Köln-Junkersdorfer OrdenMägde Mariens öffnen ihr Kloster für Kinderbetreuung

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Sie haben viel vor mit dem Kloster: Kay Theuerkauf (v.l.), Martina Steffens (beide Gesellschaft Dominis), Christiane Dahl, Wolfgang Fey, Britt Liebler, Schwester Celina und Georg Häck.

Junkersdorf – Im Konferenzsaal des Klosters Mägde Mariens am Vogelsanger Weg 43 hängt ein Bild von der Jungfrau Maria. Sie hält den kleinen Jesus liebevoll im Arm. Das Gemälde sagt viel aus über den Ort, an dem es sich befindet, denn die Schwestern, die hier leben, haben ein Anliegen. Das Gründungscharisma des Ordens ist die „dienende Liebe“. Sie soll nach dem Wunsch des Gründers Edmund von Bojanowski besonders den Kindern gelten. So beschreibt es auch die Oberin Schwester Celina.

Oberin wird zur Bauherrin

Sie und ihre 15 Mitschwestern haben ein Ohr für die Bedürfnisse der kleinen Junkersdorfer: „Wir haben gehört, dass die Familien für ihre Kinder nachmittags eine gute Betreuung benötigen, so dass sie nach der Schule gut aufgehoben sind und dann glücklich nach Hause kommen“, schildert Schwester Celina. Auch der katholischen Kirchengemeinde St. Pankratius war der Mangel an Betreuungsangeboten für die Kinder aus Junkersdorf schon lange bewusst.

„Wir haben hin und her überlegt, wo wir solche schaffen können, aber es gab kein freies Grundstück“, erzählt Britt Liebler, die Leiterin des Pfarrbüros. „Dann hatten wir die Idee, den Orden zu fragen, denn er hat auf seinem Areal Platz.“ Pfarrer Wolfgang Fey gab schließlich den Anstoß. Kloster und Gemeinde wurden sich schnell einig und so wurde die Oberin unterstützt von 15 weiteren Schwestern zur Bauherrin. Ein U-förmiger Neubau wird neben dem Kloster auf dem Gelände entstehen, nachdem einige Nebenbauten abgerissen sind. Dort soll eine Betreuung für Unterdreijährige einziehen und eine Nachmittagsbetreuung für Grundschulkinder.

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Platz für 40 Kinder 

Das Angebot soll die bereits vorhandenen Kindertagesstätten der Gemeinde ergänzen. In einem Teil des neuen Gebäudes wird die U-3-Betreuung eingerichtet. Sie wird einen Gruppen-, einen Schlaf-, einen Wasch- und Wickelraum erhalten und Platz für zehn bis zwölf Kinder bieten.

Der gemeinnützige Verein Liebevolle Kinderzeit übernimmt ihre Betreuung. Auch ein kleiner Außenbereich gehört dazu. „Es wird sich um ein inklusives Angebot handeln, das heißt, Kinder mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen sind ebenfalls willkommen“, betont die Leiterin der Betreuung, Christiane Dahl. In einem anderen Bereich wird die Ganztagsbetreuung zuhause sein, samt Mensa mit Kochbereich und Gruppenräumen. Sie erhält angepasst an das höhere Alter der betreuten Kinder den größeren Teil des Außengeländes Die Gesellschaft Dominis wird den Betrieb übernehmen.

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Geschäftsführer Kay Theuerkauf erläutert den Hintergrund: „Die Grundschulen sind überlaufen, die Übernachmittagsbetreuungen brechend voll“, schildert er. „Wir möchten eine kleine schöne Nachmittagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter schaffen.“ Anders als die staatlichen Anbieter möchte Dominis den Eltern kleine Gruppen und flexible Abholzeiten bieten. Insgesamt wird Platz für 40 Kinder sein. Allerdings wird das Angebot ein wenig teurer werden. Damit durch die höheren Kosten Kinder aus einkommensschwächeren Familien nicht davon ausgeschlossen sind, sollen sie vom Förderverein der Gesellschaft unterstützt werden.

Saal für Konzerte und Lesungen

Sowohl die Liebevolle Kinderzeit als auch die Dominis sind Mieter. Träger bleibt das Kloster. Im Neubau werden verschiedenen Menschen zudem noch andere Möglichkeiten offenstehen. Neben der Gebäudeseite der Ganztagsbetreuung wird es einen 50 Quadratmeter großen Saal geben, der auch von der Gemeinde genutzt werden kann, beispielsweise für Lesungen oder Konzerte.

Auch die Kapelle wird weiterhin auch von der Straße aus zugänglich sein. In einem oberen Stockwerk wird Platz für junge Menschen einer anderen Alterskategorie geschaffen: Neun Appartements sollen Studenten oder anderen jungen Erwachsenen ein Zuhause bieten. Sie werden rund 23 Quadratmeter groß sein und mit einem barrierefreien Bad und einer Pantryküche ausgestattet.

In zwei Jahren ist es soweit

Architekt Georg Häck erläutert die Pläne: „Das neue Gebäude wurde als ergänzender Körper relativ nah an die Grundstücksgrenze geplant, damit die Idee des Klostergartens im Inneren erhalten bleibt und wir damit einen ruhigen Kern schaffen, der auch als Nutzgarten dienen kann.“ Passend zum alten Kloster soll das neue Gebäude eine Fassade aus hellen Ziegeln erhalten und mit vielen eingeschossigen Gebäudeteilen und nur einigen zweistöckigen relativ niedrig bleiben. Die Baugenehmigung ist bereits erteilt. Im Spätsommer werden die Bauarbeiten losgehen. Im Sommer in zwei Jahren soll es fertig sein. Das Kloster finanziert das Vorhaben selbst, vier Millionen Euro wird es kosten. Schwester Celina wundert sich über ihre eigenen Pläne: „Wir haben am Anfang an etwas ganz Kleines gedacht. Dann hatten wir immer mehr Ideen, so dass ein ganzes Familienzentrum entstanden ist.“ Dabei erwirtschaftet das Kloster keinen Gewinn.

Viel Lob für den Orden

Liebler lobt das Engagement: „Der Orden hätte das Grundstück auch an einen Investor übertragen können, der Luxuswohnungen darauf baut.“ Stattdessen engagiere er sich für die Gesellschaft. Pfarrer Fey ergänzt: „Das ist seitens der Ordensleitung und der Gemeinschaft gerade in der jetzigen Situation ein ungemein mutiger Schritt.“ Viele andere Klöster würden schließen, weil sie nicht genügend Leute und Ressourcen haben. „Und hier entsteht etwas, womit die Schwestern zeigen, was ihre ursprüngliche Idee ist“, sagt Fey. „Das ist einmal eine andere Botschaft, als man sonst derzeit von der Kirche empfängt.“

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