„Zollstock ist kein Ort für Konkurrenz“Neue IG will Kölner Veedel nach vorne bringen
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Der Höninger Weg ist dank der Linie 12 bestens an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Er ist die Hauptschlagader des immer beliebter werdenden Stadtteils.
Copyright: Stefan Rahmann
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Die neu gegründete Interessengemeinschaft „Zollstock im Wandel“ möchte das Potenzial des Viertels heben
Die IG soll Anlaufstelle für junge Unternehmer sein und beratend tätig werden.
Die Posten des ersten und zweiten Vorsitzenden sowie des Schriftführers und des Kassierers müssen noch besetzt werden.
Köln – Die Interessengemeinschaft (IG) „Zollstock im Wandel“ für Gewerbetreibende in Handel, Handwerk, Gastronomie, Dienstleistungen und Institutionen nimmt Gestalt an. Bei einem Treffen in der Gaststätte „Haus Schäffer“ beschlossen die 35 Anwesenden, die IG bei ihrer nächsten Versammlung offiziell zu gründen. In den nächsten Tagen erhalten alle, die im Mailverteiler sind, den Entwurf einer Satzung, einen Mitgliedsantrag und eine Erklärung, mit der man seine Absicht bekunden kann, Mitglied zu werden.
Manfred Kaiser, der gemeinsam mit seiner Frau Ute Heinemann die Gründung der IG vorantreibt, begrüßte die Gäste. „Wir müssen in Zollstock in Vielem umdenken“, wandte er sich vor allem an die Geschäftsleute. „Es kommen immer mehr junge Familien in unseren Stadtteil. Das muss sich auch im Angebot der Läden widerspiegeln. Dieses Potenzial müssen wir nutzen.“
Insgesamt gibt es zwölf leerstehende Ladenlokale am Höninger Weg,
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Das Thema Digitalisierung müssten die Geschäftsleute angehen. „Die Leute wollen Vielfalt im Einzelhandel. Und sie kaufen regional und bio.“ Allein zwölf Leerstände gebe es am Höninger Weg. „Eine IG könnte da positiv Einfluss nehmen.“ Man brauche nicht den fünften Fahrradladen und den zehnten Friseur.
Die IG werde Anlaufstelle für junge Unternehmer sein und beratend tätig werden. „Wir haben 230 Gewerbetreibende in Zollstock“, sagte Kaiser und nannte damit die Zahl möglicher IG-Mitglieder. Gewerbetreibende werden voraussichtlich zwölf bis 15 Euro pro Monat als Mitgliedsbeitrag zahlen müssen, private Förderer 20 bis 25 Euro pro Jahr. „Es entstehen ja Kosten“, erklärte Kaiser: „Wir müssen zum Beispiel den Steuerberater bezahlen.“ Stimmberechtigt bei einer zukünftigen Mitgliederversammlung sollen nur die Gewerbetreibenden sein.
Kritik hagelte es für den Zollstocker Wochenmarkt. „Da standen letztens noch zwei Buden. Das ist lächerlich“, sagte Kaiser – unter Applaus. „Gemeinsam sind wir stark, alleine sind wir gar nichts“, appellierte Kaiser an den Zollstocker Gemeinsinn und verwies darauf, dass die Stadt erste Aktionen der IG finanziell fördere. Nun gelte es, Personen zu finden, die bereit seien, Vorstandsaufgaben zu übernehmen. Die Posten des ersten und zweiten Vorsitzenden sowie des Schriftführers und des Kassierers müssten besetzt werden. Die Damen und Herren, die kandidieren, werden von der Mitgliederversammlung gewählt.
„Es muss jetzt verbindlich werden“, sagte Kaiser eindringlich: „Als eingetragener Verein haben wir ganz andere Möglichkeiten.“ Den Kölner Handelskümmerer Hans-Günter Grawe hatten Ute Heinemann und Manfred Kaiser eingeladen, um über die Vorteile einer IG zu sprechen. Er hatte eine Überraschung mitgebracht. „Wir haben am Vorabend einen Dachverband der Kölner Interessengemeinschaften gegründet. Wir haben 17 von 25 Kölner IGs als Mitglieder.“
Köln hat noch vier verkaufsoffene Sonntage vor sich
Bis zum Jahresende wird es noch vier verkaufsoffene Sonntage in Köln geben, für die sich Grawe stark gemacht hat. „Es gilt in der IG Ideen zu entwickeln, was man erreichen will. Ich mache mir große Sorgen um den Einzelhandel, aber noch größere Sorgen um die Gastronomie.“
Alexander Strieder war ebenfalls einer Einladung gefolgt und stellte das Projekt „Schenk lokal“ vor. Die Idee: Gutscheine verschenken, die dann bei den 230 Kölner Händlern einlösbar sind, die bei „Schenk lokal“ registriert sind.
Wie es denn mit dem Verhältnis zu dem ebenfalls gerade in Gründung befindlichen Verein „Zollstock lääv“ bestellt sei, wollte ein Mann aus dem Publikum wissen. Der neue Zusammenschluss wolle sich hauptsächlich um die Vernetzung der Vereine kümmern. Grawes Meinung war eindeutig: „Wir haben keine Zeit für persönliche Animositäten.“ Und auch Kaiser zeigte sich gesprächsbereit: „Zollstock ist kein Ort für Konkurrenz.“