Theo Steil in Köln-SürthAnwohner des Schrottverwerters fürchten Lärm und Staub

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Godorfer Anwohner fürchten auch den Lkw-Verkehr, der täglich zum und vom Gelände des Schrottplatzes unterwegs sein wird.

  • Vertreter des Schrottverwerters Theo Steil versprechen Anwohnern eine sechs Meter hohe Schallschutzwand

Köln-Sürth – Der Schrottrecycler Theo Steil verlässt den Deutzer Hafen und will im Jahr 2020 in den Kölner Süden umziehen, auf eine 14 000 Quadratmeter große Fläche im nördlichen Bereich des Godorfer Hafens. Das Areal grenzt an das Naturschutzgebiet Sürther Aue und wird derzeit noch von der HGK für Schüttgutverladung genutzt. Vor allem die Bürger in Godorf und Sürth befürchten durch die Ansiedlung erhebliche Belastungen durch Lärm, Schmutz, Staub, zusätzlichen Lkw-Verkehr – und sie fühlen sich bislang übergangen und schlecht informiert.

Der Bürgerverein „für Sürth“ hatte deshalb zu einer Infoveranstaltung mit Vertretern der Geschäftsführung in den Pfarrsaal der Auferstehungskirche eingeladen – mit der Bitte um eine sachliche Diskussion. Trotz der teilweise aufgeheizten Stimmung blieb es ruhig. Christian Satlow und Frank Eiden versuchten, die Bürger zu beschwichtigen. Sie betonten, dass laut eigener Gutachten die gesetzlichen Richtwerte in puncto Schall, Staub, Umweltbelastung für die Nachbarn, für Pflanzen, Tiere und Wasser nicht überschritten würden. Allerdings müssten dafür besondere Anforderungen entsprechend des Bundesemissionsschutzgesetzes erfüllt und eingehalten werden.

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So soll das Betriebsgelände etwa mit einer sechs Meter hohen Schallschutzwand aus Beton umgeben werden. Extrem laute Arbeitsbereiche sollen eine Einhausung erhalten. „Wird es für uns lauter werden oder nicht?“, fragte ein Bürger konkret. Die Antwort fiel unklar aus: „In der subjektiven Wahrnehmung ja, laut Lärmgutachten nein“, sagte Frank Eiden. Pro Woche werden voraussichtlich zwei Schiffe beladen, die das Metall-Material nach Rotterdam bringen. Einen befürchteten „Schiff-Stau“ auf dem Rhein werde es wohl nicht geben, sagte Frank Eiden. Jeden Tag werden im Schnitt 32 Lastwagen verkehren, das entspricht zwei Lkw pro Stunde. Die Zufahrt ins Firmengelände soll von der Autobahn über die Kerkrader und Industriestraße erfolgen, die Abfahrt über Industriestraße und Kiesgrubenweg bis zur Autobahn.

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„Der Kiesgrubenweg ist doch jetzt schon überlastet“, hieß es von Seiten der Bürger. Die Godorfer vermuten, dass sich die Lastwagenfahrer außerdem nicht an die vorgegebenen Routen halten werden. „Die werden doch alle über die Bunsenstraße durch Godorf fahren, weil das kürzer ist“, kritisierte ein Godorfer. Im Gewerbegebiet Rodenkirchen, angrenzend an den Stadtteil Hahnwald, will Theo Steil einen 10 000 Quadratmeter großen Parkplatz für die Lastwagen einrichten. „Das wird aber noch geprüft“, sagte Christian Satlow. Mehrere Lagerhallen werden gebaut, die höchste ist 17 Meter hoch. Eine spezielle umweltfreundliche Beleuchtung während der Nacht ist vorgesehen.

Heikel ist das Thema Hochwasser. Wie Thomas Kahlix von der Bürger-Initiative Hochwasser Rodenkirchen erläuterte, würden die neuen Anlagen und Bauten die Strömung des Rheins bei Hochwasser beeinflussen. Es könne zur Überflutung der angrenzenden Shell Raffinerie bis in den Hahnwald und in die westlichen Bereiche von Sürth führen.

Die Steil GmbH will voraussichtlich Ende Juni die Planunterlagen für den Bauantrag bei der Bezirksregierung Köln einreichen. Sie ist die Genehmigungsbehörde, die die Pläne im Stadthaus in Deutz öffentlich auslegen wird. Dann haben die Bürger offiziell Gelegenheit, Einwendungen und Anregungen einzubringen und gegebenenfalls Klagen vorzubereiten. Sechs Wochen sind dafür vorgesehen. Darauf wies Helmut Feld von der AG „Hafen“ hin, einem Zusammenschluss von Bürger- und Interessengemeinschaften im Bezirk Rodenkirchen. Die Unterlagen sollen auch im Bezirksrathaus Rodenkirchen ausgelegt werden, forderte die AG „Hafen“.

Anwohner Gerd Conrads kritisiert im Nachhinein, dass die Fragen zu Emissionen und Belastungen „abgebügelt“ worden seien. Insgesamt hätten sich die Bürger in dem Verfahren mehr Transparenz und schon jetzt ein Mitspracherecht „auf Augenhöhe“ gewünscht. „Änderungen an der Grundkonzeption wären in dieser frühen Planungsphase noch möglich gewesen“, glaubt Conrads. Er hat einen Besuch bei der Bezirksregierung beantragt und will versuchen, vor der offiziellen Öffentlichkeitsbeteiligung die Unterlagen einzusehen und von eigenen Gutachtern überprüfen zu lassen hinsichtlich Hochwasserschutz und Bundesemissionsschutzgesetz. www.steil.de

Was die AG „Hafen“ fordert

Verwertung, Umschlag und Lagerung von Eisen- und Nichteisenschrott sind in der Anlage der Schrottrecycling-Firma Theo Steil im Godorfer Hafen vorgesehen. Geplante Betriebszeiten sind von 6 bis 22 Uhr. Schrottschere, Schrottpresse, Schienenbrecher und Waggonzerleger werden von 7 bis 20 Uhr eingesetzt.

Der Betriebs-Standort befindet sich neben dem ursprünglich geplanten Erweiterungsareal für den Godorfer Hafen. In dem Zusammenhang fordert die Arbeitsgemeinschaft „Hafen“, dass der immer noch geltende Ratsbeschluss für den strittigen Ausbau endgültig für obsolet erklärt wird. (süs)

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