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SanierungWarum die Mülheimer Brücke Köln 300 Millionen Euro kostet

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Mülheimer

Die Mülheimer Brücke

Köln – Die Sanierung der Mülheimer Brücke wird wesentlich teurer als bislang angenommen. In ihrer ersten Schätzung war die Stadtverwaltung 2010 noch davon ausgegangen, dass das Großprojekt 39 Millionen Euro kosten würde.

Im Jahr 2016 war bereits von 100 Millionen Euro die Rede, Mitte 2017 dann von 188 Millionen Euro. Nun, nachdem die Bausubstanz weiter überprüft wurde, wird mit Kosten von 301,5 Millionen Euro gerechnet. Hieß es bislang, die Instandsetzung der Hauptverkehrsachse, die von vielen Pendlern genutzt wird, sei 2025 abgeschlossen, ist jetzt von 2026 die Rede.

„Die festgestellten Schäden des denkmalgeschützten Brückenzugs sind wesentlich umfassender als zum Baubeschluss 2017 angenommen“, teilte die Stadt am Freitag mit. Die Kostensteigerungen lägen vor allem an der Bauwerkssubstanz der Strombrücke und der rechtsrheinischen Rampe. Wesentliche Konstruktionsbereiche seien erst nach Umsetzung des Hängegerüstes unterhalb der Strombrücke einsehbar gewesen oder konnten erst nach Abtragung des Korrosionsschutzes begutachtet werden, so die Argumentation der Verwaltung.

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An der rechtsrheinischen Rampe seien die erheblichen Schäden erst nach Entkernung und Entfernung der nicht tragenden Wände des Tragwerks sichtbar. Die Arbeiten und die Einholung von Gutachten hätten die Bauzeit zudem erheblich verlängert. Dass die Generalsanierung aus dem Ruder laufen würde, hatte sich bereits im Mai 2020 abgezeichnet. Damals stellte sich heraus, dass die ursprüngliche Planung deutlich zu optimistisch war, weil die entdeckten Rostschäden deutlich gravierender sind als gedacht. Dabei hatte das Planungsteam des städtischen Amts für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau noch 2016 betont, wie gut das Bauwerk untersucht worden und wie gründlich das Projekt vorbereitet worden sei.

Stadt Köln plant nächster Meilenstein für Juli

Im April 2021 stellte sich heraus, dass sich auch die Strombrücke – also der Bauteil oberhalb des Rheins – in einem schlechteren Bauwerkszustand befindet als angenommen. Deshalb ließen sich die vertraglich mit den Bauunternehmen vorgesehenen Arbeiten nicht wie geplant umsetzen.

Als nächster Meilenstein steht im Juli 2022 der Trennschnitt an der rechtsrheinischen Rampe an. Anschließend erfolgen Abbruch und Neubau des südlichen Teilbauwerks. Erst nach Umsetzung des Neubaus und Verlegung des Verkehrs auf die Südseite kann die Bauphase 2 mit der 19-wöchigen Verkehrssperrung für die Stadtbahn umgesetzt werden.

Aktuell wird von einem Beginn der Bauphase 2 im März 2024 ausgegangen. Entsprechend verschiebt sich die Fertigstellung der Bauphase 4 mit der Aufhebung der Verkehrseinschränkungen um ein halbes Jahr auf Mitte 2026. Die Stadt urteilt über das eigene Verfahren so: „Das Beispiel zeigt, dass bereits im Zuge der Planung noch umfangreichere Bestandsanalysen als bisher durchgeführt werden müssen, um realistischere Baukosten und Bauzeiten angeben zu können. Dieses Prinzip wird die Stadtverwaltung in Zukunft verfolgen.“ Die etwa einen Kilometer lange Mülheimer Brücke besteht aus vier Teilbauwerken. Die beiden außenliegenden Teilbauwerke –linksrheinisch die Deichbrücke und rechtsrheinisch die rechtsrheinische Rampe – werden abgebrochen und komplett neu erstellt.

Entwurf stammt von Wilhelm Riphahn

Der Kölner Architekt Wilhelm Riphahn hatte die Mülheimer Brücke nach dem Zweiten Weltkrieg entworfen. Die Bauarbeiten begannen im Oktober 1949. Bundeskanzler Konrad Adenauer weihte das Bauwerk im September 1951 ein. Als Kölner Oberbürgermeister hatte er im Oktober 1929 bereits die Vorgängerbrücke eröffnet, die allerdings am 14. Oktober 1944 bei einem Luftangriff zerstört wurde. Der Riphahn-Nachfolger wurde auf die Strompfeiler der Vorkriegsbrücke aufgesetzt und ähnelt dieser auch optisch. 1976 wurde ein eigenständiger Gleiskörper für die Stadtbahnen der KVB eingebaut.

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Die Mülheimer Brücke ist denkmalgeschützt. Sie wird seit mittlerweile drei Jahren erneuert, während der Verkehr mit Einschränkungen weiterläuft. Eine Maßnahme in dieser Dimension an einem denkmalgeschützten Bauwerk sei bisher noch nie von der Verwaltung durchgeführt worden, so die Stadt. Mittelfristig stehen auch die Sanierung von Severinsbrücke, Deutzer Brücke und Zoobrücke an.

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