Projekt gegen RollenklischeesSchülerinnen der Gronewald-Schule in Lindenthal gestalten Pausenhof neu

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Zwei Schülerinnen und eine Frau mit Mütze werkeln zusammen an einem Möbelstück.

Kira (l.) und Mitschülerin Yana erhalten von Tischlerin Sabine Uhl Arbeitsanweisungen.

Klassische Frauen- und Männerberufe? Gibt es nicht. Das sollen die Schülerinnen und Schüler bei einem handwerklichen Projekt lernen.

Schülerinnen und Schüler der LVR-Johann-Joseph-Gronewald-Schule brechen in ihrem aktuellen Projekt mit spezifischen Geschlechterrollen. Während sich eine Gruppe männlicher Schüler bei dem fünftägigen Unterfangen um die Essenszubereitung kümmert, zimmern die Mädchen an einer neuen Sitzbank mit integrierten Blumenkübeln für das Pausenareal.

Unter der Anleitung von Profis des Vereins Kölner Handwerkerinnenhaus lernen die Siebt- und Neuntklässlerinnen den Umgang mit verschiedensten Werkzeugen. Die Beschaffung der Materialien erfolgte bei selbstständigen Einkäufen im Baumarkt. Neben dem Verschönerungsaspekt sollen die 18 involvierten Jugendlichen der Förderschule für Hören und Kommunikation auch Anreize für ihre beruflichen Perspektiven erhalten.

Lindenthaler Schülerinnen arbeiten aufmerksam und präzise – Schüler kochen Suppe

„Wir möchten den Mädchen vermitteln, dass es keine klassischen Frauenberufe gibt. Sie werden motiviert, sich in allem auszuprobieren, was sie interessiert und erfahren ganz selbstverständlich die Handhabung von elektrischen Sägen oder Bohrern“, erklärt Lehrerin Sabine Altringer. Der Austausch zwischen den Handwerkerinnen und den hörbeeinträchtigten Teenagern erfolgt durch schulische Dolmetscherinnen, aber auch mittels persönlicher Körpersprache.

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„Ich zeige den Mädchen, wie sie etwas aufbauen und sie unterrichten mich in Gebärden. Also lerne ich ebenfalls eine Menge bei dem Projekt. Die Schülerinnen arbeiten super. Sie sind sehr aufmerksam und präzise“, berichtet Tischlerin und Lackiererin Sabine Uhl. Einige der Jugendlichen konnten dabei auf Vorerfahrungen zurückgreifen: „Mein Opa hat immer viel gebaut. Da habe ich zugeschaut und schon viele Werkzeuge kennengelernt“, erzählt die 15-jährige Kira.

„Mein Vater liebt seinen Werkzeugkasten. Deshalb ist das für mich nichts Unbekanntes. Die Bank herzustellen, fand ich nicht schwer. Es hat Spaß gemacht, aber als Job wäre das nichts für mich. Ich will Zahnarzthelferin werden“, sagt die 15-jährige Yana. Über die Kochkünste ihrer Mitschüler fällen die Schülerinnen ein positives Urteil: „Die Kürbissuppe von heute war zwar etwas scharf, aber ansonsten haben die Jungs das bis jetzt ganz gut hinbekommen“, so Kira über Flammkuchen, Falafel und selbstgemachte Ravioli.

Der Verein Handwerkerinnenhaus Köln ist ein Bildungsort für Mädchen und Frauen in Nippes. Das Team umfasst 15 Handwerkerinnen und Pädagoginnen. Neben Wochenend-Kursen mit Schmied-, Schweiß- oder Holzbearbeitungstätigkeiten bietet der Verein Projekte in Schulen sowie Ferienkurse an. Die neue Offerte „Mädchen machen Karriere – Zukunft in Handwerk und Technik?“ richtet sich an Schülerinnen der Klassen Sieben bis Zehn. Die kostenfreien Treffen finden dienstags von 14.30 bis 17.30 Uhr statt. Die Aktivitäten werden unter anderem von der Kämpgen-Stiftung und der Dohle-Stiftung finanziert.

www.handwerkerinnenhaus.org

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