Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Nach dem Zweiten WeltkriegAls im Kölner Zoo nur noch 23 Tiere lebten

3 min
Besucher vor dem Kölner Zoo im Jahr 1944

Wiedereröffnung des Kölner Zoos Pfingsten 1947

Der Zweite Weltkrieg hat auch im Kölner Zoo Spuren hinterlassen. Warum einige Tiere sogar erschossen werden mussten.

Als im Frühjahr 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende ist, kann der Kölner Zoo mit genau 23 Tieren aufwarten. Darunter ein Flusspferd, ein Storch und ein Kamel. 133 Bombentrichter verteilen sich auf dem Gelände, die Tierhäuser sind entweder komplett verwüstet oder nicht mehr nutzbar. Nur das historische Elefantenhaus hat es weniger übel erwischt, hier werden dann auch etliche der verbliebenen Zoobewohner einquartiert.

Köln: Krieg hinterlässt Spuren im Zoo

Schon Ende 1944 musste der Zoo wegen erheblicher Schäden an Gebäuden und Gehegen geschlossen werden. Viele Menschen, die sich für Tiere hätten interessieren können, leben ohnehin nicht mehr in Köln. Die meisten sind vor den zunehmenden Bombenangriffen geflüchtet. Auch im Zoo ist der Aufenthalt riskant. Die verbliebenen Wärter halten Luftschutzwache, darüber hinaus stehen nur zwei Ein-Mann-Bunker zur Verfügung.

stark beschädigtes Vogelhaus im Kölner Zoo 1944

Das stark beschädigte Vogelhaus im Jahr 1944.

Der Krieg hinterließ bereits 1940 Spuren. In jenem Jahr erhält der Zoo Weisung, „denselben von solchen Tieren freizumachen, die unter Umständen bösartig werden könnten“, heißt es in der Chronik „Der Kölner Zoo. Begeistert für Tiere“ von Theo Pagel, Marcus Reckewitz und Wilhelm Spieß: „Man wollte wohl verhindern, dass durch Kriegseinwirkung aus ihren Gehegen befreite, ausgehungerte Löwen durch die Stadt zogen.“ Während einige Elefanten oder große Raubtiere in befreundeten Tiergärten untergebracht werden können, müssen andere erschossen werden. Laut Geschäftsbericht für 1940 betrifft dies 13 Raubtiere, vor allem Bären.

Futter nur noch für seltene Tiere

Wenige Jahre später, der Krieg wütete in Köln immer schlimmer, durfte der Zoo auf behördliche Anweisung hin Futtermittel nur noch an ausgesprochen seltene Tiere zuteilen. „Das hieß nichts anderes, als alle anderen unnützen Fresser entweder verhungern zu lassen oder ebenfalls zu töten“, so die Chronik. Zu sehen gab es im Zoo immer weniger, was den Besucherzahlen natürlich nicht zuträglich war. Bei Kriegsende hatte sich das Pförtnerehepaar Kreidenweiß um die letzten Tiere gekümmert. Schon zwei Jahre später, zu Pfingsten 1947, öffnete der Zoo wieder seine Pforten. „Der Zoo war zwar aufgeräumt und verfügte auch wieder über einen gewissen Tierbestand, aber nach wie vor musste vieles provisorisch gelöst werden“, so Zoo-Archivar Marco Smeets.

Besucherschlange vor dem Kölner Zoo 1947

Wiedereröffnung des Kölner Zoos Pfingsten 1947

Einige historische Gebäude wie das Affenhaus konnten notdürftig wiederhergestellt werden. Andere wie das Vogelhaus warteten noch auf ihre Reparatur. Das Raubtierhaus gehörte zu den früheren Attraktionen, die derart beschädigt waren, dass sie abgebrochen werden mussten. „Die gesamte Verwaltung war im verbliebenen Kassenhäuschen untergebracht, bevor sie später in der Direktorenvilla unterkam“, berichtet Marco Smeets. Ganz neu war hingegen ein Gebäude, das bis heute als Kamelstall genutzt wird. Es war aus Trümmersteinen errichtet worden. „Mehr war kaum möglich“, so der Archivar.

Die Kölner kümmert es offenbar kaum, sie brauchen Ablenkung. Bis Ende 1947 lösen unerwartet viele Besucher eine Karte: 145 822 Erwachsene und 121 366 Kinder freuen sich über das Comeback des Zoos.


Zur Serie

Der Kölner Zoo wird in diesem Jahr 165 Jahre alt, die feierliche Eröffnung fand am 22. Juli 1860 statt. Ein guter Anlass, einmal in die Archive hinabzusteigen und in unserer regelmäßig erscheinenden Serie „Zoo-Geschichten“ seine Entwicklung nachzuzeichnen.

Früher ein exklusiver Zeitvertreib für wohlhabende Bürger, versteht sich der Zoo heute als modernes Naturschutzzentrum für Umweltbildung, Forschung und Artenschutz. Wobei die Tiere natürlich immer noch der Unterhaltung und Erholung des Menschen dienen.