Debatte um Neusser StraßeKeine Autos, keine Bürgersteige, mehr Fahrräder

Lesezeit 3 Minuten
MDS-EXP-2020-09-25-71-165433664

Die Neusser Straße soll für Autos unattraktiv werden. Dafür sollen Radler und Fußgänger mehr Raum bekommen. 

Nippes – Für die seit langem geplante Neugestaltung der Neusser Straße im Nippeser Zentrum wird es wohl einen ganz neuen Anlauf geben. Demnach soll die in ihren Grundzügen auf Ideen von 2010 stammende Planung nochmals von Grund auf überarbeitet werden; die Bürgerinnen und Bürger sollen schon ab Anfang Mai per Beteiligungsverfahren mitreden können.

Das könnte Sie auch interessieren:

Hauptziel ist es, die Neusser Straße zwischen Auer- und Blücherstraße Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher zu machen. Hierzu soll es nach den Vorstellungen des Bündnisses breitere Gehwege und Zebrastreifen geben, der Kernbereich soll „verkehrsberuhigt“ und mit Aufpflasterungen neu gestaltet werden, wie es hieß. Die Zahl der Autostellplätze soll massiv sinken, die der Radparkplätze deutlich steigen. Auch Multifunktionsflächen, etwa für Außengastro, Sitz- und Spielgelegenheiten sowie Grün sind angedacht.

Alles zum Thema Neusser Straße (Köln)

Quartiersgarage für Köln-Nippes

Als Kompensation für den Wegfall der Parkplätze soll die Verwaltung prüfen, wo im Umfeld der Neusser Straße Quartiersgaragen möglich sind. Ampeln sollen möglichst wegfallen, Barrierefreiheit der Standard sein. „Als Klimastraße soll der Baumbestand auf der Neusser unbedingt erhalten bleiben und es soll so viele Neuanpflanzungen wie nur eben möglich geben“, betonen die Initiatoren. Zwischen dem zukünftigen Kreisel Ecke Kempener Straße und Innerer Kanalstraße könne man die jeweils rechte Fahrspur komplett zum Radweg machen. Den Antrag haben die im Nippeser Bezirksbündnis vereinte sechsköpfige Grünen-Fraktion sowie Linke, die Wählergruppe „Gut“ und die Klimafreunde eingebracht. Bereits seit 2010 ist die Umgestaltung der Neusser Straße – wie perspektivisch auch der Kempener Straße – angedacht; damals legte das Leverkusener Büro Isaplan ampelfreie Entwürfe für beide Hauptachsen vor, die auf Kreisel, Mittelstreifen und Aufpflasterungen setzten. In den städtischen Entwürfen aus 2019 sind die Ideen teils verwirklicht, jedoch sollten die Ampeln an Blücher-/Schillstraße und Wilhelmstraße bleiben.

MDS-KSTA-2020-12-17-71-168326847

Die Umgestaltung der Severinstraße mit ihrem einheitlichen Niveau für Autos und Fußgänger könnte als Vorbild für die Neusser Straße dienen. 

Vorbild Severinstraße 

Die Pläne, auf einem Info-Abend im Altenberger Hof vorgestellt, lösten aber Kritik aus: Sie gäben Radfahrern immer noch nicht genug Raum. Mit „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“ sei jedoch keine Fußgängerzone gemeint, erläuterte Grünen-Fraktionschef Max Beckhaus. „Man soll zwar nach wie vor als motorisierter Verkehrsteilnehmer dort herfahren können, jedoch viel langsamer. Ein gestalterisches Vorbild hierfür wäre die Severinstraße.“ Dort sind die erhöhten Bürgersteige beseitigt, als Trennelement zwischen Straße und Fußgängern dienen Poller. Es gilt Tempo 20. „Fußgänger können dort in Ruhe die Straßenseiten wechseln und durch Geschäfte stöbern.“ Im Gegensatz zu dieser solle die Neusser Straße jedoch keine Einbahnstraße werden. „Pendler sollen nach Möglichkeit nicht mehr dort her fahren. Wir wollen aber erstmal schauen, wie die Pläne in der Bürgerbeteiligung ankommen“, so Beckhaus. SPD-Fraktionschef Henning Meier reagierte skeptisch auf das Vorhaben. „Wir verschließen uns nicht Verbesserungen, aber wir sehen es schon kritisch, dass jetzt nochmal komplett neu geplant wird. Die Neugestaltung wird nun drei bis fünf Jahre länger dauern, und andere Großprojekte, wie die Kempener Straße, verschieben sich ebenfalls nach hinten.“ Denn die Stadt könne nun mal nicht alle Vorhaben parallel betreuen. Grundsätzlich könne man über alles diskutieren. „Aber die Probleme werden bei einem fußgängerzonen-ähnlichen Modell nicht gelöst. Verlagerungen des Verkehrs und der Anlieferer in Seitenstraßen sehen wir kritisch, und auch der Bus mit seinen Haltestellen ist auf der Neusser Straße gut aufgehoben.“

KStA abonnieren