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Kommentar

Nach Debakel
Was jetzt passieren muss, damit der Neustart bei der Kölner Oper gelingt

Ein Kommentar von
3 min
Oper Köln

Köln muss über den Wert seiner Kultur offen diskutieren.

Die finale Fertigstellung der Kölner Oper kann ein wichtiges Signal für die gebeutelte Stadt werden. 

Die Freude bei allen Beteiligten war echt, die Erleichterung riesig. Anders als bei den teilweise bizarren Pressekonferenzen der vergangenen Jahre, bei denen Eröffnungstermine in Serie zugesagt, verschoben und wieder abgesagt wurden, verbreitete die versammelte Führungsriege der Stadt – allen voran die scheidende Oberbürgermeisterin Henriette Reker – gestern glaubhaft das Gefühl, dass es diesmal wirklich klappen wird mit der Fertigstellung des Ensembles aus Oper und Schauspielhaus am Offenbachplatz, dass das (hoch-)kulturelle Herz der Stadt tatsächlich ab Herbst 2026 wieder am angestammten Ort schlägt.

Wenn es denn tatsächlich so kommt, wäre das ein ganz wichtiger Lichtblick, ein selten gewordenes positives Signal für die gebeutelte Stadt, die von innen wie von außen zunehmend als dysfunktional wahrgenommen wird. Natürlich kann die bloße Bekanntgabe eines Eröffnungstermins das Debakel nicht vergessen machen. Natürlich braucht es eine gründliche Analyse der Fehler, eine Aufarbeitung der Versäumnisse. Aber der gestrige Tag lenkt den Blick endlich nach vorn statt zurück. Und das ist ganz dringend nötig.

Gemeinsam Begeisterung für die Kölner Oper wecken

Doch was muss jetzt passieren? Vor allem müssen die Hauptakteure der Kultur, der zuständige Dezernent Stefan Charles genauso wie Opernintendant Hein Mulders, Schauspiel-Chef Kay Voges und alle anderen Nutzer der Häuser ab sofort die Vorfreude auf Oper, Schauspiel und Kinderoper jenseits von Werbekampagnen auch persönlich offensiv und ansteckend vermitteln und für Kölns neues Kulturzentrum an jeder erdenklichen Stelle werben.

Das gilt nicht nur für die Inhalte, sondern auch für die Architektur: Die Oper war ähnlich teuer wie die Elbphilharmonie in Hamburg, doch sie bleibt ein altes Haus, kein glänzender Neubau – so ein häufig gehörter Vorwurf. Aber die Kölner Oper funkelt auf ihre Art, sind Gerüste und Planen einmal final verschwunden – vor allem im Innern hat die Sanierung, die ja auch eine Wiederherstellung des Originalzustandes ist, wahre Wunder bewirkt.

Die leuchtende Farbigkeit der 1950er Jahre strahlt etwa im mehrgeschossig geschwungenen Foyer der Oper wieder die optimistische Grundhaltung jener Jahre aus, der Zuschauerraum mit seinen ikonischen, an ausgezogene Schubladen erinnernden Balkonen ist einer der schönsten modernen Theaterräume Deutschlands – ein Juwel, dessen Nutzung schon mehr als 13 Jahre verwehrt geblieben ist und das angetan ist, das sperrige Äußere des Gesamtkomplexes ein wenig in den Hintergrund rücken zu lassen und neuen Stolz auf das Haus zu wecken.

Glanz allein genügt nicht bei der Kölner Oper

Doch Werbung allein reicht nicht, selbst wenn sie mit großer Leidenschaft vorgetragen wird. Nicht nur wegen der völlig aus dem Ruder gelaufenen Baukosten muss die Stadt ab sofort auch die Debatte führen, warum sie sich ihre Oper überhaupt leisten will. Sie muss dafür glaubhaft das Glück und die Freude vermitteln, die speziell eine Oper ausstrahlen kann.

Sie muss vermitteln, dass Schauspiel und Oper Orte sind, an denen wir unsere Demokratie und ihre Zukunft verhandeln. Sie muss vor allem erklären, wie sie in Zukunft diese – naturgemäß hochsubventionierten – Kunstformen auf eine viel breitere Nutzerbasis stellen will als bisher, wie sie neue Zielgruppen tatsächlich und nicht nur in Form von Feigenblättern erschließen will.

Nur wenn diese Diskussion ehrlich und offensiv geführt wird, haben Oper und Schauspiel eine Zukunft, nur dann werden weiterhin nennenswerte Gelder in den hochkomplexen Betrieb fließen können. Das alles ist aufwendig und mit hohem Einsatz aller Beteiligten verbunden. Aber es ist unabdingbar, wenn aus dem kurzlebigen Triumph, die Häuser tatsächlich fertigzustellen, eine dauerhafte Erfolgsgeschichte werden soll.