Weiß – Die Umwandlung der früheren leerstehenden Trauerhalle auf dem Weißer Friedhof in eine Urnenbegräbnisstätte, Kolumbarium genannt, hat der Stadtrat vor knapp zwei Jahren abgelehnt – gegen den Willen der Bürger und gegen den einstimmigen Beschluss der Bezirksvertretung Rodenkirchen. Es gebe in Köln genügend freie Sarggräber, befanden die Ratspolitiker.
Nun scheint eine Kehrtwende in Sicht. Zumindest die Verwaltung, die bislang einer Einführung städtischer Kolumbarien auf Friedhöfen skeptisch gegenüber stand, zeigt sich offen. Manfred Kaune, Leiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen, zu dem auch die Friedhofsverwaltung gehört, will im Frühjahr 2014 einen Entwurf für eine neue Friedhofssatzung vorlegen. Voraussichtlich soll darin eine Änderung enthalten sein, die erstmals eine Bestattung in Kolumbarien auf Kölner Friedhöfen ermöglicht.
„Open-Air-Schränke“ bislang nicht vorgesehen
Es wäre ein Novum. In Köln ist bislang eine städtische Urnenbestattung in Gebäuden oder „Open-Air-Schränken“ nicht vorgesehen, während im Umland diese Form der Bestattung längst angeboten wird. Vorreiter in Köln ist in dieser Hinsicht die Katholische Kirche, die derzeit in St. Bartholomäus in Ehrenfeld das erste Kolumbarium im Erzbistum einrichtet.
Seit rund zwei Jahren, also etwa seit dem ablehnenden Ratsbeschluss, leitet Manfred Kaune das Amt. Seitdem habe er eine immer größere Nachfrage nach Urnenbestattung festgestellt. Darauf müsse man reagieren, sagte er auf Nachfrage. Er selbst sei „gerne“ bereit, die Friedhofsatzung entsprechend zu ändern. Modellhaft wolle er zwei Standorte für ein Kolumbarium vorschlagen. Freilich werde er zuvor mit der Politik über das „sensible Thema“ sprechen, kündigt Kaune an. Falls der Rat jedoch beim bisherigen Grundsatzbeschluss bleibe, werde er keine diesbezüglichen Korrekturen vornehmen können.
Die Zeit ist günstig
In der Rodenkirchener Bezirksvertretung wurde das Thema Kolumbarium daraufhin neu aufgerollt. Die Grünen-Fraktion hatte einen Antrag eingebracht, in dem sie ein „Pilotprojekt Kolumbarium“ auf dem Friedhof in Weiß vorschlägt. Die Zeit sei günstig, denn in der Verwaltung erfolge nun ein Umdenken, sagt der Fraktionsvorsitzende Manfred Giesen. Abgesehen davon müssten die Stadtteilpolitiker endlich stärker auf ihre Kompetenzen pochen. „Wir müssen mutiger sein“, fordert Giesen. Das habe ihm ein Rechtsprofessor geraten, der sich auskenne in der städtischen Zuständigkeitsordnung. Denn eigentlich müsse die Stadtteilpolitik und nicht der Rat über das Kolumbarium auf dem Weißer Friedhof entscheiden können, so Giesen.
Der Antrag wurde zwar einstimmig beschlossen, aber die CDU-Vertreter enthielten sich der Stimme. Der christdemokratischen Fraktion ging der Vorschlag für ein Pilotprojekt nicht weit genug. Sie bat stattdessen um Vertagung und wollte mit einem gemeinsamen Antrag die grundsätzliche Änderung der Friedhofsatzung zugunsten einer künftigen Urnenbestattung in einem Kolumbarium einfordern. Das wiederum ging den Grünen, der FDP und der SPD offenbar zu weit.
Dorfgemeinschaft hofft auf Kolumbarium
Die Dorfgemeinschaft Weiß kämpft seit Jahren für ein Kolumbarium auf ihrem Friedhof. Die Bürger wollen die alte kleine Trauerhalle in Eigenregie und in Absprache mit der Verwaltung in einen Raum für Urnen umwandeln. Das Gebäude ist Eigentum der städtischen Gebäudewirtschaft, wird aber längst nicht mehr genutzt, steht leer und verfällt. Die Dorfgemeinschaft erklärt sich bereit, die Grundsanierung des maroden Gebäudes zu übernehmen. 20000 Euro stellt sie dafür zur Verfügung. Die Pläne sehen den Einbau von 130 Urnenkästen vor.
Die Dorfgemeinschaft sei nun „sehr positiv gestimmt“, meinen der Geschäftsführer Friedhelm Brodesser und Joachim Pütz, der sich ebenfalls stark für das Kolumbarium einsetzt. „Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Brodesser. Inzwischen hat ein Gespräch stattgefunden zwischen der Dorfgemeinschaft und Manfred Kaune. Er halte den Weißer Standort für interessant, sagt der Amtsleiter. Es gebe viele „schöne Lösungen“, meint er und nennt zum Beispiel auch den Eingangsbereich des Westfriedhofs.