Niedriger Rheinpegel in KölnExperten rätseln über mysteriöse Holzpfähle

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Woher kommen die Baumstämme im Rhein? Experten formulieren unterschiedliche Theorien.

Köln – Nur noch sechs Zentimeter bis zum Rekord. Mit 75 Zentimetern war der Rheinpegel am Montagmorgen nur noch knapp vom niedrigsten Wasserstand seit Aufzeichnungsbeginn entfernt. Im Herbst 2018 waren 69 Zentimeter gemessen worden.

Viele Frachter können den Rhein gar nicht oder nur noch mit einem Bruchteil der Normalbeladung passieren. Ansonsten drohen die Güterschiffe auf Grund zu laufen. In den letzten Tagen kam zudem gefährliches Gut zum Vorschein. In Köln-Poll wurde eine acht Kilogramm schwere Granate gefunden, in Bonn entdeckte ein Elfjähriger eine Gewehrpanzergranate.

Rhein bei Köln: Das Rätsel der Holzpfähle

Doch die Dürre bringt nicht nur Probleme mit sich. Am Rheinufer in Köln-Deutz kommen harmlosere Überreste vergangener Zeit zum Vorschein. Passanten und Passantinnen können am Ufer Holzpfähle entdecken, die sonst unter Wasser stehen. Was der Rhein normalerweise verbirgt, gibt Rätsel auf. Denn worum es sich bei den Holzpfählen handelt, ist bislang unklar. Auch die Experten sind sich uneinig.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Eigentlich kann es nur die Patton-Brücke sein“, sagt Thomas-Georg Tremblau vom Förderverein Historischer Park Deutz. Die Patton-Brücke war eine Behelfsbrücke, die nach dem zweiten Weltkrieg für den Wiederaufbau von großer Bedeutung war.

Damals diente sie als Verlängerung des Theodor-Heuss-Ringes, der zu dieser Zeit noch „deutscher Ring“ hieß und das linksrheinische Köln mit dem Messegelände Deutz verband. Die von den US-Amerikanern als Provisorium in Auftrag gegebene Patton-Brücke stand nur fünf Jahre lang und wurde 1951 abgerissen, als die Mülheimer Brücke fertiggestellt wurde.

Holzpfähle im Rhein entdeckt: Teil eines Schiffanlegers?

Da es sich bei der Patton-Brücke aber um eine Stahl- und Betonkonstruktion handelte, werfen die Holzpfeiler Fragen auf. Hinweise auf die Patton-Brücke könnte auch ein Betonring, der zwischen Rheinpark und Tanzbrunnen am Ufer zu sehen ist, geben. Thomas-Georg Tremblau kann sich dagegen auch vorstellen, dass die Holzpfähle Teil eines Schiffanlegers aus der Zeit der Preußen waren. Das vermutet auch  Geschichtsgeograf Alexander Hess. „In Deutz gab es in der Festungszeit bis 1918 eine Reihe an Bauten, vor allem Übungsplätze für Pioniere, mit einer Schwimmanstalt und einem eigenen Hafen“, so Hess.

Auch Robert Schwienbacher vom Verein Kölner Festungsmuseum möchte nicht ausschließen, dass es sich um die Patton-Brücke handelt. Doch der Standort der Pfähle bringt ihn ins Grübeln. „Es könnten auch die Überreste einer Ponton-Brücke sein“, sagt er. Damit meint er eine schwimmende Holzbrücke, die zwischen 1822 und 1915 als Deutzer Schiffbrücke bekannt war. Die Pfähle könnten Teil des Brückenkopfes gewesen sein, der die Brücke an Land befestigte, so Schwienbacher.

Holzproben bereits 2006 in Köln untersucht

Gregor Wagner, Leiter der Abteilung Archäologische Bodendenkmalpflege des Römisch Germanischen Museums, bringt Licht ins Dunkel. Bereits 2006 habe es Untersuchungen gegeben, bei denen Holzproben entnommen und die Jahresringe gezählt wurden. Das Ergebnis war: die Holzpfähle stammen aus dem 19. Jahrhundert. „Sie dienten vermutlich dem neuzeitlichen Uferausbau“, schlussfolgert Wagner. Auch zu dem Betonring zwischen Rheinpark und Tanzbrunnen hat er eine These: „Das könnte ein drehbarer Schiffsanleger gewesen sein.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Was es wirklich mit den Holzpfählen auf sich hat, kann trotz dieser Einschätzung nicht mit Sicherheit beantwortet werden. 

KStA abonnieren