Song von „Rubbel die Katz“Musikalische Ohrfeige für Wolfgang Niedecken

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Wolfgang Niedecken von Bap.

Wolfgang Niedecken von Bap.

Köln – In nur wenigen Monaten begeht BAP sein 40-jähriges Bandjubiläum. Kurz vor der großen Konzertreihe im kommenden Jahr ist nun ein Song aufgetaucht, der sich ganz und gar BAP-Chef Wolfgang Niedecken widmet. „Der Südstadtbarde"“ heißt der Titel und stammt aus der Feder von Gerhard Rode von Schalscha, Frontmann der Kölsch-Band „Rubbel die Katz“. Das Stück, das gerade auf CD erschienen ist, ist eine deftige Abrechnung mit dem etablierten Rocker aus der Südstadt.

„Ich bin dä Wolfgang uss der Südstadt, ich bin richtig satt", heißt es im Refrain. Rode ist der Meinung, dass Niedecken sich in den vergangenen Jahren zum Negativen verändert habe. Auch das findet Ausdruck in einer Strophe. „Ich wor ens dat schlächte Jewissen dr Stadt. Verdamp lang her - ahl Männer allglatt (...) hück weh ich als Fähnchen im Wind.“

Musikalisch orientiert sich das Lied an BAPs „Müsliman“ und Rode hat auch zahlreiche Textpassagen aus den großen Hits der Kölschrocker zitiert. Motivation für den Song sei für Rode das BAP-Jubiläumskonzert 2006 in der Lanxess-Arena gewesen. „Niedecken hatte damals nicht einmal den Major eingeladen. Er hat keinen Respekt den Leuten gegenüber, die ihn dahin gebracht haben, wo er heute ist. Aber hätte er den Major nicht kennengelernt, würde der Wolfgang noch heute im Chlodwigeck seine Gitarre bearbeiten“, spottet Rode. „Dä hätt uss dinge Leeedcher eetz richtig Musik jemaaht“, heißt es in seinem Song.

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„Plötzlich wollte der Wolfgang überall dabei sein“

Klaus Heuser, Spitzname Major, stieß 1980 zur Band dazu. Vielen gilt der Gitarrist als Wegbereiter des gigantischen BAP-Erfolgs auch über die Kölner Grenzen hinweg. So schrieb er unter anderem die Musik zu den Song „Verdamp lang her“ und „Frau ich freu mich“. 1999, nach 19 Jahren, verließ Heuser die Band wieder. Niedecken sagte 2011 zur Trennung rückblickend: „Der Major ist ein toller Gitarrist. Aber er wollte, dass BAP international ausgerichteten Radio-Pop spielt. Ich wollte beim Kölsch-Rock bleiben. Beide Positionen waren nicht vereinbar. Ich bin ihm dankbar, dass er selbst gegangen ist. Ich hätte ihn nämlich nie rausgeschmissen.“

Aber nicht nur der Umgang mit Heuser stößt Rode hörbar übel auf. „Wie viele Kölner war auch ich früher ein großer BAP-Fan. Aber Niedecken hat in den letzten zehn Jahren eine Metamorphose durchgemacht, die ich mit Argwohn betrachte.“ Auch Niedeckens Entwicklung vom Karnevalsgegner zum Mitfahrer beim Rosenmontagszug sei für den Sänger von „Rubbel die Katz“ schwer erträglich. BAP hatte 1982 den Song „Nit för Kooche“ veröffentlicht, in dem die Band heftig über den Karneval herzieht. Niedecken singt von „Uniform-Fetischisten“ und „Vereinsmeiern“.

Rode kontert in seinem Song in Anspielung auf Niedecken: „Minge jrösste Draum dä weed endlich wohr, Prinz Karneval im nächsten Johr.“ Niedecken sei im kölschen Establishmetn angekommen. „Plötzlich ist der Wolfgang überall dabei, bei jeder Sau, die durchs Dorf getrieben wird“, urteilt Rode. Er sei „langweilig, bräsig und selbstgefällig“ geworden.

„Eine liebevoll gemeinte Ohrfeige“

Rode ist davon überzeugt, dass er mit seiner Bewertung Niedeckens nicht alleine ist. Seine Kritik repräsentiere ein Gefühl, das längst auch viele andere Kölner hätten. „Wir merken das am Feedback auf unseren Konzerten. Man diskutiert längst auch kontrovers über die öffentliche Person Niedecken.“

Dennoch glaubt Rode, dass Niedecken den Song richtig einzuordnen weiß. „Der Song ist eine liebevoll gemeinte Ohrfeige. Niedecken ist reflektiert genug, um selbst zu wissen, dass in dem Text viel Wahrheit steckt.“ Niedecken habe selbst stets viel ausgeteilt, da müsse er jetzt auch einstecken können.

Rode beteuert, mit seinem Song keinerlei kommerzielle Interessen zu verfolgen. „Ich mache die Musik, die mir Spaß macht. Viel Geld hat das noch nie abgeworfen und das ist auch nicht mein Interesse.“ Sein Geld verdient der 56-Jährige als redaktioneller Dienstleister. Unter anderem macht der bekennende Fan des 1. FC Köln seit fast 20 Jahren das Stadion-TV für den FC Bayern München. (ccp)

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