.
  • Oberbürgermeisterin Henriette Reker kann sich hingegen auch andere Standorte für den Ausbau als den Grüngürtel vorstellen.
  • Die Grünen haben als Alternative einen Acker im Blick.

Köln – Der Ausbau seines traditionellen Trainingsgeländes am Geißbockheim beschäftigt den 1. FC Köln seit rund vier Jahren. Widerstand gegen die Erweiterungspläne im Äußeren Grüngürtel gab es bislang vor allem von Umwelt- und Denkmalschützern sowie von Anwohnern.

Doch nun rückt auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker mitten im Bebauungsplanverfahren überraschend von dem Projekt ab: „Ich würde mir wünschen, dass wir im Einvernehmen mit dem FC einen anderen Platz finden“, sagte Reker am Freitag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie selbst könne sich jedenfalls andere Standorte für ein erweitertes Trainingszentrum vorstellen.

Bisher hatte sich Reker nicht als Gegnerin der Sportpark-Erweiterung positioniert. Allerdings hatten die Grünen, die Reker im Stadtrat stützen, in dieser Woche noch einmal klar gemacht, dass mit ihnen die Erweiterung nicht zu machen sei. „Wir befinden uns in dieser Sache im Dissens mit der OB“, sagte Sven Lehmann, Bundestagsabgeordneter der Grünen, am Montag.

Alles zum Thema Henriette Reker

Dieser Dissens scheint nun ausgeräumt, zumal Reker urgrüne Argumente für ihre neue Position anführt: „Wir haben den Klimanotstand beschlossen“, so die OB. „Das werden wir auch ernst nehmen.“ Genau so ernst nehme sie die zur Zeit laufende Offenlage und die Bürgerbeteiligung. „Dabei geht es nicht um bloße Mehrheiten, sondern um Argumente.“

Reker: „Ich sehe noch keine Ratsmehrheit für den Ausbau“ 

Die Rahmenbedingungen für das Projekt hätten sich eben seit der Erstellung der Ratsvorlage für das Bebauungsplanverfahren Ende 2016 geändert, sagte Reker. Damals hatte eine Mehrheit von SPD, CDU und FDP die Vorlage gegen die Stimmen der Grünen verabschiedet. Das sei heute anders, meint Reker zur Stimmung im Stadtrat. „Ich sehe noch keine Ratsmehrheit für den Ausbau.“ Und selbst wenn es eine Mehrheit gebe, werde es mit Sicherheit eine Normenkontrollklage der Ausbaugegner geben, so Reker. „Das wird ein paar Jahre dauern. Diese Zeit könnte der FC besser nutzen.“

Der CDU, die im Juli im Regionalrat des Regierungsbezirks Köln gemeinsam mit SPD und FDP (ebenfalls gegen die Stimmen der Grünen) den Erweiterungsplänen des FC zugestimmt hatte, wird im weiteren Verlauf des Verfahrens die entscheidende Rolle spielen. Gemeinsam mit der SPD, die sich hinter die Pläne des FC stellt, könnte die CDU im Stadtrat eine breite Mehrheit für den Ausbau am Geißbockheim sicherstellen. Sollten sich die Christdemokraten gegen die Erweiterung entscheiden, müsste der Bundesligist an einem anderen Standort bauen.

„Die Arbeitshypothese lautet zurzeit, dass der Ausbau am Geißbockheim kommt“

„Die Arbeitshypothese lautet zurzeit, dass der Ausbau am Geißbockheim kommt. Man muss sich aber die Bürgereingaben kritisch anschauen und feststellen, welche Schwierigkeiten sich möglicherweise ergeben“, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau am Freitag. Da der formale Prozess noch laufe, gebe es zurzeit keinen Anlass, die Position der CDU zu ändern. „Wir werden die Eingaben und Stellungnahmen zur Offenlage ausgiebig in unseren zuständigen Gremien, insbesondere der Fraktion, diskutieren und bewerten“, ergänzte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz.

So geht es mit der geplanten Erweiterung weiter

Die Bürger können noch bis zum 30. August bei der Stadt Stellungnahmen für die Erweiterung des FC-Trainingsgeländes abgeben und Einwendungen gegen das Vorhaben einreichen. Die Verwaltung wird anschließend die Stellungnahmen prüfen. Wie lange das dauert, ist schwierig zu sagen, da mit vielen Beiträgen zu rechnen ist. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hofft, dass bis Ende des Jahres ein Ratsbeschluss stehen wird.

 Der Stadtrat muss unter Berücksichtigung der Stellungnahmen der Bürger entscheiden, ob der Bebauungsplan beschlossen wird oder nicht. Sollte die Politik zustimmen, besteht danach die Möglichkeit zu einer Normenkontrollklage. Das Oberverwaltungsgericht würde den Ratsbeschluss dann überprüfen. (att)

Brigitta von Bülow, Fraktionschefin der Grünen, sagte am Freitag, dass sie es begrüßen würde, wenn sich andere Lösungen für einen Ausbau des FC-Trainingsgeländes ergeben würden. „Und wenn in dieser Richtung ein Signal von der Oberbürgermeisterin käme, wäre das sehr gut“, sagte sie. 

Die Grünen schlagen als alternativen Standort für das Trainingsgelände des 1. FC Köln eine Ackerfläche in Marsdorf vor und fordern, dass dieser Standort noch einmal geprüft werden soll. Die Möglichkeit, dort neu zu bauen, besteht aus Sicht der Grünen nach wie vor.

1. FC Köln geht von Umsetzung seiner Pläne aus

Der 1. FC Köln geht auch weiterhin davon aus, seine Erweiterungspläne im Grüngürtel umsetzen zu können. „Wir befinden uns seit vier Jahren in einem Bebauungs- und Flächennutzungsplanverfahren. Aktuell sind wir in der zweiten Öffentlichkeitsbeteiligungsphase und gehen weiterhin davon aus, dass wir die uns im vierten Quartal zugesicherte Baugenehmigung erhalten und diese dann entsprechend bewerten“, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Der Bundesligist hatte in dieser Woche seine 110.000 Mitglieder und auch die übrigens Fans dazu aufgerufen, positive Stellungnahmen für den Bau eines neuen Leistungszentrums und drei Kunstrasenplätzen auf der Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel abzugeben. 

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