Nahversorgung in KlettenbergWeite Wege für ältere Menschen

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Jenseits des Klettenbergparks beginnt der „ländliche“ Teil,  ohne Infrastruktur, abseits der Bahnhaltestellen. 

Klettenberg – Der „Heiko-Bus“ ist eigentlich in der Eifel unterwegs. Dort versorgt er die Dörfer, in denen es keine Geschäfte mehr gibt, mit Lebensmitteln. Doch außer den Eifeldörfern steuert der rollende Supermarkt auch Köln an, und zwar den Teil von Klettenberg, der jenseits des Parks am südwestlichen Ende des Viertels ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Als Sabine Kistner-Bahr, die gerade im Viertel ein Seniorennetzwerk aufbaut, davon erfuhr, war sie entsetzt.

Bus bringt Lebensmittel

Die Tatsache, dass die Firma Heiko Lebensmittel nach Klettenberg bringen muss, war ein Ergebnis ihrer Bestandsaufnahme, von der sie bei der Auftaktveranstaltung für das neu entstehende Netzwerk in den Räumen des Instituts für Intuitionstraining an der Luxemburger Straße berichtete. Das neue Seniorennetzwerk soll älteren Menschen im Stadtteil dabei helfen, sich kennenlernen, sich zu organisieren und Aktivitäten für sich und andere zu entwickeln. Kistner-Bahr weiß, warum ein Netzwerk für Senioren so wichtig ist: „Die Verbindungen, die aus dem Berufsleben stammen, tragen oft nicht bis ins hohe Alter.“ Einsamkeit ist oft die Folge.

Seniorennetzwerk will helfen

Klettenberg ist eines der letzten Kölner Viertel, in denen die Stadt ein Seniorennetzwerk aufbaut, auch weil man davon ausging, dass es vergleichsweise gut versorgt ist. „Die Evangelische Kirche betreibt in Sülz schon lange ein solches Netzwerk, das Klettenberg mitversorgt“, betont Kistner-Bahr. Zudem verfüge das Viertel am Gottesweg und an der Luxemburger Straße über viele Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, Restaurants und Ärzte.

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Doch vor Ort erfuhr sie von der Kluft zwischen „Klettenberg-Stadt“ und „Klettenberg-Land“, wie die Bewohner die sehr unterschiedlichen Teile des Viertels bezeichnen, das Gebiet nahe den trubeligen Hauptverkehrsachsen und das jenseits des Klettenbergparks, rund um die Geisbergstraße. „Dort gibt es neben dem Altenzentrum St. Bruno vier große Wohnhäuser der Caritas mit 70 Seniorenwohnungen“, erzählt Kistner-Bahr. Die Bewohner dieser Wohnungen seien teilweise noch sehr mobil – doch der Weg zum Einkaufen oder zur nächsten Bahn sei einen Kilometer lang. Nicht einmal einen Bäcker gibt es im Umkreis.

Kistner-Bahr ist darüber besorgt: Wenn die älteren Menschen einkaufen, ins Theater oder ins Konzert möchten, müssten sie von der KVB-Haltestelle einen 20- bis 30-minütigen Fußweg nach Hause absolvieren, durch düstere schlecht beleuchtete Straßen, bemängelt sie. „Oder sie fahren mit 90 noch Auto, aber das wollen wir ja auch nicht“, so Kistner-Bahr.

Wenig Parkplätze, viele SUV

Bei der Auftaktveranstaltung des Seniorennetzwerks standen das Problem der fehlenden Infrastruktur in Klettenberg-Land und mögliche Lösungen im Mittelpunkt der Diskussion. Eine Besuchergruppe erklärte sich bereit, für eine bessere Verbindung an den öffentlichen Nahverkehr zu kämpfen. Viele Senioren äußerten aber auch andere Verbesserungswünsche im Hinblick auf den Verkehr in Klettenberg. Es gäbe zu wenige Parkplätze und zu viele SUV, beklagten sie. Sie wünschten sich eine bessere Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer. Zudem hatten die Besucher viele Ideen für die Freizeitgestaltung, beispielsweise möchten sie eine Lese- und eine Diskussionsgruppe gründen, einen Spielkreis, einen Tanztee, einen regelmäßigen Plausch auf Kölsch und eine Tauschbörse für Dinge oder auch Dienstleistungen.

Einen festen räumlichen Standort hat das in Gründung befindliche Seniorennetzwerk Klettenberg nicht. „Raumlosigkeit gehört zu unserem Programm“, sagte Sabine Kistner-Bahr. „Es ist meine Aufgabe, Räume aufzutun, die dann von den Senioren für ihre Aktivitäten genutzt werden können.“ Die Kirche St. Bruno habe Räume, die man nutzen könne. In den Räumen des Wohnparks hinter dem Klettenbergpark fände schon ihre Sprechstunde statt. Und es gäbe noch viele weitere Möglichkeiten.

Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker versprach politische Unterstützung und steuerte eine eigene Idee bei: „Wir müssen auch überlegen, wie wir einen sicheren Fahrradweg auf der Luxemburger Straße bekommen können.“

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