Berüchtigtes Folter-Gefängnis EvinKölnerin Nahid Taghavi nach Hafturlaub erneut im Iran inhaftiert

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Die Kölnerin Nahid Taghavi ist nach ihrer vorübergehenden Freilassung aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran erneut inhaftiert worden. (Archivbild)

Die Kölnerin Nahid Taghavi ist nach ihrer vorübergehenden Freilassung aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran erneut inhaftiert worden. (Archivbild)

Die Kölner Menschenrechtlerin wurde nach einem Hafturlaub trotz gesundheitlichen Problemen erneut im Evin-Gefängnis inhaftiert.

Nach einem Hafturlaub aus medizinischen Gründen ist die Kölner Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi nach Angaben ihrer Familie wieder ins Evin-Gefängnis in Teheran gebracht worden. „Willkürlich und ohne ersichtlichen Grund wurde meine 69 Jahre alte Mutter Nahid Taghavi gestern Abend gezwungen, ins Ewin-Gefängnis zurückzukehren“, erklärte ihre Tochter Mariam Claren am Donnerstagmorgen im Onlinedienst X, vormals Twitter.

Das Evin-Gefängnis ist die wohl berüchtigtste Haftanstalt im Iran. Häftlinge werden oft in monatelanger Isolationshaft eingesperrt. Laut einem Bericht der „taz“ kommt dort regelmäßig auch die sogenannte „weiße Folter“ zum Einsatz, bei der es darum gehe, die Psyche der Gefangenen zu brechen. Auch gegen Taghavi sollen derartige Methoden bereits angewandt worden sein.

Nahid Taghavi bekam aus medizinischen Gründen Hafturlaub

Nach Clarens Angaben war Taghavi am 9. Januar aus medizinischen Gründen vorübergehend entlassen worden und musste eine elektronische Fußfessel tragen. Die notwendige medizinische Versorgung sei kaum möglich gewesen, da Taghavis Bewegungsradius auf tausend Meter um ihre Wohnung begrenzt worden sei, erklärte Claren.

Zudem habe sie in den vergangenen Wochen eine schmerzhafte Erkrankung der Augen entwickelt, die von Ärzten streng kontrolliert werden müsse. Der Iran und seine Justiz „sind für alles verantwortlich, was meiner Mutter widerfährt“, schrieb Claren weiter und rief dazu auf, Taghavi „und allen politischen Gefangenen“ Gehör zu verschaffen.

Auswärtiges Amt und Bärbel Bas fordern Freilassung von Nahid Taghavi

Auch das Auswärtige Amt reagierte am Donnerstag auf die erneute Inhaftierung der Deutsch-Iranerin. „Nahid Taghavi ist schwer krank. Sie gehört nicht ins Gefängnis, sondern in ärztliche Behandlung“, erklärte das Auswärtige Amt bei X. „Die abrupte Beendigung des Hafturlaubs macht dies unmöglich. Wir verurteilen die Missachtung ihrer Gesundheit und setzen uns weiter ohne Unterlass für sie ein“, hieß es weiter.

Eine Demonstration fordert vor dem Bundestag in Berlin die Freilassung der Kölnerin Nahid Taghavi und des Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd. Beide sind im Iran inhaftiert. (Archivbild)

Eine Demonstration fordert vor dem Bundestag in Berlin die Freilassung der Kölnerin Nahid Taghavi und des Deutsch-Iraners Jamshid Sharmahd. Beide sind im Iran inhaftiert. (Archivbild)

Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) verurteilte das Vorgehen des Regimes in Teheran. „Die Beendigung des Hafturlaubs von Nahid Taghavi ist nicht nachvollziehbar“, schrieb Bas bei X. „Der Hafturlaub muss aus gesundheitlichen und humanitären Gründen unverzüglich erneut gewährt werden.“ Dafür werde sie sich einsetzen, erklärte die SPD-Politikerin. 

Nahid Taghavi im Iran wegen „Propaganda gegen das Regime“ verurteilt

Taghavi war im Oktober 2020 in Teheran verhaftet worden. Im August 2021 wurde sie wegen „Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe“ und wegen „Propaganda gegen das Regime“ zu zehn Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Sie hatte sich jahrelang für Menschenrechte und besonders Frauenrechte im Iran eingesetzt. Nach Angaben ihrer Tochter leidet Taghavi unter starken Schmerzen der Gelenke, Bandscheibenvorfällen, Bluthochdruck und Diabetes.

Neben Taghavi ist mit Jamshid Sharmahd ein weiterer Deutscher im Iran inhaftiert. Der iranischstämmige Sharmahd, der zuletzt jahrelang im US-Bundesstaat Kalifornien gelebt hatte, war nach Angaben der UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen im Sommer 2020 in den Vereinigten Arabischen Emiraten entführt und in den Iran verschleppt worden.

Der Iran erklärte lediglich, er sei in einer „komplexen Operation“ festgenommen worden. Sharmahd wurde im Iran der Prozess gemacht, er wurde wegen „Korruption auf Erden“ schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde bisher nicht vollstreckt. Seine Tochter Gazelle Sharmahd setzt sich seit Monaten für die Freilassung ihres Vaters ein. Zuletzt startete sie die Kampagne „#CutTheRope“ („Durchschneidet den Strick“), um gegen die Hinrichtungen im Iran zu protestieren.  (mit afp)

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