Warum die Kölner Oper für eine Event-Innovation in der Kölner Gastronomie sorgen könnte. Der satirische Wochenrückblick.
WochenrückblickKeine Sanierung ohne Richtfest – „In Köln wird halt alles gefeiert“


Stadtgeschichtliche Dokumente: Eintrittskarte zur geplanten Wiedereröffnung der Kölner Oper im November 2015 und Kölschgläser zum Sanierungs-Richtfest ein Jahr zuvor.
Copyright: Marita Cramer
Über die Oper, Dauergast im Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds, ist alles tausendmal gesagt, gedreht und gewendet worden. Skandalbau und Milliardengrab sind da noch die höflichsten Umschreibungen. Das Image ist im Keller. Das muss sich ändern. Für die erste Kampagne vor der Wiedereröffnung im September 2026 hat eine Werbeagentur das Motto „Köln, die Stadt, in der die Kunst auf Bordsteinhöhe wohnt und niemand zu ihr aufschauen muss“ gewählt.
Das müsste gelingen, schließlich liegt ein Bordstein in der Regel nur geringfügig über Kellerniveau. Sollte das bei der Oper nicht der Fall sein, müssten wir schon wieder über Pfusch am Bau…
Nein, das lassen wir mal besser.
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Kommen wir zu den wichtigen Fragen. Zum Beispiel der von Marita Cramer. Die 79-Jährige, mit ihrem Mann seit 45 Jahren Opernfreunde und Dauer-Abonnenten, hat mir eine freundliche Mail geschickt. Im Anhang eine Eintrittskarte für den 22. November 2015. Zur Wiedereröffnung nach der Sanierung. Parkett Links, Reihe 9. Verbunden mit nur einer Frage: „Meinen Sie, dass die noch gültig sind?“
Ach, Frau Cramer. Wenn ich das bloß wüsste! Weiter hat sie mir geschrieben, dass sich drei Kölsch-Gläser in ihrem Besitz befinden – vom Sanierungs-Richtfest. Ja! Das hat es gegeben, im Sommer 2014, während der Fußball-WM.
Ein Konjunkturprogramm für die heimische Wirtschaft
In Köln wird halt alles gefeiert. Der kommende Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) will die Oper für alle Schichten der Stadtgesellschaft öffnen. Das sei ihre „verdammte Pflicht und Schuldigkeit.“
Das finde ich auch. Wenn nur alle Bauarbeiter einmal kommen, die seit Sanierungsbeginn an und in ihr gewerkelt haben, dürfte eine komplette Spielzeit ausverkauft sein.
Nachdem sich so viele Bauexperten jahrelang an dem Riphahn-Kasten größtenteils vergeblich abgearbeitet haben – eine positive Lehre können alle daraus ziehen. Sanierungs-Richtfeste müssen in Köln zum Standard werden: bei der Kaufhof-Zentrale, beim Stadtmuseum, der Stadtbibliothek, dem Wallraf-Richartz-Museum, dem Ludwig, dem Museum für Angewandte Kunst und natürlich bei den Rheinbrücken. Wo das versäumt wurde, muss man es nachholen. Bei der Mülheimer Brücke zum Beispiel, oder beim Römisch-Germanischen Museum.
Die Richtfest-Ausschreibung darf nur stadtweit erfolgen. Halve Hahn, Flönz und Pittermännchen lassen sich nicht importieren. Was wäre das für ein Konjunkturprogramm für die heimische Wirtschaft! Da würde über das Milliardengrab bald kein Riphahn mehr krähen.