Gegen Dieselqualm und LärmBezirkspolitiker wollen Landstrom an Mülheimer Rheinufer installieren – Stadt erteilt erneut Absage

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Norbert Fuchs steht am Wasser.

Norbert Fuchs wartet seit Jahren vergeblich auf Landstrom für Schiffe am Mülheimer Kai.

Die Bezirksvertretung Mülheim kann nicht verstehen, dass die Stadt am Mülheimer Rheinufer keinen Landstrom installieren will.

Äußerst ungehalten reagierten Mülheims Bezirksvertreter auf die Antwort der Stadt zu einer von den Grünen im September gestellten Anfrage, warum sie keine Landstromanlage am Rheinufer im Umfeld des Kohlplatzes nördlich der Mülheimer Brücke errichten will.

Das Gremium hatte die Stadt mindestens seit 2019 wiederholt aufgefordert, in Kooperation mit der Rhein-Energie Stromtankstellen am Mülheimer Rheinufer einzurichten. Zielsetzung sollte sein, schnellstmöglich zu erreichen, dort anlegende Schiffe mit Landstrom zu versorgen. Die Politiker begründeten dies damit, dass die Dieselmotoren anlegender Schiffe mangels Landstromanlagen mitunter tagelang und rund um die Uhr liefen. Der Dieselqualm der Hotel- und Frachtschiffe und der Lärm von lauten Motoren würden zur Belastung der Anwohner, die sich immer häufiger über diese Zustände beklagten.

Köln-Mülheim: Immer wieder Beschwerden über Lärm- und Geruchsbelästigungen

„In den vergangenen Jahren sind bei mir immer wieder Beschwerden über Lärm- und Geruchsbelästigungen eingegangen“, erklärt Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs. Während es an vielen anderen Anlegestellen in der Stadt bereits Stromtankstellen für die Schiffe gebe, wie etwa im Rheinauhafen, in der Innenstadt oder in Deutz, würden in Mülheim die Dieselmotoren anlegender Schiffe mangels Landstromanlagen mitunter tagelang laufen. Fuchs: „Die Anwohner leiden unter dem Dieselqualm der Hotel- und Frachtschiffe und dem Lärm von lauten Motoren.“

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Die Stadt begründete nun ihre Ablehnung, dass sie wegen eines fehlenden Anlegers für Schiffe keinen Landstrom zur Verfügung stellen müsse. Diesen habe es bis vor etwa fünf Jahren gegeben. Er diente als Anlegestelle des „Müllemer Böötchens“. Doch dürften Schiffe jederzeit an der Kaimauer anlegen, weil das durch eine europaweite Regelung „Mannheimer Akte“ überall dort verbrieft sei, wo es nicht ausdrücklich durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes untersagt sei: „Nur das An-Land-gehen kann durch die Stadt untersagt werden.“

Kritik an Kölner Stadtverwaltung: „Die prüfen das gar nicht“

Um die Einrichtung von Landstrom zu rechtfertigen, müsse man wissen, wie oft und wie lange Schiffe an der Kaimauer festmachten. Genau das allerdings könne die Stadt nicht ermitteln. Es könne also nicht festgestellt werden, ob die Installation entsprechender Anlagen wirtschaftlich sinnvoll sei. Schon im April hatte die Stadt darauf verwiesen, dass die Kosten für eine Landstromversorgung von Frachtschiffen nach Stand von 2021 bei 250.000 Euro pro Anlage liegen, für Fahrgastschiffe sogar weit höher. Das aber sei wirtschaftlich nicht begründbar.

„Ich bin mit der Antwort total unzufrieden“, betonte Annika Hillecke (Grüne). Sie ist sicher, dass es eine Möglichkeit gibt, doch ans Ziel zu kommen: „Doch das zieht sich auf Kosten der Anwohner zu lange hin.“ Auch Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs kann die Ablehnung nicht akzeptieren: „Die tun so, als ob keine Schiffe hier anlegen würden und ich habe den Eindruck, die prüfen das gar nicht.“ Er sieht die Stadt weiterhin in der Pflicht.

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