Pontifikalamt mit WoelkiRegen durchkreuzt Pläne des Erzbistums an Fronleichnam

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Woelki in Weiß dpa

Kardinal Woelki im Kölner Dom (Archivbild)

Köln – Ein Leben ohne Christus sei „ein Weg in die Leere, in die Sinnlosigkeit und in die Nacht“, hat Kardinal Rainer Woelki im Pontifikalamt zu Fronleichnam im Dom gepredigt. Nur Jesus könne die Sehnsucht des Menschen nach Sinn, Orientierung, Liebe und Glück erfüllen; er sei „die Wahrheit, die nicht verdunkelt werden darf“. An Fronleichnam, dem „Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi“, feiern die Katholiken, dass der Heiland nach ihrem Verständnis durch die Wandlung von Brot und Wein im Sakrament der Eucharistie gegenwärtig wird.

„Er gibt sich uns als Speise des ewigen Lebens“, sagte der Kölner Erzbischof, „er lässt uns an seinem Innersten teilhaben, er lässt uns sein Leben mitleben“. Jesus habe er Platz „in allen Bereichen unseres Lebens“, in jeder Stunde, „durch alle Höhen und Tiefen“. Dies sei „Grund genug, zum Leben Ja zu sagen“, ihm zu trauen und sich an ihm zu freuen.

Woelki mahnte, Christus nicht auszuschließen: „Verbannen wir ihn nicht aus der Gesellschaft, nicht aus unserem Gemeinwesen, nicht aus der Öffentlichkeit, nicht aus unserem Volk. Denn an ihm kommt niemand vorbei.“

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Keine Prozession zu Fronleichnam in Köln

Wegen der Corona-Pandemie fand der Gottesdienst nicht wie sonst auf dem Roncalliplatz statt. Auch die traditionelle Prozession durch die Innenstadt entfiel. Als Ersatz sollte eine kleine Sakramentsgruppe stellvertretend für die Gläubigen mit der Monstranz um die Kathedrale ziehen, doch der Regen durchkreuzte den Plan. Stattdessen wurden nach der Messe die Stationen innerhalb des Doms abgegangen.

Zuvor waren die dafür vorgesehenen Gebete vorgetragen worden. „Unsere Herzen brennen vor Sorge um unsere Kirche und die Gemeinschaft in ihr“, sagte ein junger Mann vor dem Hintergrund der Missbrauchskrise im Erzbistum. „Uns als Jugend ist Kirche wichtig, weil sie für uns Heimat ist. Wir fühlen, wie sich unsere Kirche und viele Menschen entzweien. Wie können wir uns ehrlich begegnen? Wie finden wir einen echten gemeinsamen Weg?“ Er gab dem Wunsch Ausdruck, „dass sich der Sturm legt und wir gestärkt in gegenseitiger Akzeptanz daraus hervorgehen“. Und er bat Christus: „Steh uns jungen Menschen bei, die Kirche zu einem Ort zu machen, wo Versöhnung möglich ist. Hilf uns, immer mehr so zu sein wie du.“

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Auch nachdem das Aufarbeitungsgutachten des Strafrechtlers Björn Gercke im März veröffentlicht worden ist, hält die Debatte um den Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch durch Priester im Erzbistum an. Die Basis der Kirche ist gespalten. Die Krise hat Papst Franziskus zur Entscheidung veranlasst, zwei Apostolische Visitatoren zu entsenden: den Kardinal von Stockholm, Anders Arborelius, und den Rotterdamer Bischof Johannes van den Hende, Vorsitzender der niederländischen Bischofskonferenz. Sie sollen in diesen Tagen eintreffen; ihr Auftrag ist, die „komplexe pastorale Situation“ im Erzbistum und eventuelle Fehler Woelkis und anderer Geistlicher bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu untersuchen.

In einem Video-Statement hat Woelki die Visitation begrüßt; sie könne „wertvolle Hinweise geben, was bei der Aufarbeitung schiefgelaufen ist und was noch zu tun ist“. Ihm liege der verstärkte Dialog mit den Menschen im Erzbistum weiterhin am Herzen.

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