Nach zehn Jahren geht der Nippeser Bezirksjugendpfleger Thomas Berner Ende Juli in den Ruhestand – im Interview zieht er Bilanz.
Jugendarbeit in NippesBezirksjugendpfleger Berner – „Die Tätigkeit ist vor allem Netzwerkarbeit“

Der Nippeser Bezirksjugendpfleger Thomas Berner geht nach zehn Jahren Tätigkeit im Stadtbezirk in den Ruhestand.
Copyright: Bernd Schöneck
Nach genau zehn Jahren als Nippeser Bezirksjugendpfleger geht Thomas Berner in den Ruhestand. Seinerzeit folgte er auf seine Amtsvorgängerin Elke Schößler; zuvor war er Bezirksjugendpfleger in Porz und in Rodenkirchen als Erziehungsbeistand tätig, noch davor leitete er zehn Jahre lang eine Jugendeinrichtung am Kölnberg in Meschenich. Der 66-Jährige spricht über seine Zeit in Nippes und die aktuellen Herausforderungen in der Jugendarbeit.
Was ist Ihr persönliches Fazit Ihrer Zeit in Nippes?
Es arbeiten viele engagierte Akteure im Arbeitsfeld der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Stadtbezirk Nippes. Miteinander kreativ, Netzwerkorientiert und Ressourcen fokussiert diesen Bereich in Nippes mitzugestalten und weiterzuentwickeln, machte mir sehr viel Freude.
Was sind überhaupt die Aufgaben eines Bezirksjugendpflegers?
Die Tätigkeit ist sehr umfassend und vielfältig, vor allem ist es Netzwerkarbeit. Ich habe den Überblick darüber, was für Kinder und Jugendliche in den sieben Veedeln im Angebot ist. Ich unterstütze die zehn Jugendzentren im Stadtbezirk und arbeite in der Weiterentwicklung der Angebote, führe Wirksamkeitsdialoge in den Einrichtungen durch und unterstütze bei der Finanzierung der Angebote, der Jugendprojekte und der Jugendkulturarbeit. Auch Jugendberufshilfe, Jugendschutz und Kriminalprävention gehören zu meinem Aufgabenbereich, ebenso leite ich die Stadtbezirkskonferenz zur Jugendarbeit, bei der aktuell 240 Leute im Mail-Verteiler sind. Zu guter Letzt vermittle ich zwischen Politik, Verwaltung, den Trägern, der Bürgerschaft sowie den Kindern und Jugendlichen selbst und halte Kontakt zu den Schul-Sozialarbeitern sowie den Mitarbeitern und Trägern der Flüchtlingsunterkünfte. Insgesamt bin ich in 32 Gremien vertreten.
Alles zum Thema Neusser Straße (Köln)
- Größter Unfallschwerpunkt in NRW Warum es an dieser Kreuzung in Köln-Ehrenfeld am häufigsten kracht
- Durchgangsverkehr Nippeser Politik stimmt für Beruhigung der Nordstraße
- Wechselnde Standorte Stadt Köln installiert Anzeige-Tafeln gegen erhöhte Geschwindigkeit
- Neue Adresse Jugendclub „Dachlow“ zieht 2026 von der Neusser Straße ins Simonsveedel
- „Es tut unglaublich weh“ Santo Infantino schließt sein Lokal „Mimmo & Santo“ in Nippes
- Köln-Nippes Neues Simonsveedel in Weidenpesch – junge Siedlung feiert erstes kleines Fest
- Köln-Nippes Polizei nimmt zwei Einbrecher nach Einbruch in Juweliergeschäft fest
Probleme frühzeitig erkennen – Jugendarbeit wirkt präventiv in Nippes
Wie bewerten Sie die aktuelle Lage für Kinder und Jugendliche, sowie der Jugendarbeit, im Stadtbezirk?
Nippes ist derzeit noch gut aufgestellt, was an der Zusammenarbeit der Jugendeinrichtungen liegt. Denn sie erkennen viele Probleme der Kinder und Jugendlichen direkt. Oft sind sie der letzte Anlaufpunkt für sozial entwurzelte Jugendliche, zu denen Erwachsene keinen Zugang mehr finden. Momentan gibt es keinen Stadtteil, der besonders herausfordernde Problemlagen im öffentlichen Raum, etwa Jugendkriminalität oder Vandalismus, zu bearbeiten hat. Es ist uns gelungen, die Probleme an der Neusser Straße / Gürtel zu lösen, wo es vor einigen Jahren viel Ärger gab. Ein Thema aus jüngerer Zeit waren die Lärmbeschwerden aus der Autofreien Siedlung. Bei einer Vor-Ort-Recherche stellte sich jedoch heraus, dass eher junge Erwachsene dort für Unruhe sorgen. Ebenso, als es vor einem Jugendzentrum Störungen gab: Es stellte sich dann heraus, dass die Leute, die den Unfrieden stifteten, gar nicht zu den Gästen der Jugendeinrichtung gehören. Ansonsten gibt es individuelle Probleme, mit denen wir uns beschäftigen, etwa wenn Kinder von häuslicher Gewalt betroffen sind. Auch heute noch sind außerdem die Einschnitte der Corona-Zeit für Kinder und Jugendliche spürbar – in den schulischen Leistungen, aber auch durch die erfahrenen Ängste und die Isolation in jener Zeit.
Eine große gesamtstädtische Sorge ist, dass frei werdende Bezirksjugendpflege-Stellen nicht wiederbesetzt werden.
Aktuell, mit Stand ab dem 1. August, werden vier der neun Bezirksjugendpfleger-Stellen in den Stadtbezirken unbesetzt sein. Wir haben deshalb eine große Sorge, wie es weitergeht, denn die Arbeit ist für zwei Bezirke parallel nicht leistbar. Für Nippes ist die Situation jedoch die, dass meine Stelle zum 1. August mit einer Kollegin aus Lindenthal neu besetzt wird.