Kommentar zur Pfarrei-PlänenKölns hierarchisches Kirchensystem wird nicht angetastet

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Kölns Wahrzeichen: der Dom

  • Der Priestermangel im Erzbistum ist schon jetzt dramatisch. Bis 2030 wird sich die Zahl der in pastoralen Beschäftigten nochmals halbieren.
  • Mit einem neuen Konzept will sich das Erzbistum nun für die Pfarrei der Zukunft aufstellen und gleichzeitig mehr Menschennähe und Pluralität schaffen.
  • Doch dafür braucht es auch viele Ehrenamtler und reale Verantwortung.

Köln – Weil nichts anderes mehr geht, schlägt jetzt im Erzbistum Köln die Stunde der Laien. Zumindest auf den ersten Blick. Engagierte Ehrenamtler sollen es nun richten und die Zukunft der Gemeinden sichern.

Das Konzept „Pfarrei der Zukunft“ enthält in mehrfacher Hinsicht einen Paradigmenwechsel: Statt immer größere Seelsorgeeinheiten zu schaffen, die man wolkig „Sendungsräume“ nennt und in denen sich immer weniger ausgebrannte Priester zwischen ihren zehn oder 15 Gemeinden zerreißen, soll es nur noch 50 bis 60 Pfarreien geben. Ein multiprofessionelles Team – vom Verwaltungsfachmann, über den Jugendreferenten bis zu einzelnen getauften und gefirmten Laien – soll den Priester „unterstützen“.

Hier lesen Sie mehr: Pfarreien in Köln müssen halbiert werden – Laien im Fokus

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Als den Pfarreien untergeordnete Ebene wird es in den Veedeln eine beliebige Anzahl von Gemeinden geben, die vor Ort von Teams aus Ehrenamtlern „koordiniert und getragen“ werden. Viele Worte, eines fehlt: „leiten“. Denn: Chef im Ring und damit Leiter der Pfarrei wie der Gemeinde ist weiter ausschließlich der geweihte Priester. Das hierarchisch, klerikale System mit seiner Überhöhung des Priesteramtes wird nicht angetastet.

Kölner Ehrenamtlern reicht nicht nur die scheinbare Verantwortung

So entspricht es der jüngsten Instruktion aus dem Vatikan, die die Leitung einer Pfarrei durch ein Team aus Pfarrern und Nicht-Klerikern als „illegitim“ gebrandmarkt hatte.

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Ob das neue Modell gelingt, ist offen: Im Idealfall bedeutet es wirklich mehr Gestaltungsfreiheit für die Gemeinden vor Ort. Mehr Kultur für Laien, mehr Lebensnähe und mehr Pluralität. Aber: Die Kirche ist angewiesen auf einen großen Pool aus ehrenamtlich Engagierten, den es an vielen Stellen so nicht mehr gibt, da der Kirche die Menschen in Scharen davon gelaufen sind.

Qualifizierte Ehrenamtler, die sich nun dafür gewinnen lassen, sich als Gemeindeleitungen ohne Leitungsbefugnis zu engagieren, wollen nicht Befehlsempfänger des Pfarrers sein. Und auch keine gut ausgebildeten Hilfsmägde. Ihnen geht es um echte Verantwortung, nicht um scheinbare. Nur wenn es diese Gestaltungsfreiheit vor Ort und eine demokratische Entscheidungskultur innerhalb der Gremien wirklich gibt, hat das Modell eine Zukunft. 

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