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Hommage an die Bläck FöössKölner Scala-Theater feiert Premiere mit zentraler Botschaft

3 min
25.09.2025, Köln: Premiere von „Op bläcke Fööss noh Kölle“ im Scala-Theater.

Foto: Michael Bause

„Circus Pitz:“ Eine schrecklich durchgeknallte Familie.

Das neue Stück des Scala-Theaters berührt gleich in mehrfacher Hinsicht. Jetzt war die Premiere.

Wenn ein Schauspieler, der zugleich Theater-Leiter und Autor des Stücks ist, bei der Premiere die Bühne seinem Kollegen überlässt, spricht das für den Teamgeist im Ensemble. Wenn dabei ein verstorbenes Mitglied nach wie vor eine Rolle spielt, ist das hochemotional. Und wenn das Publikum schon zur ersten Musik begeistert mitsingt und nach dreieinhalb Stunden im ausverkauften Saal stehend applaudiert, hat man alles richtig gemacht.

Donnerstagabend feierte im Scala-Theater „Op bläcke Fööss noh Kölle“ Premiere. Der Titel lässt es schon erahnen, dass Urheber Ralf Borgartz einmal mehr auf die Kraft und Wirkung von kölschen Tön setzt. Diesmal widmen sich er und sein Mann Arne Hoffmann dem Gesamtkunstwerk der Bläck Fööss. Die „Mutter aller kölschen Bands“, wie sie gern genannt werden, feiert in diesem Jahr 55-jähriges Bestehen. Vor 22 Jahren eröffnete das Scala am Hohenzollernring, und seit knapp elf Jahren leiten Borgartz und Hoffmann das Volkstheater, das dem Namen Lustspielhaus alle Ehre macht.

Scala-Theater Köln: Sophie Russel ist als  Flaschengeist dabei

„Wir möchten nur einem danken: dem Publikum“, sagte Borgartz, bevor sich der Vorhang öffnete. Schon jetzt sei das rein privat finanzierte Theater bis Weihnachten ausverkauft. „Danke, dass ihr uns immer weiter tragt“, so der Theater-Chef, der an diesem Abend für seinen Kollegen Oliver Nell aussetzte. Von den zehn Ensemble-Mitgliedern spielen jeweils sechs. Sophie Russel, die 2024 unerwartet im Alter von 56 Jahren verstorben war, ist das unsichtbare elfte. Borgartz: „Wir denken jeden Tag an sie.“ Kostümbildner Sergio Abajour hat für jeden Schauspielenden etwas aus alten Kostümen von Sophie Russel verarbeitet.

In der neuen Spielzeit begleitet sie das Ensemble als Flaschengeist „Zuffi in the bottle“ auf der schrägen Reise des „Circus Pitz“. Das Familienunternehmen musste seine Heimatstadt Köln einst verlassen, da die zusammengewachsenen Zwillinge „Allez“ (Kirstin Hesse) und „Hopp“ (Maxi Dörner) nicht der Norm entsprechen. Daher befindet man sich auf Welttournee. Der Zirkus erhält nach dem rätselhaften Verschwinden von „Ronaldo Pitz“ (Arne Hoffmann) Verstärkung durch „Kaczmarek“ (Arne Hoffmann), der sogleich zum gleichnamigen Bläck-Fööss-Klassiker als Hausmeister rappt.

Es gibt zahlreiche Verbeugungen vor der kölschen Band. Dabei begeistert das Ensemble nicht nur durch den mehrstimmigen Gesang, auch sind die Fööss-Lieder teilweise neu arrangiert worden. So gefällt „Ming eetste Fründin“ in einer Rumba-Version, ebenso stark klingt der von den Fööss gecoverte Grönemeyer Hit „Männer“ in der A-Cappella-Version.

Traditionell bewegen sich viele Witze unterhalb der Gürtellinie, aber auch solche, die darüber liegen, kommen beim Publikum an: „Das ist ein Kinderfahrschein …“ –„Ja, da kannst Du mal sehen, wie lang ich auf die Bahn gewartet habe.“ Vor allem Barbara Nöske als „Novesia Pitz“ und Gattin von „Rodolfo Pitz“ (Oliver Nell) begeistert in der Tradition von Gigi Herr mit ihrer derben kölschen Art: „Dir haben Sie 'ne Wurst als Kind um den Hals gehängt, damit wenigstens der Hund mit dir spricht.“ Auf ihre Heimatstadt lässt die Gattin nichts kommen. „Versündige Dich nicht“, fährt sie ihren Schwager „Rocco Pitz“ (Tobias Ziebold) an, als der einmal über Köln flucht.

„Op bläcke Fööss noh Kölle“ punktet auch deshalb, weil es im Vergleich zu früheren Stücken eine unmissverständliche Botschaft hat: Jeder, jede soll so leben, wie er oder sie möchte. Die Magie des Zirkus entsteht schließlich aus Vielfalt. Die zusammengewachsenen Schwestern „Allez“ und „Hopp“ werden am Ende nicht per Operation getrennt, die Rückkehr ins geliebte Köln mit dem „Fresskomitee“ gerät zum umjubelten Finale mit Fööss-Liedern, die nicht besser passen können: „Lück wie ich un do“ und „En unserem Veedel“.