Lövenicher TunnelNie wieder so einen teuren Tunnel

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Die Lärmschutzeinhausung der A1 bei Lövenich

Die Lärmschutzeinhausung der A1 bei Lövenich

Köln – Die Landesregierung will kein zweites Mal einen derart teuren Lärmschutztunnel wie für die A 1 im Kölner Westen bauen. Angesichts der Kosten von 200 Millionen Euro und der siebenjährigen Bauzeit habe sich das Modellprojekt aus heutiger Sicht „nicht bewährt“, teilte Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) dem Landtag auf Anfrage der CDU mit. „Insofern würde eine derart aufwändige Einhausung zum Schutz der Anwohner vor Verkehrslärm heute nicht mehr realisiert.“

Was Menschen in Junkersdorf, Weiden und Lövenich als Segen empfinden, halten andere für Geldverschwendung. Roman Suthold vom ADAC spricht von einem „goldenen Wasserhahn unter den Tunneln“. Die 1,5 Kilometer lange Röhre „sei ein Fall für den Bundesrechnungshof“. Der Bund der Steuerzahler bezweifelt, dass die Millionenausgaben gerechtfertigt sind und prüft den Vorgang.

Zum Zeitpunkt der Entscheidung über den Bau einer Einhausung im Jahr 1993 war das Bundesministerium noch von umgerechnet 75 Millionen Euro ausgegangen. Im folgenden wurde die Pläne dann mehrfach geändert. Nach Bränden in Alpentunneln hat der Bund die Sicherheitsrichtlinien für Straßentunnel verschärft. Die technische Ausstattung des Bauwerks in Lövenich musste deshalb in einem erheblichen Umfang erweitert werden. „Dies führte zu einer deutlichen Verlängerung der Bauzeit und zu einer extremen Steigerung der Baukosten“, heißt es in dem Papier der Landesregierung.

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Letzte Tests noch im Frühjahr

Nachdem der Tunnel im vorigen Jahr auf allen sechs Fahrspuren freigeben wurde, gab es mehrere technische Pannen. Laut Groschek besteht kein Grund zur Beunruhigung. Fachleute des Tüv, der Polizei und der Feuerwehr hätten „die uneingeschränkt gegebene Sicherheit der Verkehrsteilnehmer festgestellt“. Die allerletzten Tests sollen in diesem Frühjahr abgeschlossen werden, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs für Straßenbau dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Nach Auffassung des ADAC hätten Lärmschutzwände und Flüsterasphalt ausgereicht, da die Höchstgeschwindigkeit in dem Tunnel ohnehin auf 80 km/h begrenzt worden ist. Es fragt sich allerdings, ob das unbedingt so sein muss?

In einer ähnlichen Einhausung auf der A 3 nahe der bayrischen Stadt Aschaffenburg gilt Tempo 100. Dort gibt es nach Angaben von Straßen.NRW allerdings deutlich weniger Verkehr als auf dem Abschnitt im Kölner Westen, den täglich 130 000 Fahrzeuge passieren. Außerdem spreche das benachbarte Kreuz Köln-West gegen höhere Geschwindigkeiten. Die Lövenicher Anlage erfülle eben nicht die Bedingungen für eine Ausnahme von dem für Tunnel geltenden Regeltempo 80. Ob nicht wenigstens ein Anheben der Geschwindigkeitsbegrenzung in Fahrtrichtung Leverkusen möglich ist, hat der Landesbetrieb nicht geprüft.

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